Zu Bayern würde kein Trainer auf der Welt besser passen
27.02.2024 | 11:09 Uhr
Lothar Matthäus blickt in seiner Kolumne auf die Trainersuche des FC Bayern und nennt Kandidaten. Der Sky Experte schätzt zudem die Situation bei Borussia Dortmund und die Zukunft von Mats Hummels und Marco Reus ein.
Wenn es für den FC Bayern gegen Leipzig und dann auch noch in Freiburg am kommenden Freitag schief gegangen wäre, hätte Thomas Tuchel vermutlich im Rückspiel gegen Lazio Rom nicht mehr auf der Bank gesessen.
Die Mannschaft hat gegen Leipzig zumindest phasenweise funktioniert und ich habe nach langer Zeit wieder eine Aufstellung gesehen, die ich verstehen kann. Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger aufzustellen, halte ich für die richtige Entscheidung, das habe ich schon seit langer Zeit gesagt.
Nach dem Sieg im Topspiel gehe ich jetzt davon aus, dass ein Anfang gemacht wurde und man die Sache mit Tuchel ergebnismäßig und leistungsmäßig wahrscheinlich bis zum Saisonende durchziehen kann.
Was die Suche nach Tuchels Nachfolger angeht, möchte ich zunächst eines sagen:
Xabi Alonso muss aufgrund seiner Vita, seiner Autorität und seiner erfolgreichen Arbeit in Leverkusen ganz oben auf der Liste des FC Bayern dabei sein. Ich wüsste keinen Trainer in Europa und in der Welt, der besser zu Bayern München passen würde als Xabi Alonso.
Aber Alonso konzentriert sich auf Bayer Leverkusen, und das finde ich gut. Xabi Alonso interessiert Bayern München noch nicht, ihn interessieren auch Liverpool und Real Madrid noch nicht. Ihn interessiert nur, in den nächsten zweieinhalb Monaten möglichst drei Titel mit Leverkusen zu gewinnen.
So, wie er als Spieler war, ist er jetzt als Trainer. Er bleibt seinem Charakter treu. Die Geschichten, die jetzt und in den nächsten Wochen und Monaten gespielt werden, lassen ihn kalt. Er hat keinen Druck und kann sich die Sache entspannt ansehen. Vielleicht ist es ein Traum von ihm, irgendwann einmal Bayern, Liverpool oder Real zu trainieren. Aber er ist meiner Meinung nach noch nicht fertig in Leverkusen.
Xabi ist niemand, der sich von großen Namen treiben lässt, dafür hat er als Spieler zu viele Erfolge gefeiert. Er wird auch dem Wirtschaftlichen nicht folgen. Ihm kommt es darauf an, was er aufgebaut hat und mit wem er es aufgebaut hat. Er weiß, wo er herkommt und was er den anderen zu verdanken hat. Deswegen sehe ich ihn in der kommenden Saison noch nicht unbedingt bei einem neuen Verein.
Wen ich beim FC Bayern sehe? Keinen Jose Mourinho und auch keinen Jogi Löw. Zinedine Zidane ist ein großer Name, aber er kennt die Bundesliga nicht. Dass er kein Deutsch spricht, finde ich gar nicht so entscheidend. Ich glaube, auch Thomas Tuchel hat viele seiner Ansprachen auf Englisch gehalten und ich gehe davon aus, dass Zidane auch Englisch spricht.
Einer, dem ich den Trainerjob in München zutrauen würde, ist Sebastian Hoeneß - wenn er die Unterstützung im Verein bekommt, und dafür spricht ja schon sein Name. Hoeneß trägt das Bayern-Gen in sich und hat gute Arbeit als Trainer der zweiten Mannschaft des FCB geleistet. Auch wenn er noch keine großen Erfolge gefeiert hat: Alles, was er in Stuttgart macht, hat Hand und Fuß und er ist mit dem VfB weiter auf Kurs in Richtung Champions League.
Borussia Dortmund hat beim 2:3 gegen Hoffenheim einen Rückschlag im Kampf um die Königsklasse hinnehmen müssen. Zwar hatte der BVB bis zum Sonntag im Jahr 2024 viele Punkte geholt, aber fußballerisch performt man weit unter den Erwartungen, die man an diese Mannschaft stellen darf.
Ich habe beim FC Bayern gesagt, und ich sage es auch beim BVB: Ich lasse mich von Ergebnissen nicht blenden. Die Mannschaft ist verunsichert, irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Anscheinend trägt sie einen Virus in sich, der sie bremst. Ob es an Edin Terzic liegt? Das weiß ich nicht.
Als Trainer kann ich nicht sagen: "Ich habe eigentlich mehr von der Mannschaft erwartet." Wenn ich einen Kader habe, weiß ich, worauf ich mich einlasse und dass ich mit diesem Kader an Leistungen und Ergebnissen gemessen werde.
Ich gehe davon aus, dass Terzic in die Zusammenstellung des Kaders involviert war. Viele Spieler, die in den letzten 18 Monaten geholt wurden, haben die Erwartungen nicht erfüllt. Dadurch hat man ein Qualitätsproblem. Man kann von einem Jadon Sancho nicht erwarten, dass er nach seiner langen Pause das Dortmunder Stadion abbrennt.
Vielleicht hätte Terzic auch - wie Tuchel in München - gerne den einen oder anderen Spieler mehr gehabt. Wichtig ist, dass einer im Verein, der Fußball-Fachkenntnisse hat, sich mit dem Trainer abstimmt, auf welchen Positionen und auf welche Art und Weise man sich verstärkt. Und das hat bei Dortmund in den letzten eineinhalb Jahren nicht funktioniert.
Man muss die Steine nicht erst umdrehen, wenn es nicht mehr anders geht. Warum dreht man sie nicht vorher um, wenn die Leistung nicht stimmt?
Man sollte zukunftsorientiert handeln und einen großen Schnitt vornehmen. Danach dürften Mats Hummels und Marco Reus keine Rolle mehr spielen, auch wenn diese Spieler große Verdienste für den Verein haben. Auch wenn ich Mats Hummels weiterhin als einen der besten Innenverteidiger sehe, aber wenn ich einen Umbruch mache, dann muss ich ihn komplett machen und darf auf die Gefühlswelt keine Rücksicht nehmen.
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