Özil geht auf DFB-Boss Grindel los: "Inkompetenz und Unfähigkeit!"
Nationalspieler verteidigt Erdogan-Foto
27.07.2018 | 14:53 Uhr
Mesut Özil zieht einen Schlussstrich und beendet seine DFB-Karriere. Dabei lässt er sich nicht die Chance auf einen Rundumschlag nehmen. Neben den Medien und Sponsoren rechnet Özil mehr als deutlich mit DFB-Präsident Reinhard Grindel ab, gegen den er schwere Vorwürfe erhebt.
"Ich werde nicht länger der Sündenbock sein für seine Inkompetenz und Unfähigkeit, seinen Job gut zu machen", schrieb Özil in seiner Rücktrittserklärung auf seinen Social-Media-Kanälen.
Grindel hätte ihn seit Beginn der "Erdogan-Affäre" mit der Veröffentlichung der Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten und dem ebenfalls türkischstämmigen Nationalspieler Ilkay Gündogan nicht mehr in der DFB-Auswahl haben wollen, meinte Özil weiter.
Özil erhebt schwere Vorwürfe gegen Grindel
Der Mittelfeldspieler vom FC Arsenal warf dem Verbandschef vollkommenes Desinteresse an seinen Beweggründen für das Bild mit Erdogan vor und stellte Grindel im Zusammenhang mit der Visite gemeinsam mit Gündogan bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin als karrieresüchtig dar. Bei einem Gespräch über das Foto wäre Grindel mehr an der Darstellung politischer Ansichten und "an der Herabsetzung meiner Meinung interessiert" gewesen, beschrieb Özil die damalige Situation.
Als Steinmeier nur mit Gündogan und ihm gesprochen hätte, wäre Grindel "verärgert" gewesen, dass ihm "nicht erlaubt wurde, dabei zu sein, um seine eigene politische Karriere zu forcieren", schrieb Özil. Ebenso hätte Grindel darauf reagiert, dass das Bundespräsidialamt eine mit den Spielern angestimmte Pressemitteilung über das Treffen verfasste und nicht der DFB-Stab die Führung in der Angelegenheit übernehmen konnte.
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Özil wirft Grindel Rassismus vor
Vor dem Hintergrund einer Rede von Grindel als Bundestagsabgeordneter der CDU aus dem Jahr 2004 mit negativen Aussagen zur Multikulti-Gesellschaft und dem Islam wäre Grindels Verhalten in der Erdogan-Affäre "enttäuschend, aber nicht überraschend", schrieb Özil: Aber "wenn hochrangige DFB-Offizielle mich so behandeln, wie sie es getan haben, dann ist genug genug".
Indirekt behauptete Özil, dass Grindel nicht zum DFB passen würde: "Leute mit rassendiskrimierendem Hintergrund sollten nicht im größten Fußball-Verband der Welt arbeiten dürfen, der viele Spieler mit zwei Heimatländern hat. Solche Einstellungen spiegeln einfach nicht die Spieler wider, die sie vorgeben zu vertreten."
Özil steht zu Foto mit Erdogan
Zuvor äußerte sich Özil erstmals öffentlich zur Erdogan-Affäre und bekannte sich eindeutig zu dem Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten bekannt.
Er hätte unabhängig von Wahlen in der Türkei "das Bild trotzdem gemacht", schrieb Özil am Sonntag in einem ersten von drei Beiträgen auf seinen Profilen in den sozialen Netzwerken.
Özil kritisiert DFB und Medien
In seinem zweiten Beitrag attackierte Özil den DFB und die Medien.
"Sie kritisieren nicht meine Leistung und die Team-Performance, sie kritisieren nur meine türkische Abstammung und den Respekt, den ich meiner Erziehung beimesse. Das überschreitet eine persönliche Grenze, die niemals überquert werden sollte. Die Zeitungen versuchen die deutsche Nation gegen mich aufzubringen", prangert Özil die deutschen Medien an, denen er Rassismus vorwirft. Er werde allein aufgrund seiner Herkunft kritisiert.
Der Verband habe zudem nichts dagegen unternommen, dass einer seiner Sponsoren (Mercedes-Benz) ihn im Zuge der Erdogan-Affäre aus seiner WM-Kampagne genommen habe. Während DFB-Präsident Reinhard Grindel, den Özil namentlich nicht nannte, von ihm eine öffentliche Erklärung für das Foto gefordert habe, habe sich der Sponsor für Verfehlungen in der Abgas-Affäre nicht entschuldigen müssen. Sogar seine alte Schule in Gelsenkirchen habe sich wegen der Affäre von ihm abgewendet, obwohl er diese finanziell unterstütze. "Ehrlich, das tat weh." (Sky Sport/ sid)