Handball News: Die sieben Neulinge im DHB-Team für die EM
Spätstarter, Talente & Co.: sieben neue Hoffnungsträger für Gislason
11.01.2022 | 15:08 Uhr
Die Handball-Nationalmannschaft hat vor der Vorbereitung auf die EM 2022 ein neues Gesicht erhalten. Langjährige Leistungsträger haben abgesagt oder wurden aussortiert. Stattdessen setzt Bundestrainer Alfred Gislason auf eine radikale Verjüngung. Sky Sport stellt die Rookies vor.
Aktuell bereitet sich die deutsche Nationalmannschaft in Großwallstadt auf die Europameisterschaft in der Slowakei und in Ungarn (13. bis 30. Januar 2022) vor. Alle wichtigen Infos zur Handball-EM 2022 gibt es HIER. Mit an Bord sind gleich neun Turnier-Debütanten, darunter sieben Akteure die gerade einmal zwei Länderspiele oder weniger (Testspiele gegen die Schweiz und Frankreich vor der EM ausgenommen) für Deutschland absolviert haben.
Neue Gesichter im Adlertrikot, die nicht unbedingt jeder Handball-Fan kennt. Sky stellt die Neulinge im DHB-Kader vor dem EM-Turnier in wenigen Tagen vor:
Julian Köster (Rückraum links, Nummer 18)
Mit dem 21 Jahre alten Julian Köster vom VfL Gummersbach hat Bundestrainer Alfred Gislason einen Zweitliga-Profi nominiert - das gilt bei der Nationalmannschaft eher als Seltenheit. Sein Debüt im Schwarz-Rot-Gold-Dress feierte er am 5. November 2021 gegen Portugal. Bislang hat er zwei Länderspiele für Deutschland absolviert. Nun ist auch die Premiere bei einem Großturnier für den Youngster zum Greifen nah.
Köster gilt als eines der ganz großen Talente im deutschen Handball. Beim DHB erhofft man sich von Köster für die Zukunft so einiges. In Gislasons Abwehr nimmt er in der 5:1-Variante oft den Part des vorgezogenen Deckungsspielers ein - mit seinen "schnellen Beinen" ist er die ideale Besetzung für diese Position. Und dass er großes Potenzial hat, dürfte spätestens seit 2019, als er mit der deutschen U19-Auswahl Vizeweltmeister wurde, allen klar sein.
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Lukas Zerbe (Rechtsaußen, Nummer 17)
Lukas Zerbe vom Pokalsieger TBV Lemgo Lippe hat, wie Köster auch, sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft am 5. November 2021 gegen Portugal gefeiert. Der 25-Jährige ist der Neffe von DHB- und TBV-Legende Volker Zerbe. "Little Zebu", wie sich Zerbe in Anlehnung an den Spitznamen seines berühmten Onkels auf Instagram nennt, ist in Lemgo, mit einer Abschlussquote von knapp 79 Prozent mittlerweile zur Stammkraft avanciert.
Ein talentierter Spieler mit extrem hoher Bereitschaft - er ist diszipliniert, motiviert und hat alle Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Profisportler. Der Linkshänder gilt als Flügelflitzer, der auch bei Lemgo ein hohes Tempo geht. Dort hat er erst kürzlich seinen Vertrag bis 2024 verlängert - keine schlechten Voraussetzungen für eine hoffnungsvolle Karriere, wie einst sein Onkel.
Djibril M'Bengue (Rückraum rechts, Nummer 19)
Djibril M'Bengue ist mit seinen 29 Jahren ein Spätberufener. Auch er kam Anfang November gegen Portugal, seine aktuellen Heimat, zu seinem Debüt im Adler-Trikot. Der Sohn eines Senegalesen und einer Deutschen ist erst der dritte farbige Nationalspieler Deutschlands und so ein Musterbeispiel für Integration im Handball.
Der 1,96-Meter große Rückraumspieler wechselte 2018 von Stuttgart zum FC Porto und ist dort zur Nummer eins gereift. Dort wurde er zweimal Meister und Pokalsieger. Den Bundestrainer beeindruckte er mit seiner Athletik und Wurfgewalt, zudem verfügt er über eine hohe Passsicherheit und ein gutes Auge. Ab Sommer wird er dann auch wieder in der Handball-Bundesliga zu sehen sein. Der Linkshänder hat beim Bergischen HC bis 2025 unterschrieben.
Joel Birlehm (Torwart, Nummer 41)
Am deutlichsten wird die Neuausrichtung auf der Torhüterposition: Joel Birlehm ist ein Teil der radikalen Verjüngung im DHB-Team. Der 24-Jährige bildet neben Routinier Andy Wolf und Till Klimpke, der schon etwas länger bei der Eliteauswahl dabei ist, das Torhüter-Gespann für Deutschland. Für die Portugal-Spiele im November 2021 schickte Gislason mit ihm und dem Wetzlarer Klimpke ein ganz junges Duo aufs Parkett, in Luxemburg feierte Birlehm sein Debüt.
Die Nominierung des gebürtigen Herforders, der über die Ostwestfalen-Stationen GWD Minden und TuS N-Lübbecke vor zwei Jahren beim SC DHfK Leipzig anheuerte, kommt nach seinen Top-Leistungen in der Bundesliga nicht sonderlich überraschend. Und seine Fähigkeiten bleiben auch vor der Liga-Konkurrenz nicht verborgen, die Rhein-Neckar Löwen haben sich seine Dienste zur Saison 2023/24 gesichert.
Lukas Mertens (Linksaußen, Nummer 36)
Es ist nicht die erste EM für Lukas Mertens, dafür aber die erste bei der A-Nationalmannschaft. 2016 holte der Flügelspieler die Silbermedaille mit der U20-Nationalmannschaft bei der EM in Dänemark. Auch er gehörte im November 2021 zu den Debütanten unter Gislason. Die Geheimwaffe des 25-Jährigen sind vor allem seine spektakulären Tore per Kempa-Trick, die der Linksaußen beim SC Magdeburg entweder selbst erzielt oder vorbereitet.
Mit seinem Verein surft er aktuell auf der Erfolgswelle. In der HBL verloren sie lediglich eins der 17 Spiele, zudem sicherten sie sich im Finale bei der Klub-WM gegen CL-Sieger FC Barcelona den Titel. Auch in der European League läuft es gut für den SCM - Erfolge, an denen Mertens einen großen Anteil hatte. Und die dem Bundestrainer, der zwischen 1999 und 2006 Trainer in Magdeburg war und seine Truppe zur Meisterschaft und zum CL-Sieg führte, auch nicht verborgen bleiben.
Christoph Steinert (Rückraum rechts, Nummer 44)
Mit Christoph Steinert ist ein Profi dabei, der noch nie für das A-Team aufgelaufen ist - obwohl er schon insgesamt 36 Länderspiele für den DHB (Junioren und Jugend) absolviert hat und U-18-Europameister 2008 und U-21-Weltmeister 2011 wurde. Zudem bestritt er für die deutsche B-Auswahl zwischen 2013 und 2014 vier Länderspiele.
Ansonsten gilt der Linkshänder als Spätstarter, erst mit 14 Jahren begann er, Handball zu spielen. Dann ging es für "Steini" aber rasend schnell nach ganz oben. Mit dem EM-Titel hatte sich der Erlanger Profi einen Namen im Handball gemacht. Auch wenn sein erneuter Weg beim SC Magdeburg (2019-2021, zuvor 2009-2010) eher von Tiefen geprägt war, weil sein Positionskonkurrent Omar Ingi Magnusson einst einschlug wie eine Bombe. Seit dem Wechsel zum HCE läuft es aber auch für den 31-Jährigen wieder richtig gut, was die Nominierung von Gislason rechtfertigt.
Luca Witzke (Rückraum, Nummer 99)
Der Rückraum-Akteur des Bundesligisten SC DHfK Leipzig feierte ebenfalls sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft im November gegen Portugal. Somit hat der 22-Jährige ebenfalls zwei Länderspiele absolviert. Was einige nicht wissen: Bereits unter dem ehemaligen Bundestrainer Christian Prokop wurde Witzke für Deutschland nominiert, brach sich jedoch bei einem Lehrgang die Nase und musste sein Debüt verschieben.
Die Karriere von Witzke begann beim Hülser SV. Sein erstes Seniorenjahr bestritt er für TuSEM Essen, ehe der Wechsel nach Sachsen folgte. Für ihn genau der richtige Schritt, dort konnte er behutsam in die Rolle eines Führungsspielers hineinwachsen. Der Spielgestalter der Grün-Weißen hat sich zum festen Teil des Bundesligisten etabliert und somit wurde auch sein Vertrag vorzeitig bis 2025 verlängert.
EM-Gegner sind Belarus, Österreich, Polen
Bei der EM trifft die DHB-Auswahl in der Vorrunde in Bratislava auf Belarus (14. Januar), Österreich (16. Januar) und Polen (18. Januar). Die ersten zwei Mannschaften qualifizieren sich für die Hauptrunde, die ebenfalls in der slowakischen Hauptstadt stattfindet.
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