Zverev bereit für Gipfel mit Alcaraz - "Sahnetag" nötig
31.05.2022 | 16:03 Uhr
Alexander Zverev gegen das Supertalent Carlos Alcaraz, Rafael Nadal im Gigantenduell mit Novak Djokovic - die Partien am Dienstag in Roland Garros elektrisieren die Fans weltweit.
Es ist an der Zeit für Alexander Zverev, sein Schicksal in die Hand zu nehmen. Im Duell mit Tennis-Wunderkind Carlos Alcaraz, dem neuen Liebling der Massen, der den Status des Olympiasiegers spürbar angreift, geht es für die deutsche Nummer eins um mehr als das Halbfinal-Ticket in Paris.
An einem Tag, auf den die Fans seit der Auslosung hinfiebern, der für Gezerre hinter den Kulissen der French Open sorgt und nicht nur den Weg in die Zukunft weist, sondern mit dem Gigantenduell zwischen Rafael Nadal und Novak Djokovic auch die Grand-Slam-Geschichte prägen könnte, muss Zverev liefern.
"Zverev muss sich in allen Belangen steigern, um überhaupt eine Chance zu haben gegen Alcaraz. Er hat sich zuletzt wahnsinnig viele Fehler geleistet, auch der Aufschlag hat gewackelt und da muss eben alles passen", ist Sky Kommentator Paul Häuser aber skeptisch, dass Zverev das kann. Und weiter:
"Zverev braucht einen Sahnetag beim ersten Aufschlag und möglichst auch eine hohe Quote. Er muss zudem sehr aggressiv spielen, denn wenn er sich mehrere Meter hinter der Grundlinie versteckt, wird Alcaraz ihn von der Platte fegen, denn er hat einfach alles. Seine Grundlagen sind perfekt, aber er hat auch das Besondere. Das macht ihn so speziell. Er kann den Court öffnen wie kaum ein anderer und das mit 19 Jahren. Das Winkelspiel und die Kreativität mit tollen Stopps oder Netzattacken sind überragend."
Zverev ist laut eigener Aussage aber gut vorbereitet auf den Showdown: "Ich bin bereit, er ist einer der besten Spieler der Welt", sagte der Hamburger: "Die Motivation bei einem Grand-Slam-Turnier ist für mich immer riesig. Ich bin 25 Jahre alt und denke schon, dass ich in einer Zeit bin, in der ich weit kommen und vielleicht auch mal eins gewinnen sollte."
Auf dem Weg dorthin wäre ein Erfolg über Alcaraz besonders wertvoll. "Es fehlt mir ein wenig die Fantasie, dass Zverev ihn knacken kann, aber eine kleine Hoffnung gibt es. Zverev weiß genau, was er tun muss, um eine Chance zu haben", urteilt Häuser:
"Er muss viel über die Rückhand cross gehen. Da kann er - genauso wie beim Tempo mithalten. Er muss enormes Risiko gehen und das kann zu leichten Fehlern führen. Ein guter Start wäre auch wichtig und er muss es schaffen, ihn zu überraschen. Es wäre an der Zeit, dass er mal einen Top-Ten-Spieler bei einem Grand-Slam schlägt, aber Alcaraz ist eine enorme Hürde."
Zverev, dem 2020 im Finale der US Open nur zwei Punkte zu seinem ersten Majortitel fehlten, bekommt in Roland Garros zu spüren, wie sehr Alcaraz mit 19 Jahren in die Rolle des "Kronprinzen" drängt und auch von den Veranstaltern gepuscht wird. Er habe das Gefühl, dass die anderen hochkarätigen Spieler "so ein bisschen links liegengelassen" würden, bemängelte Zverev.
Doch der Erfolg des jungen Spaniers gibt den Organisatoren recht. "Seine Grundlagen sind perfekt, aber er hat auch das Besondere. Das macht ihn so speziell. Er kann den Court öffnen wie kaum ein anderer und das mit 19 Jahren. Das Winkelspiel und die Kreativität mit tollen Stopps oder Netzattacken sind überragend. Ich bin, wie viele auch, begeistert von ihm", schwärmt auch Häuser.
Zverev sind vor allem die wiederholten Ansetzungen der Alcaraz-Partien für den Court Philippe Chatrier, dem größten Stadion in Paris, und auch die Spielzeiten ein Dorn im Auge. Die waren vor den Viertelfinals ein Thema auf der Anlage - allerdings in erster Linie mit Blick auf das elektrisierende 59. Duell zwischen dem Grand-Slam-Rekordchampion Nadal und Titelverteidiger Djokovic.
Welcher TV-Sender bekommt im Ausrichterland das Spiel der Spiele zwischen dem 21-maligen Majorsieger Nadal und dem wild entschlossenen Djokovic? Das öffentlich-rechtliche France TV, das die Partien am Tag zeigt, oder der Streamingdienst Amazon Prime, der die Rechte für die Night Sessions hält? Nadal bevorzugte eine frühere Spielzeit, weil ihm die Bedingungen bei wärmeren Temperaturen mehr liegen - doch er wurde nicht erhört und muss nach dem Zverev-Duell (ca. 16:00 Uhr/Eurosport und hier bei uns im Liveblog) am späten Abend ran (ab 20:45 Uhr).
Es dürfte zwischen den beiden 35-jährigen Granden ein Kampf auf Biegen und Brechen werden. "Ich werde ganz sicher bis zum Ende kämpfen", sagte Nadal vor dem nächsten Teil der Dauerrivalität, die zu den größten in der Tennisgeschichte zählt. Beide haben sich in allen vier Major-Finals gegenübergestanden, insgesamt führt Djokovic mit 30:28 Siegen. Aber Nadal hat Djokovic 19 Mal auf Sand in die Schranken gewiesen, bei acht Niederlagen.
Der Chatrier ist das "Wohnzimmer" des langjährigen Sandplatz-Königs, der Djokovics Abwesenheit von den Australian Open aufgrund dessen Ausweisung für sich nutzte und mit dem überraschenden Triumph in der ewigen Major-Rangliste Djokovic und Roger Federer (jeweils 20 Titel) hinter sich ließ.
Djokovic muss verhindern, dass Nadal zum 14. Mal den Coupe des Mousquetaires in die Finger bekommt und seinen Vorsprung ausbaut. Aber auch Zverev oder Alcaraz könnten da noch mitreden. Einer von ihnen wird den Gewinner des Gigantenduells im Halbfinale herausfordern.