Tennis News: Der Check-Up von Sky zu Wimbledon
Check-Up vor Wimbledon: Djokovic auf goldener Mission
29.06.2021 | 14:26 Uhr
Endlich wieder Wimbledon. Nach dem pandemiebedingten Ausfall 2020 gibt es nun wieder das berühmteste Tennisturnier der Welt live und exklusiv auf Sky. Unsere Kommentatoren Stefan Hempel, Marcel Meinert und Paul Häuser melden sich zum Turnierstart in London mit ihrem Check-up.
Bei den Herren wirkt Novak Djokovic auf einer goldenen Mission so, wie einst Steffi Graf 1988 beim Golden Slam. Alexander Zverev ist einer der Kandidaten, die dem Djoker die Tour versauen könnten.
Was macht eigentlich ein gewisser Roger Federer? Eine ähnlich spannende Frage, so wie die nach den Topfavoritinnen bei den Damen.
Favoritencheck Herren
Stefan Hempel: ''Für Novak Djokovic geht es 2021 um den Golden Slam und in Wimbledon um den 20. Grand-Slam-Titel. Die Nummer 1 der Welt holte sich schon die Australian und die French Open. Er kann und will dieses Jahr Geschichte schreiben, indem er alle vier Majors und die Olympischen Spiele gewinnt. Das gelang bisher nur Steffi Graf. Nicht nur diese historische Chance macht den Serben zum großen Favoriten. Djokovic hat auf Rasen sein Spiel so gut entwickelt, das haben die Turniere 2018 und 2019 an der Church Road in Wimbledon gezeigt. Einen anderen Favoriten 2021 zu nennen, wäre wohl nicht angemessen. Er wäre nach Borg, Sampras und Federer der vierte Spieler, der das Triple in Wimbledon schafft und das Turnier dreimal in Serie gewinnt."
Roger Federer - Status quo:
Marcel Meinert: ''Was lässt der Körper noch zu? Sechs Wochen vor seinem 40.Geburtstag steht Roger Federer vor seiner vielleicht letzten großen Chance, doch noch ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Bei seinem Comeback musste der Schweizer schon einige Höhen und Tiefen erleben. Vor Wimbledon hat er durch seine frühe Niederlage in Halle nur zwei Rasenmatches bestritten und so fehlt noch die Selbstverständlichkeit. Dass er über ''Best of Five" für eine gewisse Zeit mithalten kann, hat er bewiesen. Ob er aber die Energie hat, noch einmal den Weg zu einem Grand-Slam-Titel zu gehen, scheint mehr als fraglich, zumal die Auslosung enorm schwierig ist. Schon in Runde eins wartet mit Adrian Mannarino ein echter Rasenspezialist."
Alexander Zverev - Status quo:
Paul Häuser: ''Alexander Zverev hat eine anspruchsvolle Auslosung erwischt. Früh könnte es gegen gefährliche US-Powerhitter wie Taylor Fritz gehen, dann drohen auch Kaliber wie Ugo Humbert, Felix Auger-Aliassime oder sogar Nick Kyrgios. Aber Alexander Zverev hat sich bei seinen letzten Grand Slam sehr stabilisiert gezeigt. Die Ergebnisse bei den letzten Majors waren beeindruckend. Nun fehlt nur noch in Wimbledon das Erreichen des Halbfinals. Ich traue Zverev sogar das Finale zu. Die deutsche Nummer eins zählt für mich mit Stefanos Tsitsipas, Daniil Medvedev und Matteo Berrettini zum Kreis der vier ärgsten Herausforderer von Topfavorit Novak Djokovic."
Chancen der anderen Deutschen:
Marcel Meinert: ''Jan-Lennard Struff bleibt der Auslosungs-Pechvogel schlechthin. In Runde eins wartet auf ihn der Weltranglistenzweite Daniil Medvedev - damit spielt er seit Anfang 2020 zum neunten Mal in der ersten Runde gegen einen Top-20-Gegner. Dass er Medvedev schlagen kann, hat Struff erst vor zehn Tagen in Halle bewiesen. Er ist ganz sicher auch nicht Medvedevs Wunschgegner, auch wenn der Russe sich mittlerweile auf Rasen akklimatisiert hat. Unangenehm wird es auch für Dominik Koepfer gegen den US-Aufschlagriesen Reilly Opelka und für Veteran Philipp Kohlschreiber gegen Denis Shapovalov. Die Qualifikanten Daniel Masur und Oscar Otte sind in ihren Auftaktmatches bei ihrer Wimbledon-Premiere nicht chancenlos, danach wird die Luft aber wohl schnell zu dünn werden. Gleiches gilt für Yannick Hanfmann (gegen Jiri Vesely)."
Dark Horses - Players to watch:
Stefan Hempel: ''Nick Kyrgios als Dark Horse zu bezeichnen ist schon speziell. Als Typ ist er das keinesfalls aber aktuell als Spieler läuft er doch unter dem Radar. Sein letztes Match bestritt der Australier in Melbourne Anfang des Jahres gegen Thiem. Aber Quick-Nick braucht nichts an Vorbereitung, um für Furore zu sorgen. Mit seinem außergewöhnlichen Talent ist der aktuell Weltranglisten 61. immer ein Kandidat für große Spiele und auch Siege."
Paul Häuser: ''Ich traue dem eleganten Franzosen Pierre-Hugues Herbert immer einiges auf Rasen zu. Weitere gefährliche Kandidaten sind aus meiner Sicht Felix Auger-Aliassime, Hubert Hurkacz und Nikoloz Basilashvili."
Marcel Meinert: ''Nick Kyrgios kehrt erstmals seit den Australian Open wieder auf die Tour zurück, das Popcorn für sein Erstrundenmatch gegen Halle-Champion Ugo Humbert steht schon bereit. Für den Sieger dieser Partie könnte einiges möglich sein. Auch im Duell Dan Evans vs. Feli Lopez verstecken sich gleich zwei ''Dark Horses". Lopez hat mit 40 Jahren auf Mallorca seinen 500.Karriere-Matchsieg gefeiert und hat noch lange nicht vor, den Schläger an den Nagel zu hängen. Auf Rasen blüht er immer wieder auf."
Favoritencheck Damen
Paul Häuser: "Eine realistische Chance auf den Titel haben bei den Herren vielleicht fünf Spieler, bei den Damen sind es eher dreißig bis vierzig Kandidatinnen. So offen war dieses Draw im Vorfeld wohl noch nie. Natürlich sticht dabei die Nummer eins der Welt, Ashleigh Barty heraus. Aber wie fit ist die Australierin nach ihrer Hüftverletzung bei den French Open? In Form haben sich in Bad Homburg vor allem Angelique Kerber und Petra Kvitova präsentiert. Diese Beiden und auch eine Garbine Muguruza wissen genau, was es braucht, um Wimbledon zu gewinnen. Den größten Erfahrungsschatz darin hat natürlich: Serena Williams. Endlich Slam Nummer 24 - die Geschichte wäre ein Knaller. Queen Serena ist auch grundsätzlich alles zuzutrauen, auch wenn in Runde 3 womöglich Kerber wartet. Ebenfalls in der Verlosung sind Aryna Sabalenka, Victoria Azarenka, die French-Open-Siegerin Barbora Krejcikova und vielleicht auch eine Coco Gauff. So viele tolle Kandidatinnen, so viel Spannung: Das Wimbledon-Turnier der Damen 2021 wird ein Spektakel."
Angelique Kerber - Status quo:
Stefan Hempel: "Endlich schaltet das Tennis-Jahr wieder auf "grün" für Angelique Kerber. Klasse Matches und ein toller Turniersieg in Bad Homburg im Vorfeld von Wimbledon machen Hoffnung. Ich hoffe der Kopf spielt auch mit, dann kann die Siegerin von 2018 auch was bewegen. Das flache, schnelle Spiel auf Rasen kommt ihr entgegen. Dennoch sollte man bei den Erwartungen bescheiden bleiben. Bereits in Runde 3 wartet Serena Williams."
Chancen der anderen Deutschen:
Marcel Meinert: ''Mit nur vier deutschen Spielerinnen im Hauptfeld fehlt es dem deutschen Damentennis an der nötigen Breite. Andrea Petkovic wird vielleicht nicht mehr zur Rasenkönigin, hat aber gegen Jasmine Paolini aus Italien eine gute Chance. Alles was dann kommt, wäre für ''Petko" eine Zugabe. Mona Barthel (gegen Lin Zhu aus China) fehlen nach langer Verletzung Ergebnisse und Selbstvertrauen. Laura Siegemund wartet seit ihrem French Open-Viertelfinale im Vorjahr auf ein echtes Top-Ergebnis. Der Einzug ins Viertelfinale von Bad Homburg in dieser Woche war ein erster Schritt in die richtige Richtung, gegen Ekaterina Alexandrova ist sie aber zum Auftakt dennoch eher in der Außenseiterrolle."
Dark Horses - Players to watch:
Paul Häuser: ''Ich habe die US-Amerikanerin Alison Riske als Rasenexpertin auf dem Zettel. Dazu ihrer Landsfrau Amanda Anisimova. Und traditionell traue ich Jelena Ostapenko, der French-Open-Siegerin von 2017, einiges zu."
Stefan Hempel: ''Ich bin auf Su-Wei Hsieh in Runde eins gegen Iga Swiatek durchaus gespannt. Das hat Überraschungspotential."
Marcel Meinert: ''Insgesamt tummeln sich im Damen-Feld 15 Grand-Slam-Siegerinnen - das sagt viel darüber aus, wie ausgeglichen und unberechenbar das Feld ist. Extrem spannend finde ich Wildcard-Spielerin Ludmilla Samsonova, die beim Turnier in Berlin die Weltelite aufgemischt hat und alles mitbringt, um auch auf dem heiligen Rasen zu brillieren."