Kretzschmar: Davon haben wir alle geträumt
Die Kolumne zur Handball-WM
24.01.2019 | 18:46 Uhr
Sky Experte Stefan Kretzschmar beleuchtet in seiner Kolumne jede Woche die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Dieses Mal analysiert der ehemalige Nationalspieler den Halbfinaleinzug der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der Heim-WM.
Deutschland steht im Halbfinale. Wahnsinn! Das ist das, wovon wir alle geträumt haben. Ein ganz großer Erfolg für die Mannschaft und Christian Prokop. Er hatte so viele Kritiker - von denen höre ich jetzt gar nichts mehr. Ich habe einen Riesen-Respekt vor seiner Arbeit, aber auch vor der Stärke der Menschen, die an ihn geglaubt haben. Das Halbfinale gibt ihnen Recht! Der Bundestrainer macht einen super Eindruck und ist einer der Hauptverantwortlichen dieses Erfolgs.
Kroatien fühlt sich benachteiligt
Im Spiel gegen Kroatien war die Kulisse wieder einmal sensationell. Wie die Leute in der Halle mitgegangen sind, aber auch wie Millionen von Menschen vor den Fernsehern und im Netz mitgefiebert haben, war Weltklasse! Das gilt auch für die Vorstellung unserer Mannschaft. Die Kroaten stören sich im Nachhinein vor allem an einer Szene: dem Stürmerfoul kurz vor Schluss. Ich gebe zu, diese Schiedsrichter-Entscheidung war strittig. Die Kroaten haben alles in die Waagschale geworfen und toll gekämpft. Hut ab dafür!
Zusammenhalt ist das Erfolgsgeheimnis
Aber ich finde trotzdem, dass der Sieg für Deutschland verdient war. Der Zusammenhalt unserer Truppe gefällt mir richtig gut. Immer wieder gehen andere Spieler voran und setzen die entscheidenden Akzente. Gestern war es vor allem Fabian Wiede, der eine super Partie ablieferte. Es war nicht das Spiel der Außen, aber dafür sind die Rückraumspieler und Kreisläufer in die Presche gesprungen. Diese Mannschaft ist offensichtlich sehr, sehr homogen und ausgeglichen. Viele Spieler sagen, dass sie noch nie so einen Zusammenhalt erlebt haben. Sie sind als Einheit zusammengewachsen - das ist das Erfolgsgeheimnis!
Strobel-Ausfall hat das Team zusammengeschweißt
Das hat sich auch gezeigt, als sich Martin Strobel in der Anfangsphase verletzte. Für ihn tut es mir unheimlich leid. Er hat ganz Handball-Deutschland gezeigt, was er kann. Vor allem seinen Kritikern. Er hat bewiesen, dass er ein toller Regisseur ist und das Spiel perfekt lenken kann. Mit seinen Leistungen bei diesem Turnier hat er sich unsterblich gemacht! Gute Besserung an dieser Stelle. Sein Ausfall war ein Schlag ins Gesicht für die deutsche Mannschaft. Aber die Jungs haben dann auch für Martin gewonnen. Strobels Ausfall hat das Team zusätzlich zusammengeschweißt.
Trending
- Interesse wird konkreter! Topklub will Davies
- Füllkrug-Flucht aus England?
- Nur Platz 16! BVB will den ersten Auswärtsdreier
- Drastische Maßnahmen bei Chelsea || Mbappe-Streit mit PSG geht weiter
- 360 Mio.! Details zu Reds-Deal durchgesickert
- Kuriose PK-Momente! Kind amüsiert Rose
- Drastische Maßnahmen! Chelsea setzt Top-Talent unter Druck
- "Irritiert über die Kritik": Weltmeister nimmt Neuer in Schutz
- Money Messi! Superstar in anderen Sphären
- Streit zwischen Mbappe und PSG geht in die nächste Runde
Für Martin Strobel hat der Bundestrainer Tim Suton nachnominiert. Er ist ein Wühler, gut im Eins-gegen-Eins. Glücklicherweise haben wir gegen Spanien ein Spiel, bei dem wir ihn sofort einsetzen können. Da kann er sich mit den Abläufen nochmal vertraut machen. Tim Suton ist kein Martin Strobel. Damit meine ich, dass er nicht der klassische Regisseur ist. Aber er ist ein Spieler, der sich in dieser Mannschaft super wohl fühlt und ihr mit seinen Qualitäten helfen wird.
DHB-Team ist nicht von Suton abhängig
Es ist ja nicht so, dass wir unbedingt einen neuen Spielmacher brauchen. Für diese Position haben wir mit Fabian Wiede, Paul Drux, oder auch Steffen Weinhold und Steffen Fäth, genug Spieler. Als zusätzliche Nominierung macht Suton durchaus Sinn, um eine weitere Option zu haben. Wir sind aber nicht davon abhängig, dass er zu 100 Prozent einschlägt. Die Mannschaft würde auch ohne ihn funktionieren, weil wir im Rückraum glücklicherweise sehr viele Alternativen haben.
Das bringt die Partie gegen Spanien
Wie bereits erwähnt wird Christian Prokop die Partie gegen Spanien nutzen, um gewisse Dinge auszuprobieren. Das wird kein unwichtiges Spiel. Wir haben jetzt die Euphorie von zehn Millionen Deutschen vor dem TV. Auch gegen Spanien wird die Kölnarena ausverkauft sein. Es gilt also, die Euphorie nicht abebben zu lassen, im Rhythmus zu bleiben und sich mit einer guten Leistung von den Kölner Fans zu verabschieden. Außerdem waren Spiele gegen Spanien schon immer Kracher.
Gruppensieg ist nicht entscheidend
Ob wir dann letztlich Gruppensieger werden, oder nicht, ist relativ egal. Meiner Meinung nach ist es nicht entscheidend, ob wir im Halbfinale auf Dänemark, Norwegen oder Schweden treffen. Diese drei Teams sind allesamt auf dem gleichen Niveau, auch wenn Dänemark in eigener Halle bislang etwas besser auftrat als die anderen Teams. Das Halbfinale findet aber bekanntlich in Hamburg statt. Von diesen drei Optionen ist kein Team dabei, das ich mir unbedingt wünschen würde, oder dem wir auf jeden Fall aus dem Weg gehen sollten. Über die unterschiedlichen Konstellationen sollten wir nicht allzu viele Gedanken verschwenden. Wir sollten das Spiel gegen Spanien einfach gewinnen wollen, so wie jede Partie. Welcher Halbfinalgegner am Ende rauskommt, den nehmen wir an.
Noch nicht vom Titel sprechen
Und dann sollten wir das Halbfinale genießen! Es ist ja Wahnsinn, was für eine Euphoriewelle die Jungs ausgelöst haben. Ganz Deutschland steht jetzt hinter Uwe Gensheimer, Andi Wolff, Patrick Wiencek und Co. Und das absolut zurecht! Was die Jungs auf der Platte leisten, ist großartig für unsere Sportart. Ob das am Ende zum Titel reicht? Davon möchte ich noch nicht sprechen, denn außer Deutschland werden noch drei unfassbar starke Teams das Halbfinale erreichen. Freuen wir uns einfach auf ein tolles Spiel in Hamburg vor wieder fantastischer Kulisse. Unsere Jungs werden alles daran setzen, das Endspiel zu erreichen. Das ist jetzt das nächste Ziel.