Pep verzockt sich: Rote Emotion schlägt hellblaue Ratio
20.10.2022 | 15:23 Uhr
Toni Tomic blickt in seiner Kolumne auf das Topspiel der Premier League zwischen dem FC Liverpool und Manchester City zurück und erklärt, warum Pep Guardiola im Duell mit Jürgen Klopp - wieder einmal - den Kürzeren gezogen hat.
Wenn die beste Saisonleistung ausreicht, um Manchester City zu schlagen, dann kann man sich ungefähr vorstellen, wozu dieses Liverpool fähig ist,wenn sie in Form kommen.
Die beste Saisonleistung einer bislang enttäuschenden Saison. Ohne ein paar verletzte Leistungsträger.
Dem Meister die Show gestohlen in einem Spiel, bei dem es nur noch im Vorfeld darum ging, wie viele Tore Erling Haaland schießen würde und wie hoch Manchester City gewinnen würde.
Mentalitätsmonster gegen Maschine. Joe Gomez gegen Erling Haaland. In die Tasche gesteckt. Milner gegen Foden. Abgemeldet. Robertson gegen de Bruyne. Abgekocht.
Pep gegen Klopp. Verzockt. Mal wieder, wie so oft in den großen Spielen. Die besondere Idee ist wieder die falsche Idee gewesen. Viererkette aufgelöst, um auf das 4-2-3-1 von Klopp zu reagieren.
Sich, seine Spieler und sein System verraten, das vorzüglich funktioniert hatte in dieser Saison.
Warum etwas ändern, was wie geschmiert läuft? Nach dem Gegner richten? Ein Mangel an Selbstsicherheit oder Angst. Angst vor dieser Institution und diesem Stadion. This is Anfield.
Pep hat aus seinen Fehlern der Vergangenheit nicht gelernt. Er allein ist der Hauptschuldige für diese Niederlage.
De Bruyne nach rechts zu schieben und ihm seinen Freiraum und seine Stärke zu nehmen, die Versorgungskette in die Spitze abzuschneiden, war der falsche Move.
Zum zweiten Mal geschlagen in dieser Saison im direkten Duell gegen Liverpool. Er schafft es nicht, gegen Klopp zu gewinnen. Wie schon in der vergangenen Saison nicht.
Die Reaktion auf das zurecht aberkannte Tor von Foden hat viel von seinem Frust und seinem Innenleben preisgegeben. Pep Guardiola und Manchester City mögen auf lange Distanz in einer Saison (zurecht) das bessere Team sein.In den direkten Duellen schlägt jedoch die rote Emotion die hellblaue Ratio.
Auch einen Schiedsrichter, der der schlechteste Akteur war. Anthony Taylor hat diesem Spiel mehr geschadet, als dass er es kontrolliert hat. Das aberkannte Tor? Vermeidbar. Peps Frustreaktion? Vermeidbar. Klopps Rote Karte? Vermeidbar. Taylor war der Größe dieses Spiels nicht gewachsen.
Und Peps Argument, dass nur in Anfield so ein Tor nicht zählt, verrät seine Ehrfurcht vor diesem Klub. Wenn du in Anfield so ein Spiel gewinnen willst, dann musst du die beste Ausgabe deines eigenen Ich sein. Dann musst du bereit sein, gegen 12. Mann zu spielen.
Pep weiß das, aber er hat versucht, clever zu sein. Klopp hat einfach das Spiel gecoacht. Den Zeitpunkt erkannt, wann sein Team einen Impuls braucht und wann er wechseln muss.
Mit diesen Wechseln Kontrolle wieder erlangt und direkt das Tor erzielt. Peps erster und einziger Wechsel war in der 89. Minute. Mehr muss man in diesem ewigen Trainerduell an diesem Abend nicht wissen.
Und: Liverpool ist zurück.