Schumacher mit Rat an Haas: "Gibt keine Alternative zu Mick"
25.10.2022 | 18:53 Uhr
Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Formel-1-Themen. Nach dem USA-GP spricht Schumacher über den Siege-Rekord von Max Verstappen, Red Bulls Konstrukteurstitel, die starke Form von Sebastian Vettel sowie über Günther Steiner und die Zukunft von Mick Schumacher.
Max Verstappen und sein Auto haben auch in Austin den Unterschied gemacht. Er hat die ganze Saison über, auch in schwierigeren Phasen immer das Maximum aus seinem Paket herausgeholt. 13 Siege in 19 Rennen sind eine beeindruckende Statistik und ein Rekord für die meisten Siege innerhalb einer Saison.
Es gibt nicht viele Jahre in der Formel 1, wo ein Fahrer eine so konstant starke Leistung zeigt. Wenn man auf den Rekord für die meisten Saisonsiege blickt, muss man aber auch sagen, dass es bei 22 Rennen einfacher ist, diese hohe Anzahl an Siegen zu erreichen, als in früheren Jahren, wo es nur 18 Rennen gab.
Red Bull hat in Austin nach acht Jahren die Mercedes-Dominanz gebrochen und den Konstrukteurs-WM-Titel eingefahren. Nun kann Red Bull durchaus eine neue Ära prägen. Das ist auch ein bisschen das Problem in der Formel 1. Wenn der Vorsprung einmal da ist und wir dazu den Cost Cap haben, ist es schwer für die anderen Teams, da wieder aufzuschließen.
Ich habe aber die Hoffnung, dass Ferrari im kommenden Jahr Red Bull das Leben deutlich schwerer machen kann. Und auch Mercedes ist ja wieder auf dem Vormarsch. Es bleibt für die Formel 1 zu hoffen, dass dann wieder mehr Spannung im Kampf um den Konstrukteurs-WM-Titel hineinkommt. Aber 2023 wird Red Bull auf jeden Fall das Team sein, das es zu schlagen gilt.
Sebastian Vettel hatte in Austin wieder mal ein starkes Wochenende. Man darf aber nicht vergessen, dass sein Teamkollege Lance Stroll auch sehr gut unterwegs war und bei der Kollision mit Fernando Alonso auch ein bisschen Pech hatte. Der Aston Martin ist deutlich besser als noch zu Saisonbeginn.
Sebastian hat aus seinen Möglichkeiten das Beste herausgeholt, vor allem im Rennen war die Pace des Autos da. Nach dem Rennen war er am Funk sehr euphorisch, das zeigt, wie viel Freude er noch am Rennfahren hat. Als er seine Rücktrittsentscheidung getroffen hat, lief es bei Aston Martin überhaupt nicht zusammen. In den vergangenen Rennen und auch in Austin war er absolut konkurrenzfähig und konnte viele Punkte einfahren.
Es macht ihm derzeit richtig viel Spaß im Auto. Wenn er erst heute eine Entscheidung über seine Zukunft fällen müsste, würde ich behaupten, dass er nicht noch mal die gleiche Entscheidung treffen würde. Wenn es von Anfang der Saison so gelaufen wäre wie zuletzt, dann bin ich mir ziemlich sicher, hätte er nicht aufgehört.
Mick hat derweil wieder bewiesen, dass er eine starke Rennpace mitbringt. In Austin war er super stark unterwegs und lange Zeit vor Kevin Magnussen. Dann ging es allerdings rückwärts. Günther Steiner hat die Situation aber ordentlich bewertet. Er hat gesagt, dass Mick lange sehr schnell war, sein Rennen dann aus verschiedenen Gründen aber schwierig wurde. Er hat Mick in Schutz genommen, was ich super finde.
Was ich auch sagen muss, ist, dass Günther Steiner in letzter Zeit viel versöhnlicher geworden ist in vielerlei Hinsicht - auch in Austin. Es gab in dieser Saison viele Beleidigungen gegen das Haas-Team und auch gegen Günther Steiner persönlich in den sozialen Medien, das finde ich schade und ist nicht Sinn der Sache.
Eins ist klar: Wir wollen alle, dass Mick im kommenden Jahr auch in der Formel 1 fährt, die Leistung zeigt er auch und es ist schön, dass sie jetzt bei Haas besser miteinander umgehen. Weder Steiner noch Gene Haas haben es verdient, dass sie solche Hasskommentare zu hören bekommen.
Mick hat alles getan, was er tun muss, um auch 2023 für Haas in der Formel 1 zu fahren. Gene Haas und Günther Steiner werden auch ordentlich darüber nachdenken und dann erkennen, dass es keine Alternative zu Mick gibt. Daniel Ricciardo ist keine und auch Nico Hülkenberg ist eher schon unterwegs in Richtung Rente, als da noch einmal Bäume auszureißen. Anhand seiner Leistungen und Verbesserungen in diesem Jahr sieht man, wie viel Potenzial bei Mick noch zu erwarten ist. Dementsprechend gibt es auch keine Alternative zu ihm.
Dass Mick, ähnlich wie wohl Ricciardo, in der kommenden Saison bei einem anderen Team Ersatzpilot wird und dann 2024 wieder ein Stammcockpit bekommt, wäre natürlich immer denkbar. Aber besser und wichtiger für seine Entwicklung ist es natürlich, wenn er durchgängig in einem Formel-1-Cockpit sitzen würde.
Und vor allem geht Mick dann schon in sein drittes F1-Jahr, das Auto wurde sehr gut entwickelt. Aufgrund des Cost Caps werden die anderen Teams auch keine ganz großen Sprünge machen. Für beide Parteien wäre daher Kontinuität wichtig, denn 2023 wäre das Jahr, wo man die Früchte der eigenen Arbeit dann ernten kann und noch größere Erfolge zusammen feiern kann.
Bereits am Sonntag steht schon der Große Preis von Mexiko auf dem Programm. Wie immer in dieser Saison wird es sich auch dort an der Spitze zwischen Red Bull und Ferrari abspielen. Mercedes war in Austin stark unterwegs, bleibt aber immer noch so ein bisschen eine Wundertüte. Wenn sie ihr Auto im Griff haben, könnte Mexiko dem Silberpfeil vom Streckenprofil allerdings entgegenkommen.
Für die deutschen Piloten wird es wahrscheinlich ein schwieriges Wochenende werden. Insbesondere dem Haas dürfte die Strecke nicht liegen. Aber wir lassen uns gerne positiv überraschen.
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