Champions League: Hamann über Bayern, PSG, BVB und VAR

Didi Hamann lobt in seiner Kolumne die Leistung des FC Bayern im Achtelfinale der Champions League gegen Paris Saint-Germain. Der Sky Experte kritisiert die VAR-Eingriffe bei Dortmunds Niederlage beim FC Chelsea und schätzt die Chancen von Leipzig, und Frankfurt ein. Ein Liverpool-Wunder hält er nicht für unmöglich.

TOP 1: Bayern ist Top-Favorit auf den Champions-League-Titel

Besser als die Bayern im Achtelfinale gegen PSG kann man kaum spielen. Wie die Münchner hinten verteidigt und insgesamt das Spiel kontrolliert haben, das war richtig gut.

Yann Sommer weiß selbst, dass er einen Fehler wie den gegen PSG nicht wiederholen sollte. Aber es zeichnet eine gute Mannschaft aus, dass ein Teamkollege einen Fehler ausbügelt.

Matthijs de Ligts Rettungsaktion war stark, aber was Dayot Upamecano gespielt hat, war sensationell. Es hilft, wenn du in der Abwehr einen Sprecher hast, und ich glaube, dass de Ligt schon viel spricht, aber wenn Upamecano so spielt wie gegen PSG, dann muss man auch wenig sprechen.

Für mich sind die Bayern einer der Favoriten auf den Titel, wenn nicht der Top-Favorit. Wenn du dieses Jahr die Champions League gewinnen willst, musst du die Bayern schlagen.

TOP 2: PSG wird ein Verein wie jeder andere sein

Bei PSG hingegen bin ich mir sicher, dass sie in den kommenden Jahren nicht die Champions League gewinnen werden. Wenn du zu schnell zu viel willst, geht das meistens schief. Es fehlt das solide Fundament. Identität und Identifikation kannst du nicht kaufen. Das haben sich die Bayern über Jahre erarbeitet. Müller, Neuer, Goretzka, Kimmich sind alle schon sehr lange dabei, so ist die Identifikation mit dem Verein gegeben.

Wenn du aber Spieler von überall herholst, besteht die Gefahr, dass sie nur des Geldes wegen kommen. Benfica und Neapel sind in ihren Ländern beide Institutionen. Napoli hatte seit der Maradona-Ära keine großen Erfolge mehr gefeiert, sie haben es aber mit jahrelanger harter Arbeit bis ins Achtelfinale der Champions League geschafft und sind souveräner Tabellenführer in Italien.

Wenn du etwas Solides aufbauen willst, dauert es sieben, acht Jahre. Ob die Besitzer von PSG die Geduld dazu haben, stelle ich schwer in Frage. Deswegen glaube ich, dass PSG in drei bis fünf Jahren ein Verein sein wird wie jeder andere in Frankreich oder in Europa.

TOP 3: Dortmund wurde betrogen

Was Dortmunds Ausscheiden betrifft, muss ich klar sagen: Der BVB wurde betrogen. Ob Dortmund gegen Chelsea ohne den wiederholten Elfmeter weitergekommen wäre, steht in den Sternen. Aber es war niemals ein Elfmeter und der VAR hätte nicht eingreifen dürfen, denn der Schiedsrichter stand fünf Meter daneben. Er hat gesehen, dass Wolf der Ball an den Arm geschossen wurde, und er hat es als nicht strafbar bewertet. Der VAR hätte den Schiedsrichter nicht rausschicken dürfen und Makkelie hätte seine Meinung nicht ändern dürfen, denn es war kein Elfmeter. Und der VAR hätte die Wiederholung des Elfmeters nicht anordnen dürfen. Das darf er laut Regelbuch nur "wenn ein zu früh vorgelaufener Verteidiger einen Angreifer hindert, den Ball zu spielen, und so ein mögliches Tor verhindert." So war es bei Salih Özcan aber nicht.

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Ich will nicht zu tief in die Sportgerichtsbarkeit eintauchen, aber meine Frage wäre, warum es bei einem klaren Regelverstoß keine Möglichkeit gibt, Protest einzulegen? Vielleicht sollte es mal jemand machen. Die Dortmunder wurden betrogen. Ende. Dem BVB wurde eine Riesenchance genommen, ins Viertelfinale einzuziehen. Wer weiß, wann sich diese Möglichkeit wieder bietet? Es sind zwar noch namhafte Teams dabei, aber auch welche, die nicht die Wucht mitbringen wie Bayern oder Real Madrid. Frankfurt hat letztes Jahr in der Europa League gezeigt, was alles möglich ist, wenn eine Mannschaft einen Lauf hat oder sich in einen Rausch spielt.

Liverpool braucht ein Wunder? Why not?

Für die Eintracht wird es im Rückspiel in Neapel sehr schwer. Napoli gehört für mich zu den Favoriten. Ich glaube nicht, dass Frankfurt es packt. Für Leipzig sehe ich aber alle Chancen. Manchester City ist nicht so dominant wie in den vergangenen Jahren. Dass Nkunku fehlt, hilft RB zwar nicht, aber Leipzig hatte auch ohne ihn 17 oder 18 Spiele nicht verloren.

Liverpool steht nach dem 2:5 gegen Real vor dem Aus, aber im Fußball schließe ich nichts aus. Es gibt wenige Vereine, die, wenn sie mal ins Rollen kommen, eine Wucht auslösen können, dass es für den Gegner fast keine Antwort gibt. Zu diesen Vereinen gehören Bayern, Liverpool und Real Madrid, die im vergangenen Jahr in jeder Runde die Spiele gedreht haben. Wenn Liverpool nach dem 7:0 gegen Manchester United am Wochenende in Bournemouth wieder drei oder vier Tore schießen, werden sie nach Madrid fliegen und sagen: why not? So ein Kantersieg kann für das Selbstvertrauen Wunder bewirken. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Liverpool doch noch weiterkommt, aber für sehr unwahrscheinlich.

BVB im Derby und FCB gegen Angstgegner gefordert

Ein Ausscheiden hängt dir ein, zwei Tage nach. Nach solchen Niederlagen zeigen sich die großen Mannschaften. Sie müssen Widerstandsfähigkeit zeigen, was die Dortmunder in den letzten Wochen schon gut hinbekommen haben. Auf Schalke wird es schwer genug, aber das sind die Spiele, die du gewinnen musst, wenn du Meister werden willst.

Die Bayern müssen gegen Augsburg ihren Lauf mitnehmen. Auch die zuletzt gescholtenen Gnabry und Sane haben gegen Paris ihren Teil beigetragen. Wenn die Bayern vom Läuferischen oder Kämpferischen auf dem gleichen Niveau oder besser sind als ihr Gegner, gibt es wahrscheinlich kaum eine Mannschaft, die sie schlagen kann. Wenn sie in der Bundesliga gegen Augsburg 80 oder 90 Prozent von dem zeigen, was sie gegen PSG geleistet haben, werden sie das Spiel gewinnen. Aber das war bei ihnen in der Liga in den vergangenen Wochen nicht immer der Fall.

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