Elfer-Wut beim BVB! Schiri-Experte: Zweimal korrekt, einmal falsch
08.03.2023 | 10:41 Uhr
Auch am Tag nach dem BVB-Ausscheiden in der Champions League bleibt der Chelsea-Elfmeter der große Aufreger. Dabei stellen sich drei Fragen: War es ein Elfmeter? War die Wiederholung korrekt? Und durfte der VAR eingreifen? Schiri-Experte Alexander Feuerherdt von Collinas Erben klärt auf.
Das entscheidende 2:0 des FC Chelsea gegen den BVB am Dienstagabend fiel per Elfmeter. Marius Wolf bekam aus kürzerer Distanz im Strafraum einen Ball an den Arm. Der BVB-Spieler drehte sich weg, vergrößerte so allerdings seine Körperfläche. Schiedsrichter Danny Makkelie ließ zunächst weiterlaufen. Der VAR meldete sich, Makkelie guckte sich die Szene selbst an und zeigte danach auf den Punkt.
Im ersten Anlauf verschoss Kai Havertz den Elfmeter. Der Chelsea-Star schoss den Ball an den rechten Pfosten. Danach stürmten Spieler der Blues und von Dortmund in den Strafraum - BVB-Abräumer Salih Özcan klärte den Abpraller daraufhin. Wieder griff der VAR ein und ließ den Elfmeter wiederholen, da Spieler beider Teams bei der Ausführung schon in den Strafraum gelaufen waren. Den zweiten Versuch verwandelte Havertz sicher.
Der Ablauf der ganzen Strafstoß-Situation sorgte im Nachgang nicht nur für Diskussionen, sondern auch eine ganze Menge Wut bei den ausgeschiedenen Dortmundern.
Emre Can wetterte nach dem Spiel bei Amazon Prime: "Der Schiri, der war heute daran Schuld. Es ist mir scheißegal, wer vorher reingelaufen ist, er trifft den Pfosten, fertig, aus. Er (der Schiedsrichter, Anm. d. Red.) war das ganze Spiel schon arrogant. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht. Wir müssen uns nicht schämen. Am Ende haben wir unverdient auch wegen dem Schiedsrichter verloren." Doch kann man Makkelie wirklich Fehler vorwerfen?
Die erste Frage, die sich stellt, ist die nach der Rechtmäßigkeit des Elfmeters. War das Handspiel von Wolf überhaupt elfmeterwürdig? Alexander Feuerherdt von den Schiedsrichter-Experten Collinas Erben erklärt die Entstehung auf Twitter wie folgt: "Wolf dreht sich zwar mit dem Körper weg, hält den Unterarm aber mit geöffneter Hand in die Flugbahn des Balles. Damit hält er den Ball auf. (...) Aus meiner Sicht eine mindestens vertretbare Entscheidung."
Während die Kulanz beim Handspiel in der Bundesliga größer ist, ist das Regelwerk bei der UEFA in puncto "Vergrößerung der Körperfläche mit der Hand/dem Arm" deutlich strenger. Der Elfmeter ist damit - auch wenn sehr streng gepfiffen - keine Fehlentscheidung. Auch ein VAR-Einsatz, nach welchem sich Mekkelie die Situation selbst anguckt, ist gerechtfertigt. Der Elfmeter ist damit korrekt.
Nachdem Havertz seinen ersten Versuch an den Pfosten gesetzt hatte, entschied der Schiedsrichter den Strafstoß wiederholen zu lassen. Grund: Mehrere Spieler des BVB und von Chelsea haben den Strafraum bzw. den Teilkreis noch vor der Ausführung des Strafstoßes betreten. Entscheidend ist dabei einerseits, dass Spieler zu früh eingreifen, andererseits auch, dass einer der zu früh einlaufenden Dortmunder den Abpraller klärt.
Schiedsrichter-Experte Feuerherdt: "Der Ball geht an den Pfosten, Özcan schlägt ihn weg. Makkelie lässt weiterspielen, der VAR schaltet sich ein. Er teilt Makkelie mit, dass ein Spieler, der zu früh in den Teilkreis gelaufen ist (Özcan), den zurückspringenden Ball geklärt hat. Makkelie lässt wiederholen." Die Entscheidung, den Elfmeter zu wiederholen, ist damit ebenfalls korrekt.
Hier wird es dann kompliziert. Denn die Entscheidung, den Elfmeter zu wiederholen, ist zwar legitim, doch für einen Eingriff des Videoassistenten bedarf es mehr als nur das bloße Einlaufen der Spieler. Denn im Regelhandbuch der IFAB steht, dass ein Strafstoß nur durch den VAR wiederholt werden darf, "wenn ein zu früh vorgelaufener Verteidiger einen Angreifer hindert, den Ball zu spielen, und so ein mögliches Tor verhindert."
Feuerherdt von Collinas Erben erklärt: "Das hat Özcan aber nicht getan. In seiner Nähe war nur Havertz, der den vom Pfosten zurückspringenden Ball aber nicht mehr spielen durfte, weil sonst eine Doppelberührung vorgelegen hätte." Damit ist zwar die Entscheidung auf Wiederholung per se korrekt, doch da Makkelie das Spiel hätte weiterlaufen lassen und der VAR die Wiederholung des Strafstoßes angeordnet hat, ist der Ablauf irregulär. Der VAR hätte nicht eingreifen dürfen.
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