Bayerns einstiges Bollwerk droht zu zerbröckeln
31.05.2023 | 09:42 Uhr
Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften. Das Sprichwort ist alt, hat aber seine Gültigkeit nie verloren. Mannschaften, die um die ganz großen Titel mitspielen wollen, müssen in der Abwehr herausragend besetzt sein.
Als der FC Bayern im Sommer 2020 die Champions League gewann, war die Abwehr gespickt mit Hochkarätern. David Alaba und Jerome Boateng bildeten die Innenverteidigung, Alphonso Davies und Joshua Kimmich besetzten die Außenpositionen. Auf der Bank saßen beim Finale gegen Paris Saint-Germain Niklas Süle, der für Boateng eingewechselt wurde, Benjamin Pavard und Lucas Hernandez.
Doch Lissabon ist längst Geschichte. Alaba und Boateng spielen schon seit zwei Jahren nicht mehr in München, Kimmich ist ins Mittelfeld vorgerückt, Süle wechselte im vergangenen Sommer zu Borussia Dortmund. Und wie es aktuell aussieht, droht das einstige Bollwerk bald komplett auseinanderzufallen.
Pavard will die Bayern verlassen, Hernandez liegt ein äußerst attraktives Angebot von PSG vor, die Chancen auf einen Verbleib beurteilt Sky Transferexperte Florian Plettenberg auf 50:50. Davies wird es wahrscheinlich spätestens im kommenden Jahr in Richtung Real Madrid oder Manchester City ziehen.
Wer auch immer die Nachfolge von Hasan Salihamidzic antreten wird, der kommende Sportchef hat eine sehr anspruchsvolle Aufgabe vor sich. Die Abwehr braucht Verstärkungen, denn die Spielerdecke in der Abwehr wird immer dünner.
Sollten Pavard und Hernandez gehen, würde die Viererkette aktuell aus Dayot Upamecano, Matthijs deLigt, Noussair Mazraoui und Alphons Davies bestehen. Das ist eine solide Abwehr, aber um in allen drei Wettbewerben um Titel spielen zu können, und das ist trotz der enttäuschenden gerade abgelaufenen Saison der Anspruch des deutschen Rekordmeisters, müssen alle Positionen doppelt besetzt sein - auch qualitativ.
Josip Stanisic hat seine Sache zumeist ordentlich gemacht, aber der gebürtige Münchner und kroatische Nationalspieler ist eher ein Backup als ein gleichwertiger Nachfolger von Pavard, Hernandez oder Davies. Bouna Sarr ist seit seiner Verpflichtung im Oktober 2020 den Nachweis seiner Klasse schuldig geblieben.
Als ein möglicher Zugang gilt Raphael Guerreiro. Der Portugiese, dessen Vertrag bei Borussia Dortmund ausgelaufen ist, kann sich nach Sky Informationen einen Wechsel nach München vorstellen. Beim BVB spielte der 29-Jährige in der abgelaufenen Saison allerdings häufiger im Mittelfeld als in der Abwehr.
Bleibt die Frage, welche Namen der zukünftige Bayern-Manager aus dem Hut zaubern wird. Ein Innenverteidiger sollte schon dabei sein.
Die Größenordnung eines möglichen Transfers wird auch davon abhängen, wie viel Geld die Münchner durch die potenziellen Abgänge von Hernandez und Pavard einnehmen würden. Bei Pavard könnte sich die Summe in der Nähe der 35 Millionen bewegen, die der FC Bayern 2019 an den VfB Stuttgart gezahlt hatte. Bei Hernandez würden die Münchner eher ein größeres Minus einfahren. Der Weltmeister von 2018 war 2019 für 80 Millionen von Atletico Madrid verpflichtet worden. Sein Verkauf dürfte wahrscheinlich nicht mehr als ein Drittel dieser Summe einbringen.
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Die Abwehr ist allerdings nicht die einzige Baustelle des deutschen Rekordmeisters. Für das Mittelfeld gilt Declan Rice als heißer, aber sehr teurer Kandidat. Das Gesamtvolumen eines Transfers des englischen Nationalspielers könnte den dreistelligen Millionenbereich ankratzen. Ein neuer Torjäger von internationalem Format dürfe ebenfalls eine beträchtliche Stange Geld kosten. Hier gilt der Serbe Dusan Vlahovic von Juventus Turin als Wunschkandidat von Trainer Thomas Tuchel. Vlahovic stand bereits vor ein eineinhalb Jahren auf der Bayern-Liste, wechselte aber damals für 81,6 Millionen Euro zu Juve.
Mit Blick auf den Kader für die kommende Saison gibt es noch viele Fragezeichen beim FC Bayern. Doch eins bleibt sicher bestehen: Die ganz großen Ziele erreicht man nur mit einer starken Defensive.
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