Didi Hamann Kolumne über Nuri Sahin und Dortmunds Niederlage in Madrid
Sahin braucht die volle Unterstützung des Vereins
23.10.2024 | 18:47 Uhr
Didi Hamann blickt in seiner Kolumne auf Borussia Dortmunds 2:5-Niederlage bei Real Madrid und nimmt BVB-Trainer Nuri Sahin in Schutz. Der Sky Experte fordert - auch öffentlliche - Rückendeckung für den Coach und nimmt die Spieler in die Pflicht.
Was mir nach dem 2:5 in Madrid nicht gefällt: Dass jetzt alle um die Ecke kommen und meinen: "Nuri Sahin hat sich vercoacht."
Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass die alleinige Schuld für das 2:5 beim Trainer liegt.
"Vercoacht" ist für mich das Unwort des Jahres
Wenn die Mannschaft gewinnt, heißt es immer: "Der Matchplan ist aufgegangen." Und wenn der Trainer einen Spieler auswechselt, und die Mannschaft kassiert fünf Tore, dann hat er sich vercoacht.
"Vercoacht" ist für mich das Unwort des Jahres. Ich kann das nicht mehr hören!
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Erstens ist das einfach Unsinn und mir zu billig, und zweitens entspricht das nicht immer der Wahrheit, weil Spieler auf dem Platz stehen, die den Plan des Trainers auszuführen zu haben.
Meine Gegenfrage wäre dann: Hat sich Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti in der ersten Halbzeit auch vercoacht?
Sahins Erklärungen waren schlüssig
Sahins Erklärungen nach dem Spiel waren für mich schlüssig und plausibel. Als ich in der 55. Minute gesehen habe, dass Anton für Gittens ins Spiel kommt, dachte ich: Das gefällt mir, das ist eine sympathische Lösung. Ob man dann zehn Minuten später in Malen auch den anderen Konterspieler herausnehmen musste, lasse ich dahingestellt.
In dieser ganzen Gemengelage darf man nicht vergessen: Du kannst in Madrid verlieren, aber du solltest nicht 2:5 verlieren, wenn du zur Halbzeit 2:0 führst. Unabhängig davon, wie du wechselst.
Irgendetwas kann mit der Mannschaft nicht stimmen
Nach dem 1:5 in Stuttgart hat Sahin gesagt, er will dieses Gesicht seiner Mannschaft nicht mehr sehen. Das hat Borussia Dortmund aber danach eine Halbzeit lang gegen Bochum, in der ersten Hälfte bei Union Berlin und auch in Madrid wieder gezeigt. Das sagt mir, dass irgendetwas mit der Mannschaft oder um sie herum nicht stimmen kann.
Wenn ein Spiel dann eine Dynamik annimmt wie in Madrid, ist es unheimlich schwer, als Mannschaft dagegenzuwirken, für einen einzelnen Spieler ist es unmöglich.
Sabitzer hat die Autorität des Trainers untergraben
Marcel Sabitzer hat sich nach dem 3:0 in der Champions League in Brügge zu Wort gemeldet und gesagt, dass er lieber auf einer anderen Position spielen will. Damals hat der BVB eine Chance verpasst, die Zügel anzuziehen und dem Spieler unmissverständlich klarzumachen, dass für die Aufstellung einzig und allein der Trainer verantwortlich ist.
Ich hätte erwartet, dass jemand - intern und auch öffentlich - klarstellt: Was Sabitzer da gesagt hat, geht nicht. Es kann nicht sein, dass ein Profi sich nach fünf Pflichtspielen öffentlich hinstellt und sagt, dass er auf einer anderen Position spielen will. Damit untergräbt er die Autorität des Trainers.
BVB muss aufpassen, dass die Mannschaft nicht untrainierbar wird
Sahin ist ein netter Kerl, aber er muss schauen, dass er die Spieler für sich einnimmt. Und dafür braucht er die Unterstützung des Vereins. Die hat er intern wahrscheinlich, aber die hätte man auch öffentlich zeigen müssen.
Die Dortmunder müssen aufpassen, dass sie nicht in eine Situation geraten, wie sie beim FC Bayern vor ein paar Jahren war: dass die Mannschaft gefühlt untrainierbar wird, weil einzelne Spieler zu viel Macht haben.
Mit Terzic hatten sie beim BVB den erfolgreichsten Trainer der letzten Jahre. Er hat den Pokal gewonnen, hätte die Meisterschaft gewinnen müssen und stand im Champions-League-Finale.
Dass du mit einem neuen Trainer kurzfristig eine Reaktion siehst, ist ganz normal. Aber es muss das Ganze funktionieren und so, wie es im Moment in Dortmund bisher gelaufen ist, funktioniert es nicht.
Statt eine Aufbruchstimmung erzeugt zu haben, steckt der BVB jetzt in einer unguten Situation. Der Verein hat nur eine Chance: Sich unmissverständlich hinter Sahin zu stellen. Er ist ein junger Trainer. Er braucht Zeit und er braucht die - auch öffentliche - Unterstützung des Vereins.
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