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Borussia Dortmund steckt in der Krise: wie konnte es soweit kommen? Eine Analyse

Schlechtester Saisonstart seit zehn Jahren, noch kein BL-Auswärtssieg und nun auch noch das früheste Pokal-Aus seit 2010: Der BVB steckt in einer immer größer werdenden Krise.

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Image: Der BVB steckt in der Krise.  © Imago

Wie viel Schuld haben Trainer, Mannschaft und Bosse? Eine Analyse.

Von Patrick Berger, Jesco von Eichmann & Fabian Schreiner

Trainer Nuri Sahin

Der junge Cheftrainer kann der Mannschaft seine Spielidee noch nicht so richtig implementieren. Die Spieler wissen mit Sahins Ballbesitz-Fußball noch nicht wirklich, was sie damit anfangen sollen und finden kaum Lösungen auf dem Platz.

Hinzu kommen einige fragwürdige taktische und personelle Entscheidungen. Marcel Sabitzer hatte bereits Mitte September nach dem 3:0-Erfolg in Brügge öffentlich seinen Unmut über seine Position kundgetan.

"Die Sechs ist besser. Es ist so ein anderes Spiel für mich als im Zentrum, nicht die Idealposition", betonte Sabitzer, der in Brügge im rechten Mittelfeld aufgestellt wurde. Solche Äußerungen tätigt man intern und nicht schon nach wenigen Wochen nach außen. Hilfreich für Sahin war das sicherlich nicht. Weiteres Beispiel: das 2:5 bei Real Madrid, als Sahin beim Stand von 2:0 nach der Halbzeit früh ohne Not umstellte. Der Rest ist Geschichte.

Gut war allerdings, dass Sahin nach Sky Informationen noch in jener Nacht im Hotel in Madrid einen Krisengipfel mit den Führungsspielern anberaumt hatte. Offen stellte er die Frage an die Stars, ob seine Umstellung der Grund für die Niederlage gewesen sei. Diese spontan einberufene Sitzung kam im Team gut an und zeigt, dass Sahin die gesamte Mannschaft mit ins Boot holt.

Sahin ist ein guter Kommunikator - nach innen und auch nach außen. Die Spieler stehen hinter ihrem Coach. Und doch bleiben die Erfolge aus.

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Mannschaft

Das liegt aber auch daran, dass die so genannten Führungsspieler - das ist übrigens auch die Meinung der Bosse - aktuell komplett abtauchen. Ob das ein Emre Can, Julian Brandt oder auch Nico Schlotterbeck ist: alle enttäuschen sie. Und diese Liste kann ganz sicher noch fortgeführt werden.

Sahin droht nun möglicherweise an dem Punkt zu scheitern, an dem auch schon die Vorgänger Edin Terzic und Marco Rose gescheitert waren. Der BVB ist eine schwierig zu leitende Mannschaft, in der es an starken Führungsspielern mangelt. Hinter vorgehaltener Hand heißt es beim BVB, dass manchen Spielern der letzte Wille, auch im Training Vollgas zu geben, fehlt.

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BVB-Coach Nuri Sahin versucht die Pleite in Augsburg in Worte zu fassen und erklärt, was der Mannschaft momentan fehlt.

Auf die brisante Frage von Sky Field Reporter Patrick Wasserziehr, ob der BVB eine komplizierte Mannschaft sei, antwortete Sahin am Samstag nach dem 1:2 in Augsburg: "Ich weiß, worauf sie hinauswollen. Ich würde jetzt nicht sagen, dass die Jungs kompliziert sind."

Und weiter: "Die Gespräche mit den Jungs, die sind da, der Austausch ist da. Die Jungs sehen auch, wo Bedarf ist. Wir werden aber daran gemessen, was auf dem Platz passiert. Davor können wir uns nicht wegducken. Die Ansprüche, die wir an uns setzen, denen werden wir nicht gerecht und das ist Fakt. Da gehören die Spieler natürlich auch dazu, genauso wie ich als Führungsperson an erster Stelle auch dazu gehöre."

Bosse

Hinter den Kulissen beim BVB war zuletzt einiges los. Von internen Rissen und Kompetenzüberschreitungen war berichtet worden. Sportdirektor Sebastian Kehl hatte im Sommer große Schwierigkeiten damit, seinen Platz im neuen Organigramm zwischen Sport-Geschäftsführer Lars Ricken und Kaderplaner Sven Mislintat zu finden.

Zwischen Mislintat und Kehl sowie Mislintat und Sahin gab es bereits im Sommer Reibereien. Herausgekommen ist bei all dem eine etwas blauäugige Kaderplanung.

Sky Experte Lothar Matthäus vergab vor wenigen Wochen für den Dortmunder Transfersommer noch eine 1 mit Sternchen. Mit heutigem Stand lässt sich aber festhalten, dass der dünne Kader den Schwarzgelben mit Blick auf den hohen Spielrhythmus auf die Füße fällt.

Das Aufgebot ist zu klein, um in drei Wettbewerben ohne Verschleißerscheinungen bestehen und um die Ausfälle von gleich sieben Spielern wie am Dienstagabend in Wolfsburg kompensieren zu können.

So musste etwa Can in der Innenverteidigung ran. Pascal Groß war als Rechtsverteidiger aufgeboten worden. Die Bosse haben es verpasst, einen weiteren Innen- und Außenverteidiger zu verpflichten. Als Fehler entpuppt sich nun auch, dass Spieler wie Mats Hummels im Sommer vor die Tür gesetzt worden sind.

Ein Sinnbild war auch, wie der Wolfsburger Trainer Ralph Hasenhüttl vor der Verlängerung noch den Dänen Jonas Wind, den Portugiesen Tiago Tomas und den Polan Jakub Kaminski ins Spiel warf, für die die Niedersachsen zusammen rund 30 Millionen Euro zahlten.

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Serhou Guirassy, Waldemar Anton, Pascal Groß & Co. - wie funktionieren die BVB-Neuzugänge? Sky Transfer Reporter Patrick Berger bewertet die Transferbilanz der neuen Dortmunder.

Sahin dagegen brachte nur den 18-jährigen Cole Campbell, den 20-jährigen Jordi Paulina aus der zweiten Mannschaft und den angeschlagenen Sabitzer. Mehr gab seine Ersatzbank nicht mehr her.

Die Kaderbreite war in Dortmund bereits ein Thema, als noch alle gesund waren und am zweiten Spieltag in Bremen nur ein 0:0 herauskam. Damals sagte Sahin noch: "Wir haben auf dem Markt sehr, sehr gut gearbeitet. Für uns war es wichtig, dass wir die Tür nicht zumachen für unsere jungen Spieler."

Zu oft war zudem zuletzt auf Trainer aus dem eigenen Stall gesetzt worden. Das Projekt mit Terzic, der einst Co unter Lucien Favre war, war schon nur bedingt von Erfolg gekrönt.

Der frühere Scout und BVB-Fan wurde mit den Dortmundern zwar als Interimscoach DFB-Pokalsieger 2021, verpasste 2023 aber knapp die Meisterschaft und in diesem Jahr den Champions-League-Sieg. Diese beiden bitteren Niederlagen hängen heute noch nach.

Jemand Externes wollte man nicht hinzuholen. Denn im Sommer beschäftigten sich die Schwarz-Gelben mit dem ehemaligen Bayern-Kandidaten Roberto De Zerbi, der drei Jahre erfolgreich bei Brighton & Hove Albion in der Premier League gearbeitet hat und sich im Juli Olympique Marseille angeschlossen hat.

Ja, mit Waldemar Anton, Pascal Groß oder auch Serhou Guirassy, um nur ein paar Namen zu nennen, sicherte sich der BVB im Sommer zwar gute Spieler, die auch vorangehen können. Doch bis auf Guirassy hat noch niemand wirklich überzeugen können. Im Gegenteil. Sie performen weit unter ihren Möglichkeiten.

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