Darum bekam Watzke bei der BVB-Mitgliederversammlung so wenig Stimmen
Für Hans-Joachim Watzke geht mit der BVB-Präsidentschaft zwar nun ein Lebenstraum in Erfüllung.
24.11.2025 | 13:36 Uhr
Die Fans von Borussia Dortmund verpassten dem Klubboss nach fast 21 Jahren als Geschäftsführer der BVB-Kapitalgesellschaft auf der Mitgliederversammlung allerdings eine schallende Ohrfeige. Für das schwache Wahl-Ergebnis gibt es Gründe, denn beim BVB herrschte in den vergangenen Monaten viel Unruhe.
Es war in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Tag in der Dortmunder Westfalenhalle. Nach mehr als 13 Stunden endete die wohl längste Mitgliederversammlung des BVB in der Nacht auf Montag um 0:14 Uhr.
Als am Sonntagabend die Mitglieder Watzke bei der Wahl zum Vereinspräsidenten mit nur 59 Prozent Zustimmung - ohne Gegenkandidaten - abstraften, zeigten sich tiefe Risse. Von den 238 000 Mitgliedern nahmen 4476 an der Wahl teil (1835 stimmten gegen Watzke).
Dem langjährigen Anführer, der den Klub vor der Insolvenz gerettet und mit Jürgen Klopp den Grundstein zur erfolgreichsten Phase seiner Geschichte gelegt hatte, verweigerten vor allem die organisierten Fans die Gefolgschaft.
Laute Buhrufe gegen Watzke
Watzke musste nach der Wahl laute Buhrufe einstecken, die ihn sichtlich mitnahmen. Die Gründe: Heftige Kritik an der öffentlichen Schlammschlacht mit seinem Vorgänger Reinhold Lunow, am umstrittenen Sponsorendeal mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall, am Umgang mit den jüngst öffentlich gewordenen Missbrauchsvorwürfen gegen einen Ex-Funktionär, die allerdings lange zurückliegen und für die Watzke nichts kann, sowie dem sportlichem Stillstand in der jüngeren Vergangenheit.
Bemängelt wird auch, dass im Verein stets auf das altbewährte Personal und nicht auf neue Gesichter gesetzt wird. Im Vorfeld der Wahl hatte Watzke nach Sky Sport Informationen übrigens auf 70 bis 75 Prozent der Stimmen gehofft.
"Ich nehme die Wahl an und zolle meinen Kritikern Respekt. Ich habe sehr viel Demut und Respekt vor dieser Aufgabe", sagte Watzke nach dem Denkzettel.
Watzke muss Vertrauen zurückgewinnen
Erstmals wurde die JHV hybrid durchgeführt, Mitglieder konnten an den Abstimmungen online teilnehmen. Kritiker monieren, dass die Hybrid-Wahl überhaupt erst eingeführt wurde, damit Watzke die Wahl auch gewinnt.
Der 66-Jährige erklärte in seiner Rede aber auch plausibel, für was er sich jetzt einsetzen würde. Watzke wolle nun "ein Präsident für alle Borussinnen und Borussen sein. Ich muss den Dialog aufrechterhalten und zuhören." Das muss er nun mit Leben füllen.
Vor allen Dingen muss er jetzt aber das Vertrauen wieder zurückgewinnen. Das dürfte alles andere als ein Selbstläufer werden ...
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