Formel 1: Aston Martin, Mercedes & Glock kritisieren Alonso-Strafe in Saudi-Arabien
"FIA-Show": Deutliche Kritik an der Alonso-Strafe - auch von den Gegnern
19.03.2023 | 23:27 Uhr
Nichts wurde es am Ende mit dem dritten Platz für Fernando Alonso. Eine nachträgliche Strafe ließ den Spanier hinter George Russell auf Platz vier fallen. Diskussionswürdig findet die Sanktion auch die Konkurrenz.
Fernando Alonso feierte schon ausgiebig. Der Spanier hatte gerade seine 100. Formel-1-Podiumsplatzierung geholt. Zumindest dachten das alle. Denn kurze Zeit nachdem der Spanier gemeinsam mit Sergio Perez und Max Verstappen ihre Ergebnisse bei der Siegerehrung begossen, kam die schlechte Nachricht aus dem Büro der Stewards durchs Paddock geflattert. Zehn-Sekunden-Strafe für Fernando Alonso!
Der Spanier habe seine Fünf-Sekunden-Strafe, die er aufgrund einer falschen Positionierung beim Start erhalten hatte, nicht regelkonform abgesessen. Am Ende sei es der hintere Wagenheber gewesen, der das Auto vor Ablauf der fünf Sekunden berührte, heißt es im offiziellen Statement der Stewards, das nach Mitternacht Ortszeit veröffentlicht wurde.
Rennleitung fiel Vergehen erst nicht auf
Erst haben sowohl die Rennleitung als auch das Remote Operations Center (ROC) in Genf, vergleichbar mit dem Viedeo-Assistenten im Fußball, kein Vergehen feststellen können. Erst in der letzten Runde haben die Stewards von der Rennleitung den Hinweis bekommen, dass es einen Verstoß gegen das ordnungsgemäße Absitzen der Fünf-Sekunden-Strafe gegeben habe. Nach Sichtung weiteren Video-Materials sei man schließlich zu der Erkenntnis gekommen, dass der Wagenheber das Auto berührt habe und man das als "Arbeit am Auto" einzustufen habe. Mit den Teams sei abgesprochen, dass "kein Teil des Autos berührt werden darf, wenn eine Strafe abgesessen wird".
Teamchef Krack sieht den Fehler (noch) nicht
Für den Aston-Martin-Piloten ein folgenschwerer Fehler. Die aufgebrummten zehn Sekunden spülen den 41-Jährigen hinter George Russell auf Platz vier. Das Podium ist damit futsch. Zum Unverständnis einiger im Fahrerlager. Allen voran natürlich zum Unverständnis der eigenen Crew.
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"Ich sehe nicht, wo er angedockt haben soll", betonte Teamchef Mike Krack nach dem Rennen gegenüber Sky. Seine Jungs hätten extra eine zeitliche Reserve eingebaut. "Aus meiner Sicht war alles regulär. Wenn es eine Strafe gibt, müssen wir wissen, warum." Ob das Team dagegen vorgehen wird, mochte Krack im Interview nicht sagen, solange er nicht genau gesehen habe, was passiert sei. In der Tat erwecken die TV-Bilder den Eindruck, dass der Wagenheber das Auto recht früh berühre. Ob die Strafe gerechtfertigt ist, ist aber eine andere Frage.
Glock: Regel "muss man vielleicht überdenken"
Sky Experte Timo Glock findet das diskussionswürdig: "Es gab keinen Vorteil dadurch. Ob jetzt der Wagenheber an der Crashstruktur hinten dran ist oder zwei, drei Zentimeter weg ist. Vielleicht muss man diese Regelung überdenken. Es ist vielleicht etwas überreglementiert."
Selbst der profitierende Konkurrent hat da seine Zweifel. Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei Sky: "Das ist der technische Verstoß, den wir bei Ocon schon gesehen haben in Bahrain. Wir müssen diskutieren, ob die Strafe richtig ist, wenn der Wagenheber das Auto nur berührt. Vielleicht muss man das ändern." Obwohl die Rennleitung sehr lange brauchte, sei Mercedes der Verstoß direkt aufgefallen.
Russell will sich nicht "zu sehr freuen" - Rosberg kritisiert Aston Martin
Auch Russell, der schließlich die erste persönliche Podiumsplatzierung dadurch einfuhr, reagierte fair nach dem Rennen: "Die Strafe ist sicherlich hart. Die hätten ein Podium verdient gehabt. Deshalb freue ich mich nicht zu sehr darüber."
Einer, der den Fehler eher beim Team sieht, ist Sky Experte Nico Rosberg: "Es ist ähnlich wie das, was Ocon in Bahrain passiert ist. Dann ist es ein Fehler. Du musst nach einem Rennwochenende analysieren, was andere falsch gemacht haben. Es ist sehr wahrscheinlich so gewesen, dass der Heber das Auto berührt hat. Das kann man dann so interpretieren, dass an dem Auto gearbeitet wurde. Das darf nicht passieren. Für mich vom Management ein klarer Fehler."
Alonso lässt sich die Laune nicht vermiesen
Alonso ließ sich die Laune von der Strafe jedoch nicht verderben: "So weh tut es nicht, auch wenn es nicht das Podium ist. Ich habe mit Pokal in der Hand und Champagner gefeiert. Jetzt habe ich drei Punkte weniger", erklärte er immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen im Sky Interview. "Das ist eher eine FIA-Show gewesen, als dass es uns eine große Enttäuschung bringt."
Hätte er früher davon gewusst, so Alonso, hätte er vielleicht einen Abstand von elf Sekunden herausgefahren, wenn es nötig gewesen wäre. "Bei der zweiten Strafe gab es überhaupt keine Informationen, auch nicht über die Untersuchung. Daher spricht das Team auch mit den Stewards, da wir diese Strafe nicht verstanden haben."
Trotzdem war er mit seinem Resultat am Ende mehr als zufrieden: "Im Prinzip waren wir von der Rennpace schneller als in Bahrain. Wir haben Ferrari und Mercedes kontrolliert. Ich will nicht zu optimistisch sein, aber es sieht gut für die Zukunft aus."
Sogar Disqualifikation wäre möglich gewesen
Für Alonso hätte es sogar zum Gau kommen können. Laut Stewards hätten die Regelhüter sogar das Recht gehabt, ihn zu disqualifizieren. Man habe sich jedoch dagegen entschieden. "Weil keine Arbeit am Auto geleistet wurde, während es berührt wurde, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass eine Disqualifikation zu hart gewesen wäre. Unter diesen Umständen haben die Stewards Auto 14 mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt." Aston Martin hat das Recht innerhalb gewisser zeitlicher Limits dagegen Einspruch zu erheben.