"Überfordert": Schumacher-Kritik an Mazepin - Mick ändert Gangart
22.06.2021 | 17:48 Uhr
Beim Großen Preis von Frankreich in Le Castellet ist es fast schon wieder passiert: Die Haas-Teamkollegen Mick Schumacher und Nikita Mazepin entgingen nach ihrem Beinahe-Crash in Baku erneut um Haaresbreite einer Kollision. Ein Umstand, der auch bei Sky Experte Ralf Schumacher Kritik hervorruft.
In Baku hat bei Tempo 300 nicht viel gefehlt und die beiden Haas-Piloten wären nach einem unbedachten Zucken Mazepins nach rechts fast kollidiert - eine Szene, die bei Mick Schumacher bereits am Teamradio absolutes Unverständnis ausgelöst hatte. Nach teaminternen Gesprächen sei die Situation aber geklärt und ausgeräumt worden, hieß es von Haas-Seite.
Doch scheinbar entsprach dies nicht ganz der Wahrheit. Denn nur zwei Wochen später in Le Castellet war die Situation zwar nicht ganz so gefährlich, doch ebenfalls brisant. Mazepin setzte zum Überholmanöver gegen Schumacher an und drängte ihn dabei rücksichtslos von der Strecke. Nur ein Ausweichen von Schumacher verhinderte eine Kollision.
"Die Aktion muss nicht sein", erklärte dieser nach dem Rennen am Sky Mikrofon. "Da muss ich mit dem Team drüber reden. Wenn es so sein soll, dann muss es so sein. Wir machen unser Ding und ich glaube, er macht seins."
Deutlich Worte von Schumacher, der sonst im Vergleich zu anderen Fahrer ruhig, bedacht und besonnen auftritt. Sein doch klar geäußerter Unmut hat sicherlich auch mit dem Verhalten von Mazepin nach dem Vorfall in Baku zu tun. Der junge Russe hatte erklärt, dass er keinen Zwischenfall gesehen habe und dass sein Teamkollege auch zukünftig mit harten Manövern rechnen müsse. "Ich werde niemals nicht blocken."
Aufgrund dieser forschen Ansagen ging Schumacher diesmal nach dem Frankreich-GP selbst den Weg über die Medien und erklärte für die Zukunft eine ebenfalls härtere Gangart gegenüber seinem Teamkollegen. "Er war recht offen in Gesprächen der Presse gegenüber. Es ist so sein Stil wahrscheinlich. Auf dem Level verstehen wir uns vielleicht nicht ganz so, aber dann müssen wir eben alle unsere Ellbogen ausfahren."
Eine Freundschaft scheint also zwischen den beiden Teamkollegen bei Haas nicht mehr zu entstehen. Das sieht auch Sky Experte Ralf Schumacher so: "Eins steht fest: Urlaub werden die beiden zusammen nicht machen."
In der Causa sieht der Sky Experte die Schuld aber ganz klar beim jungen Russen. "Die einzige Entschuldigung, die ich habe ist, dass Nikita absolut überfordert ist. In dieser Szene ist er zu schnell reingefahren und lässt gar keinen Platz. Das muss er eigentlich. So schreibt es die Regel vor. Es ist natürlich auch eine sehr enge Stelle da, gar keine Frage. Gott sei Dank ist nichts passiert, weil Mick reagiert und in den Spiegel schaut. Ansonsten sind natürlich beide draußen."
Doch wie kann es nun weitergehen zwischen den beiden 22-jährigen Rookies? Schumacher sieht diesbezüglich Teamchef Günther Steiner in der Pflicht: "Da muss der Teamchef schon irgendwann mal was sagen, auch wenn Papa die größte Rechnung bezahlt (Dmitri Mazepin, Miteigentümer bei Haas, Anm. d. Red.). Das nützt ja alles nichts, wenn beide dann draußen sind."
Teamchef Günther Steiner reagiert nach dem Rennen in Frankreich auf das erneute Duell seiner beiden Schützlinge - mit folgendem Fazit: "Es war hartes Racing, aber keinesfalls unfair. Um ehrlich zu sein: Als es passiert ist, habe ich es ebenfalls nicht so gut gesehen. Ich habe aber mit beiden geredet. Ich glaube, Mick hatte versucht, George (Russell, Anm. d. Red.) zu überholen, und er musste Tempo rausnehmen, weil es nicht geklappt hatte. Nikita hat da seine Chance gesehen und ist innen rein."
Aus diesem Grund könne man Nikita nichts vorwerfen - im Gegenteil: "Das muss er machen. Wenn er das nicht macht, kommt er auch nirgends hin, muss ich auch so sagen", erklärt Steiner abschließend.
Bereits am kommenden Wochenende geht es mit dem Formel-1-Zirkus in Spielberg/Österreich (LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1) weiter. Spätestens dann dürfte auch das Thema Schumacher/Mazepin in die nächste Runde gehen ...