Ferrari befindet sich mit Vettel, Leclerc & Binotto in dunkler Krise

Erschreckendes Bild in allen Bereichen! Ferrari in "dunkler Krise"

Der stolze, traditionsbewusste und weltweit wohl bekannteste Rennstall Ferrari ist bereits nach dem zweiten Rennen der neuen Formel-1-Saison am absoluten Tiefpunkt angekommen. Die Scuderia gibt dabei nicht nur auf der Strecke, sondern auch abseits davon ein erschreckendes Bild ab.

"Maranello stürzt in eine dunkle Krise" titelt die Tuttosport nach einem abermals desolaten Auftritt der Scuderia Ferrari. Mit dieser Überschrift spricht das italienische Blatt wohl zahlreichen Ferraristi aus der Seele, die aktuell den Niedergang des einstigen Vorzeige-Rennstalls erleben - aber nicht nur sportlich auf dem Asphalt, sondern auch neben der Strecke.

Ferrari im sportlichen Selbstzerfleischungs-Modus

Weder Sebastian Vettel noch Charles Leclerc sahen beim Großen Preis der Steiermark die Zielflagge. Aber nicht aufgrund äußerer Einflüsse oder eines unglücklichen technischen Defekts, sondern weil der Monegasse dem viermaligen Weltmeister bereits in der ersten Runde ins Auto fuhr und so für das frühzeitige Doppel-Aus sorgte.

"Ich konnte es gar nicht sehen. Ich habe nur gemerkt, dass mir jemand ins Auto gefahren ist. Ich habe bereits zwei Autos neben mir gesehen und für mich war ganz klar, mich aus allem rauszuhalten, um mich für die nächste Geraden zu positionieren. Aber soweit kam es nicht. Das Auto war zu stark beschädigt", erklärte Vettel am Sky Mikrofon ohne seinem Teamkollegen direkt - zumindest öffentlich - Vorwürfe zu machen.

Leclerc zeigte sich hingegen demütig und suchte nach dem Rennen das Gespräch mit seinem Teamkollegen. "Ich habe mich entschuldigt. Klar, eine Entschuldigung reicht nicht. Ich bin von mir selbst enttäuscht. Ich habe einen sehr schlechten Job gemacht und habe das Team hängen lassen. Ich hoffe, dass ich daraus lerne und stärker zurückkomme. Es ist definitiv eine harte Zeit für das Team. So etwas brauchen wir nicht. Alle Anstrengungen sind dahin! Es tut mir sehr leid! Ich war bei dieser Aktion einfach zu optimistisch."

Vettel erwartet keine Quantensprünge

Insgesamt dominiere laut Vettel aktuell "das Negative", doch der Heppenheimer betonte im gleichen Atemzug, dass man nun weiterkämpfen und versuchen müsse, alles zu geben.

Eine sportliche Besserung ist jedoch zeitnah wohl eher nicht in Sicht. Zu leistungsschwach sind die beiden Ferrari auf der Strecke unterwegs - sowohl im Trockenen (Training + Rennen) als auch bei Regen (Qualifying). Vettel dämpfte bereits nach der Qualifikation am Samstag, bei dem der Traditionsrennstall mit den Plätzen zehn und elf ebenfalls enttäuscht hatte, die Hoffnungen: "Natürlich haben wir den Anspruch, weiter vorne zu sein. Aber man kann keine Quantensprünge erwarten."

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Teamchef Mattia Binotto fand noch drastischere Worte für die derzeitige Situation: "Wir waren in zwei Qualifyings nicht konkurrenzfähig - und zwar nicht nur im Vergleich mit unseren üblichen Rivalen, sondern auch mit Teams, die normalerweise hinter uns liegen."

Schumacher über Ferrari: "Performance war katastrophal"

Im Rennen am Sonntag hätte sich dies nach Meinung von Sky Experte Ralf Schumacher auch fortgesetzt, wenn sich die beiden Ferrari nicht selbst von der Strecke genommen hätten. "Die Performance war katastrophal. Alle wären heute vorbeigezogen. Dadurch, dass Racing Point und McLaren sehr schnell waren, befürchte ich, dass wenn Ferrari heute bis zum Ende durchgekommen wäre, nicht in den Punkten gelandet wäre."

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Die sportlichen Sorgen bei Ferrari sind groß, sind jedoch nicht die einzigen Aspekte, die den Verantwortlichen die Falten auf die Stirn treiben. "Bei Ferrari muss man mit einem Abriss anfangen, ein riesiges Loch graben und dann das Fundament neu legen - mit sehr viel Stahl", führt Schumacher fort.

Binotto kritisiert Fahrer und Rennstall

Und dies fängt mit der Außendarstellung und dem Verhalten neben der Strecke an. Das unrühmliche Hick-Hack um Vettels Zukunft bei Ferrari war das erste Laster, dass die Roten mit in die Saison genommen und die Konzentration bei vielen Beteiligten negativ beeinflusste hatte. Es folgten Verstöße der beiden Fahrer gegen die Corona-Regeln, die von der FIA ermahnt wurden. Teamchef Binotto nutzte dies für eine öffentliche Rüge, die auch durchaus lediglich intern hätte angesprochen werden können.

Binotto selbst gerät in der Öffentlichkeit immer mehr ins Visier. Der 50-Jährige kritisierte nämlich nicht nur seine Fahrer, sondern auch den Rennstall für die wirkungslosen Updates in Form eines neuen Unterbodens und eines neuen Frontflügels, die man eigentlich erst für Ungarn eingeplante hatte, jedoch aufgrund des schlechten Saisonstarts bereits beim GP der Steiermark zum Einsatz brachte.

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Schumacher: Binotto bekommt Druck von allen Seiten

"Wir haben sehr hart gearbeitet, um die Updates früher als geplant zu bringen, aber sie haben ihren Wert auf der Strecke nicht gezeigt. Wir müssen daran arbeiten und diesen Zustand verändern, denn das ist einfach nicht gut genug für ein Team wie Ferrari. Wir dürfen uns da nicht verrückt machen lassen, aber wir können die Tatsachen auch nicht ignorieren!"

Ignorieren lässt sich aber auch der negative Werdegang von Ferrari unter der Leitung von Binotto nicht. "Es ist eine schlimme Situation. Ich weiß schon, wer heute nicht gut schlafen wird: Mattia Binotto. Der bekommt von allen Seiten Druck", schätzt Schumacher die prekäre Situation bei Ferrari ein.

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Charles Leclerc hat Teamkollegen Sebastian Vettel in der dritten Kurve der ersten Runde abgedrängt. Für beide Fahrer das aus - wie geht es weiter bei dem Traditionsrennstall? (Videolänge: 49 Sek.).

Wolff hofft auf "ein starkes Ferrari"

Sportlich aktuell nur noch fünfte Kraft in der Formel 1, schlechte Stimmung im Team und ein Zeitplan, der wenig Fantasie für Verbesserung zulässt - die Lage bei Ferrari verschärft sich somit immer mehr und könnte bereits in wenigen Tagen am kommenden Sonntag beim Großen Preis von Ungarn einen neuen Tiefpunkt erhalten.

Immerhin gibt es einen kleinen Mutmacher von der silbernen Konkurrenz: "Ferrari ist eine unglaubliche Marke mit hart arbeitenden Menschen. Wir wünschen uns ein starkes Ferrari. Wir brauchen sie vorne im Kampf, mit allen anderen großartigen Teams. Sowas wie heute oder das letzte Wochenende ist nicht gut für uns und ist auch nicht gut für die Formel 1", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Ein Hoffungsschimmer für die Roten sind die letzten Ergebnisse auf dem Hungaroring. 2018 belegte man dort die Plätze zwei und drei, ein Jahr später immerhin die Ränge drei und vier. Springt am Sonntag (ab 14 Uhr LIVE auf Sky Sport 2 HD) ein ähnliches Ergebnis heraus, könnte sich die dunkle Krise der Scuderia zumindest wieder ein wenig aufhellen.

Mehr zum Autor Udo Hutflötz