Neustart trotz Mick-Drama: Ein Ausfall als Befreiungsschlag
20.06.2022 | 14:07 Uhr
Es war das Drama des GP von Kanada: Mick Schumacher schnupperte wie noch nie zuvor an seinen ersten WM-Punkten in der Formel 1. Ein technischer Defekt beendete alle Träume auf eine bittere Art und Weise. Dennoch ist der erhoffte Neustart nach harten Wochen geglückt.
Es lagen schwere Wochen hinter Mick Schumacher. Die bisherige Saison verlief alles andere als zufriedenstellend - für ihn selbst sowie für seinen Rennstall Haas. Unfälle wie in Saudi-Arabien oder Monaco wechselten sich mit immer wieder auftretenden technischen Problemen am VF-22 ab.
Das aufsehenerregende Interview von Teamchef Günther Steiner im Rahmen des Baku-Wochenendes heizte die Situation rund um Schumacher noch weiter an. Die Unsicherheit war dem 23-Jährigen nach dem GP von Aserbaidschan und dem dort erreichten Platz 14 deutlich anzumerken. Für den Kanada-GP rief Schumacher einen "Neustart" aus. Die negativen Schlagzeilen sollten endlich ein Ende haben, die so sehnsüchtig erwartenden ersten WM-Punkte sollten eingefahren werden.
Und nach einem verrückten Qualifying in Montreal am Samstag schien vieles darauf hinauszulaufen. Schumacher glänzte bei nicht einfachen Bedingungen und fuhr mit Startplatz sechs das beste Quali-Ergebnis seiner Karriere ein. Die ersten WM-Punkte waren zum Greifen nah. Doch die Hoffnungen platzten von jetzt auf gleich.
Auf Platz sieben liegend hielt Schumacher zu Beginn des Rennens gut mit, konnte den Alfa-Romeo-Piloten Guanyu Zhou hinter sich halten und Runde um Runde drehen. Doch in der 19. Runde war dann alles vorbei. Schumacher rollte mit seinem Boliden aus und musste das Auto abstellen.
"Es ist ein unschönes Gefühl, weil wir die Pace hatten, um P5 mitzufahren. Von daher ist es sehr ärgerlich. MGU-K oder MGU-H - eine dieser Komponenten ist komplett kaputt, was auch dieses abrupte Stoppen als Folge hatte. Wir mussten das Auto dann stoppen, weil sonst noch mehr kaputt gegangen wäre", erklärte Schumacher am Sky Mikrofon.
Wieder keine WM-Punkte. Dabei war die Ausgangslage so gut wie nie! Doch ebenfalls noch nie konnte aus einem solchen Drama so viel Positives gezogen werden wie an diesem Wochenende.
"Ich nehme sehr viel Positives mit. Das Qualifying im Regen war mega, hat viel, viel Spaß gemacht. Die Pace war über das gesamte Wochenende recht stark. Und beim Rennen jetzt mit ständig Druck gut fahren zu können … da haben wir schon gezeigt, dass wir das Zeug haben, um die Punkte zu fahren", blickt Schumacher zumindest nach außen hin ohne Groll auf die Erfahrungen in Kanada zurück.
Haas-Teamchef Günther Steiner äußerte sich am Sky Mikrofon zwar nicht zur Leistung seines Piloten, dafür gab es Lob von anderer hoher Stelle.
"Das Wochenende war positiv. Auch am Samstag war es positiv, was Mick gezeigt hat. Jetzt muss er einfach im Fokus bleiben und sich konzentrieren, mehr Erfahrung und Selbstvertrauen aufbauen. Er hat sich verbessert", erkannte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto die Performance von Schumacher an.
Micks Onkel und Sky Experte Ralf Schumacher sah dies ähnlich und bezeichnete das Wochenende für den Haas-Piloten als einen "wichtigen Befreiungsschlag". Es sei zuletzt ein bisschen Unruhe im und um das Team gewesen, doch jetzt wüssten beide Seiten, woran sie sind. "Es war für das ganze Team super. Magnussen war schnell, Mick war schnell. Sie hatten eine super Racepace. Aber was da heute passiert ist, da kann keiner was dafür."
Wie geht es nun weiter? Die Formel 1 legt nach dem Doppelheader in Aserbaidschan und Kanada eine kleine Pause ein. Erst in zwei Wochen heulen dann in Silverstone die Motoren wieder auf (LIVE auf Sky Sport F1). Doch für eine dortige Punktejagd sollte sich Mick nicht zu sehr unter Druck setzen, wie Ralf Schumacher andeutet.
"Man sollte es nicht an den Punkten festmachen. Die Punkte sind für Haas unter normalen Bedingungen nicht erreichbar. Das wäre heute gegangen wegen der Wetterkapriolen am Samstag beim Qualifying. Vielleicht hätten sie die Plätze halten können. Für Mick muss wichtig sein, vor dem Teamkollegen oder ganz nah dran zu landen. Und dann abstauben was geht, bis das Update kommt, was dann hoffentlich auch groß genug ist. Dann kann man vielleicht wieder über Punkte nachdenken."
Dies wäre dann jedoch erst Ende Juli beim GP von Ungarn der Fall. Sollte Mick bis dahin keine WM-Zähler eingefahren haben, würde dies nicht zwangsläufig negativ bewertet werden. Die Leistung in Montreal und die Aussagen aller Beteiligten haben nämlich gezeigt, dass der von Schumacher ausgerufene Neustart auch ohne Zählbares geglückt ist. Nun muss er diesen im Hinblick auf seine Performance in den kommenden Wochen nur noch fortführen.
Dann klappt es auch irgendwann mit den langersehnten ersten Punkten ...
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.