1. FC Köln News: Anthony Modeste blüht unter Baumgart auf
Vertrauen und Köpfchen: Das macht Kölns Modeste so stark
30.10.2021 | 15:14 Uhr
Anthony Modeste erlebt beim 1. FC Köln nach zwei schwierigen Jahren seinen zweiten Frühling. Der 33-Jährige hat in der Bundesliga schon sechs Tore erzielt, zuletzt traf er zweimal gegen Leverkusen, im Pokal glänzte er als Joker. Sky Sport erklärt, was den Franzosen stark macht.
Anthony Modeste schaute lachend in Richtung Trainerbank und machte ein Auswechselzeichen. Dabei war er gerade erst eingewechselt worden und hatte nicht einmal 40 Sekunden später das 1:0 für den 1. FC Köln im Pokalspiel beim VfB Stuttgart erzielt.
Natürlich spielte Modeste weiter - und traf fünf Minuten später zum 2:0-Endstand. Anschließend umarmten sich Modeste und Steffen Baumgart innig. Die Szene fasste das besondere Verhältnis zwischen dem Chefcoach und dem Torjäger in einem Bild zusammen.
Modeste über Baumgart: "Ich lieb' den"
"Wir haben einen geilen Trainer, ich lieb' den", hatte Modeste vor einigen Wochen einmal gesagt. Da macht es auch nichts aus, wenn er einmal auf der Bank sitzt.
"Es ist schön, wenn man so viel Selbstvertrauen hat. Ich genieße das momentan", sagte Modeste nach dem Stuttgart-Spiel, "ich habe viel investiert und der Trainer hat mir das Vertrauen gegeben. Ich versuche, das zurückzuzahlen."
Stürmer zahlt Vertrauen des Trainers zurück
Selbstvertrauen ist ein entscheidender Faktor für die Verfassung eines Stürmers. So auch bei Modeste. Beim ehemaligen Kölner Chefcoach Markus Gisdol hatte er häufig auf der Bank und teilweise sogar auf der Tribüne gesessen, Baumgart hingegen setzt voll auf den Routinier - auch wenn er ihn im Pokal erst einmal auf der Bank ließ.
"Anthony Modeste ist nicht der entscheidende Mann. Entscheidend ist die Mannschaft", meinte Baumgart nach dem Spiel. Modeste habe den Sieg mit seinen Toren "über die Ziellinie gebracht."
Gegen Dortmund wohl wieder in der Startelf
Am Donnerstag deutete Baumgart an, dass Modeste am Samstag im Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund (ab 15.30 Uhr live auf Sky) wieder in der Startelf stehen wird.
"Es gab ja keine Diskussion, dass er nicht spielen sollte", sagte Baumgart im Sky Interview. Dass der Routinier in Stuttgart zunächst auf der Bank gesessen hatte, war auch in der Leistungssteuerung begründet.
Modeste habe in den vergangenen Jahren "nicht enorm viel Spielpraxis gehabt. Wenn du 33 bist, geht es nicht um jedes Spiel, sondern es geht darum, lange zu spielen", erklärte der Trainer und betonte auch: "Wir sind nicht Tony und wir sind auch in der Lage, ohne Tony zu spielen. Obwohl wir uns alle dafür freuen, dass er seine Tore macht. Und er wird die auch weiter machen, hoffe ich.
Modeste bekommt bei Baumgart keine Sonderbehandlung, aber er glaubt an seinen Stürmer.
"Das Vertrauen ist da, weil Tony zurückzahlt und viel für die Mannschaft arbeitet", hatte der Trainer nach dem 2:2 gegen Leverkusen erklärt.
Tony und Toni - legendäre Doppelpacker
Im Duell der rheinischen Nachbarn hatte Modeste seinen 50. Bundesligatreffer für die Geißböcke erzielt. Dies war vor ihm erst neun Kölner Spielern gelungen. Einer davon war Toni Polster. Nach Polster (79 Bundesligatore) ist Modeste erst der zweite Ausländer, der die 50er-Marke für den FC erreicht hat.
Der Österreicher hatte sich in den Neunzigern einen Namen als "Toni-Doppelpack" gemacht, und nach Modestes doppeltem Doppelpack postete der 1. FC Köln ein Bild, in dem die Köpfe der beiden Stürmer miteinander verschmelzen.
FC-Fans feiern Modeste wie zu besten Zeiten
Wie Polster seinerzeit ist auch Modeste Kult in Köln. Er liebt die Stadt, den Verein - und die Fans lieben ihn.
Nach dem Leverkusen-Spiel feierten sie ihm mit dem Song "Modeste, Modeste, Anthony Modeste!". Es war wie zu Modestes besten Zeiten,
In der Saison 2016/17 hatte er zum letzten Mal zwei Tore in einem Bundesligaspiel erzielt und den Effzeh mit 25 Toren in die Europa League geschossen. Der Party-Sänger Ikke Hüftgold schrieb dem Franzosen zu Ehren einen Song und landete damit einen Ballerman-Hit.
Vom Auslaufmodell zurück zum Hoffnungsträger
Von Hüftgold ist bei Modeste nichts zu sehen. Hatten ihn Kritiker vor einem Jahr noch als Auslaufmodell tituliert, ist der 33-Jährige heute fit und austrainiert und erlebt nach zwei schwierigen Jahren gerade seinen zweiten Frühling.
"Ich habe mich konstant analysiert. Wenn es zwei Jahre lang nicht läuft, musst du dich hinterfragen", erklärt der Publikumsliebling seinen Lauf: "Ich investiere viel in mich selbst. Wer viel arbeitet, wird belohnt."
Jetzt schon mehr Tore als in zwei Jahren zuvor
Modeste belohnt sich selbst mit Toren. Mit sechs Treffern und einer Vorlage hat er maßgeblichen Anteil am guten Bundesliga-Saisonstart der Kölner, die nach neun Spieltagen auf Platz acht stehen.
In der kompletten Vorsaison hatte kein FC-Profi mehr als sieben Mal (Ondrej Duda) getroffen, Modeste war in seinen acht Einsätzen ohne Treffer geblieben.
Überhaupt war er in den vergangenen beiden Spielzeiten in insgesamt 35 Bundesliga-Einsätzen lediglich auf vier Tore und einen Assist gekommen.
Keiner ist aktuell stärker in der Luft
Doch was macht auf dem Platz seine wiedergewonnene Stärke aus?
Die Antwort liegt quasi in der Luft: Der 1,87 Meter große Stürmer traf als einziger Bundesligaspieler in dieser Saison vier Mal per Kopf.
Und er suchte in neun Partien bereits 30 Mal den Abschluss. Diesen Wert überbieten nur Bayerns Robert Lewandowski (40) und Hoffenheims Andrej Kramaric (32).
Geht die Erfolgsgeschichte in Dortmund weiter?
Am Samstag geht es für die Kölner nach Dortmund. Modestes letztes Tor gegen die Borussia datiert zwar aus der Saison 2015/16, aber damals traf er in beiden Spielen gegen den BVB: beim 2:1-Sieg in Köln und beim 2:2 in Dortmund.
Sollte er seine Erfolgsgeschichte auch beim BVB weiterschreiben, werden ihn die Fans sicher wieder mit seinem Song feiern - und Modeste und Baumgart sich wieder in den Armen liegen.
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