5. April 2011: Schalke gewinnt bei Inter Mailand mit 5:2
"Rauuuul!" "Eduuuu!" Schalkes magische Nacht von Mailand
Robin Schmidt
14.04.2020 | 16:53 Uhr
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5. April 2011: 5:2! Schalke zerlegt Inter: Raul zaubert - Edu mit Doppelpack
5. April 2011. Ein Datum, das für jeden Schalke-Fan unvergessen bleibt. Vor neun Jahren erlebten die Knappen im Giuseppe-Meazza-Stadion von Mailand eine Nacht, die in die Vereinsgeschichte einging. Sky Sport erinnert sich.
Klar verteilte Rollen
Schwarzblau gegen Königsblau. Inter Mailand gegen Schalke 04. Der amtierende Champions League-Sieger, der den FC Bayern in der Runde zuvor eliminiert hatte, gegen ein Team, das in der Bundesliga im trostlosen Mittelmaß versunken war. Und das trotz namhafter und kostspieliger Neuzugänge wie Raul, Klaas-Jan Huntelaar und Jose Manuel Jurado.
Die Trennung von "Alleinherrscher" Felix Magath war trotz überzeugender Auftritte auf internationaler Ebene irgendwann nicht mehr zu verhindern. Zu dröge und uninspiriert waren die Auftritte im alltäglichen Liga-Geschäft.
Und so saß nicht Magath, sondern Ralf Rangnick bei der Reise in die Metropole der Lombardei im Flieger. Er begann seine zweite Amtszeit in Gelsenkirchen und hatte nur zwei Wochen Zeit, seiner neuen Mannschaft seine Spielidee einzuimpfen …
Eine überraschende Aufstellung
Zwei Teenies und unerwartete Besetzungen auf der Doppel-Sechs sowie im Sturm - Rangnick ging gegen Inter volles Risiko. Und das mit purer Absicht. "Wir haben vor dem Spiel eine offensive Aufstellung gewählt, und das haben wir bewusst getan, weil wir wussten, dass wir hier nicht nur defensiv spielen durften", erklärte er hinterher seine Schachzüge.
Gegen Inters Offensiv-Stars Wesley Sneijder, Diego Milito und Samuel Eto'o bildeten vor Torhüter Manuel Neuer Benedikt Höwedes und der 19-jährige Joel Matip die Innenverteidigung, als Außenverteidiger agierten Atsuto Uchida und Hans Sarpei.
ZUM DURCHKLICKEN: Schalke-Trikots im Wandel der Zeit
Neben dem ebenfalls erst 19-jährigen Kyriakos Papadopoulos bot Rangnick auf der Doppel-Sechs den eigentlich offensiven Mittelfeldspieler Jurado auf, der hinterher von der italienischen Presse als der "wahre Regisseur" gelobt wurde. Auftritte wie dieser blieben in seiner Schalke-Zeit allerdings eine Ausnahme.
25,54 Sekunden waren gespielt, da lag der Ball bereits im Schalker Tor. Manuel Neuer, schon damals mit seinen 25 Jahren ein Torwart-Libero, klärte einen langen Pass von Esteban Cambiasso per Hechtkopfball vor dem Strafraum bis zur Mittellinie. Normalerweise weit genug. Aber an diesem Abend war nichts normal.
Denn dort stand ein Dejan Stankovic, der "All-In" ging und volley aus satten 51 Metern traf. Ein Tor wie ein Kunstwerk. "Das ist ja furchtbar, das ist ja grausam", kommentierte Fritz von Thurn und Taxis den königsblauen Alptraum-Start. Und Schalke-Fans befürchteten einen ähnlichen Abend, wie er sich acht Jahre später beim 0:7-Desaster gegen Manchester City ereignen sollte. Doch es kam alles anders.
Auch dank Edu, der eine der Hauptrollen beim "Wunder von Mailand" einnahm. Magath hatte den bulligen Stürmer im Winter 2010 überraschend aus Südkorea zurück in die Bundesliga geholt, aber der ehemalige Bochumer konnte sich nie wirklich durchsetzen. Doch der 5. April 2011 war auch für ihn persönlich das Highlight seiner Karriere.
In der 40. Minute parierte Schlussmann Julio Cesar zunächst seinen abgefälschten Schuss, doch im Nachsetzen sorgte er für den 2:2-Ausgleich. "Eduuuu", schrie Thurn und Taxis in seiner unnachahmlichen Art ins Mikro. Eine Viertelstunde vor Schluss setzte der Angreifer mit einem humorlosen Linksschuss aus 16 Metern auch noch den Schlusspunkt zum 5:2.
Zitat des Abends
"Auswärts fünf Tore bei Inter Mailand - sowas habe ich noch nie erlebt. Jetzt feiern wir mit Apfelschorle und Wasser." (Manuel Neuer)
"Disastro Inter" (Tuttosport), "Schalke zerlegt Inter" (El Pais), "Inter - ein Alptraum" (Il Tempo), "Schalker Sternstunde in Mailand" (Basler Zeitung). Es sind Schlagzeilen, die niemand erwartet hatte. Kein Inter-Fan. Kein Schalke-Anhänger. Kein Redakteur. Und eine Woche später hieß es dann: "Hasta la vista, Schalke Halbfinalista."