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Alexander-Arnold & Robertson: Liverpools Außenverteidiger im Porträt

Liverpools Außenverteidiger: Der Spielmacher und das Arbeitstier

Trent Alexander-Arnold (l.) und Andrew Robertson (r.) haben großen Anteil an der Erfolgsserie Liverpools.
Image: Trent Alexander-Arnold (l.) und Andrew Robertson (r.) haben großen Anteil an der Erfolgsserie Liverpools.  © Getty

Trent Alexander-Arnold und Andrew Robertson bilden beim FC Liverpool das derzeit beste Außenverteidiger-Duo der Welt. Beide haben ähnliche Qualitäten - und könnten doch unterschiedlicher nicht sein.

"Es gab früher dieses berühmte Sprichwort: 'Niemand will sein wie Gary Neville.' Aber wir wollen das Bild des Außenverteidigers verändern." Das sagte Trent Alexander-Arnold vom FC Liverpool Anfang dieses Jahres über sich und seinen Mannschaftskollegen Andrew Robertson. Zu Nevilles Zeiten galt im Fußball vielerorts die Annahme: Außenverteidiger werden die, die in der Innenverteidigung zu schlecht sind.

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Das Projekt der beiden könnte besser kaum laufen. Bereits in der vergangenen Spielzeit gelang dem Duo Historisches: Zum ersten Mal in der Geschichte der Premier League stellte ein Verein zwei Außenverteidiger, die über zehn Tore vorbereitet hatten. Robertson legte elf Treffer auf, Alexander-Arnold verbuchte sogar noch eine Torvorlage mehr.

Alexander-Arnold kreiert mehr Chancen als Salah

Das denkbar knappe Finish dürfte im Sommer für den ein oder anderen Spruch gesorgt haben. Denn Andrew Robertson verrät: "Wir haben einen Wettbewerb, wer mehr Assists schafft. Das pusht uns." Das gute Auge für den letzten Pass ist ihre größte Gemeinsamkeit. Abseits der herausragenden Flanken interpretieren die beiden ihre Position durchaus unterschiedlich.

Trent Alexander-Arnold ist mit dem Ball sehr filigran, rein technisch einer der besten Außenverteidiger des Kontinents. Oft wird er als "verkappter Spielmacher" der Mannschaft von Jürgen Klopp bezeichnet. Tatsächlich sammelt Alexander-Arnold wahnsinnig viele Ballkontakte, gleitet immer wieder von seiner rechten Seite in die Mitte des Spielfeldes, um Angriffe mit einzuleiten. Er hat für Liverpool in dieser Saison 73 Chancen kreiert - auf dem zweiten Platz liegt Mo Salah mit 44. Bisweilen erinnert der 21-Jährige durch seine unheimliche Präzision und die feine Technik an Real Madrids Außenbahn-Motor Marcelo.

Längst bekommt er regelmäßig Lob von den ganz Großen der Zunft. Cafu, der ehemalige Rechtsverteidiger des AC Milan und zweimalige brasilianische Weltmeister, traut ihm eines Tages den Weltfußballer-Titel zu. Gary Lineker würde den jungen Engländer gern weiter vorne auf dem Spielfeld sehen, "auf der Position von Kevin de Bruyne bei Manchester CIty". Alexander-Arnold antwortete mit einem Augenzwinkern: "Eine Position nach der anderen."

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"Mein Name war glücklicherweise dabei"

Und Steven Gerrard war sogar noch früher dran. In seiner Biographie hielt er große Stücke auf "TAA" - der damals gerade einmal 16 Jahre alt war. Gerrard hatte auf jeden Fall viel Zeit, sich Liverpools wuselige 66 in der Jugend anzuschauen. Dabei hätte auch alles ganz anders kommen können: 2004 informierte der FC Liverpool die Schulen in der Stadt darüber, ein Sommercamp für Kinder zu veranstalten. Dabei ging es weniger um Scouting von Talenten, allgemein sollten Kinder durch die Aktion zum Fußball spielen ermutigt werden.

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"Der Lehrer fragte, wer an diesem Camp teilnehmen möchte. Jeder im Raum wollte natürlich mitmachen. Letztendlich wurden die Namen aus einem Hut gezogen, meiner war glücklicherweise dabei", erinnert sich Alexander-Arnold in einem Gespräch mit dem spanischen Journalisten Guillem Balague. Es dauerte keine Stunde, bis ein Mitarbeiter der Reds bei der Mutter des kleinen Trent nachfragte, ob er vielleicht häufiger zum Training kommen könnte.

Zu schmächtig, zu klein

So arbeitete sich Alexander-Arnold beständig durch die Jugendabteilungen. Er sprach in dem Interview auch über Jungs, die mit 14 noch zu den besten des Landes zählten, wenige Jahre später aber von der Bildschirmfläche verschwunden waren. Alexander-Arnold aber spielt und spielt und spielt und unterschreibt in jedem Jahr einen neuen Vertrag bei seinem Heimatverein.

Der Weg seines kongenialen Partners war deutlich weniger stringent. Mehr noch: Robertson war exakt einer der Jungs, von denen Alexander-Arnold gesprochen hatte.

2009 fing ein neuer Leiter seinen Job im Nachwuchszentrum von Celtic Glasgow an, samt neuem Konzept. Im Alter von 15 Jahren war plötzlich kein Platz mehr für Andrew Robertson. "Zu schmächtig, zu klein", so hieß es damals. Er selbst beschrieb den Rückschlag später als hart, aber hilfreich. Entmutigen ließ sich der heutige Kapitän der schottischen Nationalmannschaft durch diesen Vorfall nicht. Er schloss sich später dem Queens Park FC in Glasgow an - einem Klub in der vierten schottischen Liga.

Platzanweiser für Vincent Kompany

Lediglich 23 Pfund pro Woche verdiente er dort, also musste er nebenher Geld verdienen. "Robbo" arbeitete in einer Tickethotline, bei größeren Events trat er als Platzanweiser auf. Einmal soll er bei einem Länderspiel zwischen Belgien und Schottland sogar Vincent Kompany zu seinem Sitz geleitet haben.

Ein Jahr wollte er es so versuchen, wäre dann kein Verein auf ihn aufmerksam geworden, "hätte ich mir andere Optionen suchen müssen. Ich war auf dem Weg, mich für die Universität einzuschreiben. Ich wäre vielleicht Sportlehrer geworden oder hätte irgendetwas mit Sportwissenschaften gemacht", so Robertson in einem Interview mit dem Liverpool Echo.

Doch es wurde jemand auf ihn aufmerksam - der schottische Erstligist Dundee United. In seiner ersten Saison wurde er zum Nachwuchsspieler des Jahres gekürt und machte sich nur ein Jahr später auf den Weg nach England zu Hull City. Nachdem er dort ebenfalls überzeugte, bezahlte Liverpool im Sommer 2017 die aus heutiger Sicht lächerliche Summe von neun Millionen Euro.

Ein typisches Klopp-Projekt

Mit 23 Jahren war Andrew Robertson in Europas Fußball-Elite angekommen. Kein Vergleich zu Alexander-Arnold, der mit 18 Jahren für die Reds debütierte. Robertson ist ein typisches Klopp-Projekt. Einer dieser übersehenen Akteure, bei denen der deutsche Coach Potenzial sieht, von dem die Spieler selbst nichts wussten.

Auch unter Klopp tut Robertson auf dem Platz das, was er seine ganze Karriere lang schon tut - arbeiten. In seinem Spiel ist nichts filigranes, niemand hat ihn für den Ballon d'Or vorgeschlagen. Aber Robertson bringt eine unfassbare Wucht mit auf den Rasen und beackert gewissenhaft jeden Zentimeter seiner linken Außenbahn.

Robertson liegt im interen Duell hinten

Flanken, schießen, laufen, grätschen - gefühlt legt der 26-Jährige in jede Aktion auf dem Feld maximale Geschwindigkeit und maximale Intensität. Einer vom Typ "Publikumsliebling". Natürlich hat er längst einen eigenen Song. In dem Stück geht es - wenig überraschend - um Robertsons unglaubliche Ausdauer.

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FC Liverpool: Trainer Jürgen Klopp über die Saison

In dieser Saison eilt Liverpool von Sieg zu Sieg, der Premier-League-Titel ist bereits jetzt in greifbarer Nähe. Komplett zufrieden ist der Linksverteidiger eventuell trotzdem nicht. Denn Alexander-Arnold hat seine zwölf Vorlagen aus dem Vorjahr bereits jetzt erreicht, Robertson steht bei sieben Assists.

Der Schotte muss sich ranhalten, will er sich die Sticheleien des Briten nicht noch einen zweiten Sommer lang anhören. Doch egal, wer den Wettbewerb am Ende gewinnt: Wie Gary Neville sind beide nicht geworden. Und darum ging es ja.

Mehr zum Autor Florian Papenfuhs

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