Auf die beruhigenden Pfoten von Familienhund Jory auf seinen Schultern wird Steffen Baumgart in Leipzig verzichten müssen. Dafür darf sich der Trainer des 1. FC Köln nach seiner Corona-Zwangspause endlich wieder am Spielfeldrand austoben statt sein Wohnzimmer unsicher zu machen.
"Ich liebe das, da am Rand zu stehen", sagte der 50-Jährige am Donnerstag, sichtlich motiviert vor dem Spiel des 1. FC Köln beim Vizemeister am Freitag (20:30 Uhr im Liveticker, Baumgart muss in Leipzig auf Modeste verzichten).
"Für mich ist es wichtig, dass ich wieder da bin. Wie wichtig das für Sie ist, weiß ich nicht", sagte er zu den Journalisten.
Zuhause, erklärte Baumgart mit einem Augenzwinkern, seien "alle froh, dass ich raus bin". Das Wohnzimmer hatte er während des Spiels gegen Freiburg zur Coaching Zone umfunktioniert. Ein von Tochter Emilia gepostetes Video, auf dem Baumgart höchst emotional das Spiel gegen Freiburg im Wohnzimmer verfolgt, war in der vergangenen Woche viral gegangen.
Und Eurasier Jory, der immer wieder beschwichtigend die Pfoten auf Baumgarts Schultern legte, war zum heimlichen Star geworden. "Der Hund ist wie der vierte Offizielle, der versucht ihn zu beruhigen", hatte sogar England Fußball-Ikone Gary Lineker getwittert.
Auf der Homepage des WDR hatte der Kölner Hundetrainer Sebastian Marx unter der Überschrift "So tickt Steffen Baumgarts Hund Jory" das Verhalten des Tieres analysiert. "Es lässt sich gut erkennen, dass der Hund unter Stress steht", hatte Marx gesagt: "Er hechelt und er gähnt. Die Reaktion ist auch völlig normal. Wenn ich so ausflippen würde, würde das meinen Hund auch stressen."
Doch so wie sich Baumgart einerseits zu Hause nicht mäßigt, braucht der Vierte Offizielle am Freitag offenbar keine Angst zu haben, dass es zurück im Stadion überdimensional aus ihm herausbricht. "Die Aufregung wird nicht anders sein als zu Hause", erklärte er: "Wenn meine Jungs spielen, ist es egal, wo ich mich gerade aufhalte. Man verändert sich ja nicht als Mensch, nur weil man zu Hause sitzt."
Seine Tochter habe das Aufnehmen und die Veröffentlichung des Videos nicht mit ihm abgesprochen. "Das muss sie aber auch nicht", versicherte der 50-Jährige: "Die Kinder wissen, wie ich zu Hause bin. Es gab ja schon ein, zwei Spiele, die sie so erlebt haben."
Überhaupt war er darum bemüht, nicht groß auf das Video einzugehen und es als Randnotiz abzutun. "Was heute große Ausmaße annimmt und was nicht, darüber kann man sich keine Gedanken machen", sagte er: "Aber wer mich kennt, weiß, dass das nichts Unnormales war."
Baumgart war am vergangenen Mittwoch positiv getestet worden und konnte sich an diesem Mittwoch freitesten. Gegen Freiburg (1:0) hatte ihn sein Assistent Andre Pawlak als Chef vertreten.
Der Leipziger Kollege Domenico Tedesco zeigte sich "in erster Linie erfreut, dass er gesund ist, dass er keinen schweren Verlauf hatte". Und ergänzte schmunzelnd: "Ich glaube, das hat das Video auch noch mal gezeigt."
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