Fünf Teams kämpfen in der 2. Bundesliga noch um den Aufstieg ins Oberhaus. Zwei Spieltage sind noch zu absolvieren. Der 32. Spieltag hat die Situation im Aufstiegsrennen noch einmal durcheinandergewürfelt.
Zwischen dem Spitzenreiter FC Schalke 04 und dem Tabellenfünften FC St. Pauli liegen nur fünf Zähler. Dazwischen liegen noch der SV Darmstadt 98, der SV Werder Bremen sowie der Hamburger SV. Zwei dieser fünf Mannschaften werden direkt in die Bundesliga aufsteigen, einer wird in die Relegation müssen und zwei werden komplett leer ausgehen.
Sky Sport analysiert die Ausgangslage im spannenden Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga.
Aufstieg der Herzen? Schalkes verrückte "sieben Minuten im April"
FC Schalke 04
Die Knappen haben die beste Ausgangsposition, um den sofortigen Wiederaufstieg einzutüten. Schalke führt mit 59 Punkten die Tabelle an und hat zudem eine gute Tordifferenz (+26). Vier Zähler aus den beiden letzten Partien und die Rückkehr in die Bundesliga sollte perfekt sein.
Für die Königsblauen spricht vor allem aber auch die aktuelle Form. Sechs der vergangenen sieben Spiele wurden gewonnen. Seit dem Trainerwechsel von Dimitrios Grammozis zu Mike Büskens läuft der S04-Motor wieder. Auch der Rückschlag im Topspiel gegen Werder Bremen (1:4) haben die Gelsenkirchener gut weggesteckt.
Beim SV Sandhausen sicherte Simon Terodde mit seinem Last-Minute-Tor in der Nachspielzeit zum 2:1 S04 ganz wichtige drei Punkte. "Das war ein Tippkick-Tor, der musste irgendwie über die Linie. Und dann Ekstase pur, wo ich die Mannschaftskollegen und das Trainerteam gesehen habe", meinte der Rekordtorjäger der 2. Bundesliga anschließend am Sky Mikrofon mit hörbar angeschlagener Stimme.
Terodde, der mit 27. Treffern die Torjägerliste anführt, hatte diese offenbar auf dem Platz und in der Kabine gelassen. Dort feierten die Schalker ausgelassen, auch mit ihren Fans. Diese waren zahlreich mit in den Hardtwald gereist und machten das Auswärtsspiel zu einem Heimspiel. "Unglaublich. Die Fans tragen uns und wir brauchen die Fans auch", zeigte sich Gerald Asamoah, Teammanager der Lizenzspielermannschaft, bei Sky, beeindruckt von der Unterstützung.
Bei Schalke läuft es aktuell, die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist gut, die Chemie mit den Fans stimmt. S04 ist der große Aufstiegsfavorit im Saisonschlussspurt, allerdings ist auf dem Papier das Restprogramm das schwerste aller Topteams. Zunächst wartet am kommenden Wochenende der FC St. Pauli, am 34. Spieltag geht es dann noch zum 1. FC Nürnberg. "Das werden zwei richtig schwere Aufgaben", blickte S04-Coach Büskens voraus. Die Chancen für eine schnelle Bundesliga-Rückkehr stehen gut, doch Schalke ist noch nicht durch.
SV Darmstadt 98
Neben Schalke waren die Lilien der Gewinner des 32. Spieltags. Mit dem 6:0-Kantersieg gegen Erzgebirge Aue katapultierte Darmstadt mit nun 57 Punkten zurück auf einen direkten Aufstiegsplatz und verbesserte das eigene Torverhältnis gleichzeitig auf +23. Die Euphorie bei den Hessen ist spürbar, die Form scheint rechtzeitig zur Crunchtime wieder da zu sein.
"Die wichtigste Erkenntnis und das schönste am Spiel war, dass meine Mannschaft auch beim Spielstand von 4:0 die Situation des Gegners respektiert hat und weiter seriös gespielt hat", äußerte sich Trainer Torsten Lieberknecht nach dem Aue-Spiel begeistert über sein Team. Dabei schienen die Lilien noch vor Kurzem den Aufstieg aus den Augen zu verlieren.
Nach drei Niederlagen aus vier Partien rutschte Darmstadt von der Tabellenspitze auf Rang vier ab. Doch nur dem 2:1-Sieg in der Vorwoche auf St. Pauli fand der SVD wieder in die Spur. Nach dem Kantersieg am Böllenfalltor gegen Aue hat das Lieberknecht-Team nun den Aufstieg wieder selbst in der Hand und muss nicht auf die Konkurrenz schauen.
Zwei eigene Siege und Darmstadt steigt mit großer Wahrscheinlichkeit auf. Zudem treffen die Hessen dabei auf zwei Gegner, für die es um nichts mehr geht. Zunächst geht es für die Lilien zu Fortuna Düsseldorf, zum Saisonfinale reißt der SC Paderborn nach Darmstadt. Doch vorsichtig: Gegen Düsseldorf kassierte der SVD im Hinspiel eine 1:3-Heimpleite und Paderborn ist mit 32 Punkten die beste Auswärtsmannschaft der gesamten Liga.
SV Werder Bremen
Großer Verlierer des 32. Spieltags waren die Hanseaten. Gegen Holstein Kiel gab Bremen eine 2:0-Führung aus der Hand und ging noch als Verlierer vom Platz (2:3). Dadurch fiel das Team von Trainer Ole Werner in der Tabelle von eins auf drei zurück. Bremen steht aktuell bei 57 Punkten und einer Tordifferenz von +17.
"Das ist schwer zu erklären. Wir haben das Heft des Handelns abgegeben. Das ist schon ein Nackenschlag. Wir müssen jetzt eine Antwort finden", meinte der völlig konsternierte Werner nach der Heimschlappe bei Sky. Abwehrspieler Marco Friedl wurde am Sky Mikrofon sogar noch deutlicher: "Wir gehen aus dem Nichts 2:0 in Führung und dann spielen wir 70 Minuten einfach richtig schlechten Fußball. Wenn wir so spielen, steigen wir nicht auf. Das muss uns bewusst sein."
Werder-Schock im Aufstiegsrennen: "So steigen wir nicht auf"
Bei Werder ist zur Unzeit ein bisschen Sand im Getriebe. Nur eines der vergangenen fünf Spiele gewann der SVW. Nach dem 4:1-Sieg auf Schalke in der Vorwoche schien Bremen der Topfavorit auf den Aufstieg, nun haben sie diesen nicht mehr in der eigenen Hand und müssen auf Patzer der Konkurrenz hoffen. Zu allem Übel verletzte sich auch noch Mittelfeldspieler Jean Manuel Mbom im Training schwer.
"Wir haben uns in eine Situation gebracht, wo wir in Zugzwang sind. Wir werden sehen, ob uns diese Drucksituation guttut. Wir haben gerade aber sehr wenig Ansprüche zu stellen, weil wir uns das selbst ein bisschen versaut haben und nicht mehr in der eigenen Hand haben. Wir müssen zwei Siege holen und am besten so hoch wie möglich gewinnen", gab Stürmer Niclas Füllkrug bei Sky90 die Marschroute nun vor.
Bremen hat das einfachste Restprogramm aller Aufstiegskandidaten. Am kommenden Wochenende reißen die Norddeutsche nach Aue, die bereits abgestiegen sind und nach Ingolstadt die zweitschlechteste Heimbilanz aufweisen. Zum Abschluss steht ein Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg auf dem Programm. Die Oberpfälzer haben am vergangenen Spieltag den Klassenerhalt eingetütet.
Hamburger SV
Zurück im Rennen um die Bundesliga ist der HSV. Die Rothosen setzten sich klar mit 4:0 Ingolstadt durch und tankten für den Saisonendspurt damit noch einmal gehörig Selbstvertrauen. Durch die Patzer der Konkurrenz in den vergangenen Wochen ist Hamburg nach drei Siegen in Folge wieder voll vorne dabei. Der HSV steht bei 54 Zählern und hat zudem mit +30 die beste Tordifferenz der gesamten Liga.
"Wir schauen nicht auf die Tabelle, wir sind gut beraten, nur auf uns zu schauen. Wir machen viele Dinge gut, können einige Dinge aber noch besser machen. Wir haben noch nichts erreicht, aber wir sind auf einem guten Weg", gab sich Trainer Tim Walter nach dem Ingolstadt-Spiel betont zurückhaltend. Walter ließ aber mit seiner Aussage zwischen den Zeilen erkennen, dass der HSV noch an seine Chance glaubt.
Denn nach zuvor nur fünf Zählern aus sieben Partien war der Aufstiegszug für die Norddeutschen eigentlich schon abgefahren. Nun ist Hamburg wieder dran, doch ist immer noch auf Ausrutscher der Kontrahenten angewiesen. Zunächst einmal muss der HSV aber seine eigenen Hausaufgaben machen und seine letzten beiden Spiele gewinnen.
Dort warten mit Hannover 96 (heim) und Hansa Rostock (auswärts) zwei Teams aus den unteren Regionen der Tabelle, die allerdings beide am vergangenen Spieltag den Klassenerhalt gefeiert haben. Doch auch wenn es für die beiden Gegner um nichts mehr geht, bleiben beide Spiele Nordduelle, bei denen immer um viel Prestige geht.
FC St. Pauli
Fast schon aussichtslos ist die Lage für den zweiten Hamburger Verein. St. Pauli kassierte beim 1:1 gegen Nürnberg den Ausgleich erst in der Nachspielzeit. Die Kiezkicker stehen bei 54 Zählern und haben zudem mit +14 das schlechteste Torverhältnis aller Aufstiegskandidaten. St. Pauli braucht im Saisonfinale schon ein kleines Wunder, sollte der Sprung auf einen der ersten drei Plätze noch gelingen.
Was zudem gegen das Team von Trainer Timo Schultz spricht, ist der Trend. Zudem gelang St. Pauli in den vergangenen fünf Partien kein einziger Sieg, nur zwei Zähler sprangen dabei heraus. Den nächsten Schock gab es am Sonntag: Dort vermeldete der Kultverein zehn positive Coronafälle, neun davon unter den Spielern.
St. Pauli geht somit extrem angeschlagen ins Saisonfinale. Dabei sind zwei eigene Siege Pflicht, sollte die Minimalchance auf die Bundesliga noch gewahrt werden. Allerdings müssen die Hamburger dafür ausgerechnet beim Spitzenreiter auf Schalke am kommenden Wochenende gewinnen. In der Auswärtstabelle liegen die Kiezkicker mit 20 Punkten als Zehnter nur im Mittelfeld.
Zum Finale reist dann Düsseldorf ans Millerntor. Der Heimstärke - St. Pauli holte bisher die meisten Punkte aller Zweitligateams daheim (34) - haben es die Norddeutschen zu verdanken, dass sie noch den Anschluss hin nach vorne haben. Dennoch muss an den letzten beiden Spieltagen der Saison schon einiges zusammenkommen, damit St. Pauli noch auf einen Aufstiegsrang klettert.
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.