Werder-Schock im Aufstiegsrennen: "So steigen wir nicht auf"
30.04.2022 | 20:30 Uhr
Werder Bremen hat sein Heimspiel gegen Holstein Kiel völlig überraschend mit 2:3 verloren. Trotz einer 2:0-Führung reichte es für die Grün-Weißen nicht zu einem Sieg. Entsprechend groß war die Enttäuschung bei Ole Werner und seinen Spielern nach Schlusspfiff.
Tabellenführung, 4:1 beim größten Aufstiegskonkurrenten auf Schalke gewonnen und den Aufstieg in der eigenen Hand. Eigentlich sprach vor diesem 32. Spieltag alles für Werder Bremen. Zumal mit Holstein Kiel, Werners Ex-Verein, ein vermeintlich machbarer Gegner ins Weserstadion angereist war.
Zunächst sah auch alles nach dem vielleicht vorentscheidenden Schritt in Richtung Aufstieg aus - am Ende herrschte beim SV Werder allerdings die pure Fassungslosigkeit. Das Werner-Team verspielte eine komfortable 2:0-Führung und kassierte am Ende - nach zwei Eigentoren - tatsächlich noch eine 2:3-Niederlage, wodurch Werder in der Tabelle auf Rang zwei zurückfiel, da Schalke 04 seine Partie beim SV Sandhausen nach einem Treffer von Simon Terodde in der Nachspielzeit auf dramatische Art und Weise gewann.
"Das ist pure Enttäuschung. Wir spielen zu Hause vor so einer Kulisse. Wir starten gut ins Spiel, es läuft alles für uns und wir geben das Ding aus der Hand. Das ist natürlich selbst verschuldet", haderte Bremens Anthony Jung, der das zweite Eigentor der Bremer fabriziert hatte, bei Sky. Marco Friedl ergänzte: "Wir spielen 70 Minuten richtig schlechten Fußball. Wir haben viel zu viel zugelassen. Wenn wir so spielen, steigen wir nicht auf."
Dabei sahen die Bremer bereits früh in der Partie wie der sichere Sieger aus. Nach der 2:0-Führung gaben die Gastgeber die Partie aber aus unerklärlichen Gründen aus der Hand. Besonders Friedl kritisierte die fehlende Körperlichkeit seines Teams: "Wir haben untypisch viel zugelassen und nicht mehr diese Aggressivität gezeigt, obwohl wir das angesprochen und auch in der Halbzeit darüber geredet haben."
Auch Werner hatte dieses Problem wahrgenommen: "Es ist schwer zu erklären. Wir müssen darüber sprechen und uns fragen, warum das so war. Da gibt es so schnell nach dem Spiel keine plausible Erklärung. Fakt ist aber, dass es so war."
Die Hausherren waren im zweiten Abschnitt zwar auch das gefährlichere Team und drängten auf die Vorentscheidung, doch Marvin Ducksch, Füllkrug und Felix Agu ließen das dritte Tor liegen. Ein Chancenwucher, der sich in der 71. Minute rächen sollte, als Jung von Kwasi Wriedt zum zweiten Eigentor gezwungen wurde.
Doch damit nicht genug: Nachdem Füllkrug eine weitere Großchance ausgelassen hatte, legten die Kieler sogar noch einen eigenen Treffer nach und drehten durch Julian Korb die Partie komplett. "Das ist ein Nackenschlag. Da müssen wir nicht drumherum reden und trotzdem geht der Blick nach vorne. Wir haben in der Vergangenheit auch schon auf Nackenschläge die richtige Antwort gefunden und jetzt müssen wir wieder eine Antwort finden", gab sich Werner kämpferisch. "Wir müssen mit den Dingen jetzt so umgehen, wie sie sind und den Blick nach vorne richten."
Deutlich ernstere Worte fand Friedl, der zugleich Alarm schlug: "Wenn wir so spielen, steigen wir nicht auf. Das muss uns bewusst sein für die nächsten zwei Spiele." Jung schlug in die gleiche Kerbe: "Wir haben das selbstverschuldet. So wie wir gerade hintenraus in der Box verteidigt haben, das war viel zu wenig, um hier etwas mitzunehmen."
Für die Bremer war es die erste Heimpleite seit September. Damals unterlag der SVW dem HSV mit 0:2. Ausgerechnet gegen Werners Ex-Verein mussten sich die Bremer nun erneut vor eigenem Publikum geschlagen geben. Die Tatsache, dass die Kieler nun den Klassenerhalt sicher haben, erfreute Werner nicht: "Nein, heute überwiegt die Enttäuschung über unsere eigene Leistung und das Ergebnis." Verständlich.