Vor dem DFB-Pokal Halbfinale spricht VfB-Angreifer Serhou Guirassy im exklusiven Sky Interview über Gegner Eintracht Frankfurt und die Comebackqualitäten der Schwaben. Außerdem gibt er private Einblicke und spricht über seine Zukunft.
Die Freude in der Mercedes-Benz-Arena war grenzenlos am Samstagnachmittag. Der VfB Stuttgart hat soeben mit 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen und ist wieder auf einen direkten Nichtabstiegsplatz vorgerückt. Nach der Partie feierte die Mannschaft geschlossen mit den Fans in der Cannstatter Kurve. Hinter einem großen Banner mit der Aufschrift "Finale" stand Borna Sosa auf dem Podest und gab den Vorsänger. Es hätte ein perfekter Nachmittag für den VfB Stuttgart sein können, wenn nicht die Situation in der 51. Minute gewesen wäre.
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Gladbachs Lars Stindl traf Serhou Guirassy unglücklich im Gesicht. Der Topstürmer des VfB musste daraufhin mit einem Cut am Augenlid ausgewechselt werden. Ausgerechnet Guirassy! Der Guineaner ist seit Sommer vom französischen Erstligisten Stade Rennes ausgeliehen und hat sich mit zehn Toren in 21 Spielen zu Stuttgarts Lebensversicherung entwickelt.
Guirassy hat zwar das Abschlusstraining vor dem Spiel gegen Frankfurt (Mittwoch, ab 20.15 Uhr live auf Sky Sport Top Event und im Liveticker auf skysport.de) mitgemacht, aufgrund der Schwellung am Auge ist der Einsatz des 27-jährigen im Pokalhalbfinale aber noch fraglich.
Doch nicht nur der Einsatz gegen Frankfurt ist offen, auch Guirassys Zukunft. Der VfB würde seinen Topstürmer gerne halten, muss sich dazu aber noch mit dem Spieler und seinem Management auf einen neuen Vertrag einigen.
Mit Sky hat Serhou Guirassy exklusiv über seine Zukunft, die sportliche Situation und sein Privatleben gesprochen.
Es ist eine komische Situation: In der Liga kämpft der VfB gegen den Abstieg, im Pokal um den Einzug ins Finale. Wie gehen Sie mit der Situation um?
Das Wichtigste ist zuerst die Bundesliga. Der Pokal ist ein Bonus, natürlich ist er ein Bonus. Wir werden den Pokal nicht vernachlässigen und uns nur auf die Meisterschaft konzentrieren, aber beide sind sehr wichtig, auch wenn die Bundesliga das tägliche Brot eines Vereins ist und beide wichtig sind, aber wenn wir uns für etwas entscheiden müssten, wäre es, in der Liga zu bleiben.
Der Gegner ist angeknockt, hat in den letzten Wochen keine guten Leistungen gezeigt. Wie sehen Sie die Ausgangslage vor dem Spiel?
Es stimmt, dass sie in letzter Zeit nicht sehr stabil sind. Es ist ein Auf und Ab. Aber sie sind immer noch eine sehr gute Mannschaft mit sehr guten Spielern. Wir werden uns also in jedem Fall nicht auf sie konzentrieren, sondern wir werden uns auf uns selbst konzentrieren, auf das, was wir können und unser Bestes geben.
Der VfB zeigt zuletzt unglaubliche Comebackqualitäten. Woher kommt das?
Es gab Veränderungen des Trainers. Jeder Coach ist anders. Wenn ich ein paar Monate zurückgehe, weiß ich nicht, ob wir in der Lage gewesen wären, Situationen wie das Heimspiel gegen Dortmund zum Beispiel umzudrehen. Du bist in Unterzahl, und du schaffst ein Unentschieden. Das zeigt, dass es eine sehr gute Einstellung in der Mannschaft gibt und dass niemand die Sache aufgegeben hat.
Wie gehen Sie mit dem Druck um, dass alle Hoffnung im Angriff auf ihnen lastet?
So würde ich das nicht sagen. Wir sind ein Team. Es gibt sehr gute Spieler in der Mannschaft. Es ist Teamwork und es gibt Tage, an denen es jemand sein wird, der treffen wird, an einem anderen Tag wird es eine andere Person sein. Aber das Wichtigste ist, dass das Team gewinnt. Es ist egal, wer das Tor schießt, auch wenn es der Torwart ist, der das Tor schießt, es ist uns egal.
Inwieweit unterscheidet sich der Serhou Guirassy auf dem Feld vom privaten Serhou Guirassy?
Ja, es ist anders. Im Alltag bin ich zurückhaltend. Auf dem Feld rede ich viel. Die Kollegen werden das auch sagen, aber bei mir ist es so: Im Alltag bin ich eher zurückhaltend und auf dem Platz habe ich viele Emotionen.
Woher ziehen Sie Ihre Kraft?
Die Familie, das ist normal, das ist sehr wichtig. Ich bin auch ein religiöser Mensch. Das sind für mich die wichtigsten Dinge, die Familie, die Religion.
Was bedeutet ihnen die Religion?
Alles. Das ist das Wichtigste in meinem Leben. Und dann gibt es natürlich noch die Familie, aber das ist das, was dich weiterbringt.
Wie ist der Kontakt zu ihrer Familie?
Ich habe Brüder, ich habe eine große Familie. Ich lebe mit meiner Familie hier und manchmal, wenn ich Zeit habe, besuche ich auch meine Eltern. Aber wir sind jeden Tag in Kontakt.
Sie sind in Frankreich geboren, spielen aber für Guinea. Welche Beziehung haben Sie zu dem Land?
Ich bin in Frankreich geboren. Am Anfang habe ich für die französischen Jugendmannschaften gespielt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich für Guinea entschieden habe. Für mich ist es jetzt eine der besten Entscheidungen meiner Karriere, für die Nationalmannschaft zu spielen, für alles, was sie repräsentiert, das Land, die Emotionen. Es gibt kaum etwas Besseres als für die Nationalmannschaft zu spielen.
Stimmt es, dass Sie als Kind mal aufgehört haben, Fußball zu spielen?
Ein bisschen, ja. Aber das war nur ein Jahr, da hat es mir nicht so gut gefallen. Ich habe gleich ein Jahr darauf wieder angefangen. Meine Familie hat mich motiviert, weiterzuspielen. Als ich dann mit Freunden aus meiner Kindheit in Kontakt getreten war, wieder Fußball mit Freunden gespielt habe, kam das wieder wie von selbst.
Wie wohl fühlen Sie sich beim VfB?
Ich habe einen Vertrag bis zum 30. Juni. Ich gehöre aber auch immer noch Stade Rennes. Im Moment ist wirklich noch nichts über meine Zukunft entschieden. Im Moment konzentriere ich mich auf meine Leistung auf dem Platz. Es liegen noch sehr wichtige Momente vor uns. Es gibt die Bundesliga und den Pokal und ich konzentriere mich im Moment auf den Platz. Was in den Büros passiert, ist jetzt nicht mein Thema.
Wie gefällt es Ihnen in Stuttgart?
Sehr gut. Seit ich angekommen bin. Es ist ein sehr gutes Stadion und eine sehr gute Stadt. Die Leute sind super nett, auch die Leute im Verein. Alle lächeln. Mir und meiner Familie gefällt es hier sehr gut. Der Verein gefällt mir auch, es ist ein sehr familiärer Verein
Sie sind ausgeliehen von Stade Rennes. Ist es möglich, dass Sie nach der Saison dorthin zurückkehren?
Alles ist möglich. In jedem Fall weiß ich, dass es hier Optionen gibt. Ich weiß nicht, wie, wie sich alles entwickeln wird, aber alles ist möglich. Es ist möglich, dass ich zurück nach Rennes gehe, es ist möglich, dass ich in der Bundesliga bleibe. Es ist möglich, dass ich in Stuttgart bleibe. Das ist im Moment nicht das Wichtigste. Im Moment ist das Wichtigste der VfB. Sie vertrauen uns, den Spielern. Es liegt an uns, zu entscheiden, ob wir das Vertrauen zurückzahlen und in der Bundesliga bleiben.
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