Kein Skandal: Darum hat Messi den Ballon d'Or verdient
16.12.2021 | 13:51 Uhr
Lionel Messi hat den Ballon d'Or in Paris gewonnen. Der argentinische Superstar hat sich bei der 2021er-Wahl der französischen Fachzeitschrift France Football gegen Bayern-Star Robert Lewandowski durchgesetzt. Messi spielte in diesem Kalenderjahr groß auf.
Lionel Messi hat den Ballon d'Or 2021 verdient.
Der Argentinier spielte wie schon so oft in seiner Karriere auch in diesem Kalenderjahr beeindruckend auf. "Seine Verdienste darf man nicht unterschätzen. Es hat gute Gründe gegeben, um für Messi zu stimmen", sagte Sky Experte Didi Hamann. Insgesamt erhielt der Zauberfuß 613 Punkte.
Dabei gilt zu berücksichtigen, dass das Kalenderjahr 2020 bei der diesjährigen Vergabe keine Rolle mehr spielte. "Lewandowski hätte den Preis im vergangenen Jahr ohne Frage verdient", betonte Hamann. Dort hatte der FC Bayern angeführte von einem überragenden Lewandowski das Triple geholt. Doch 2021 war einmal mehr das Jahr von Messi.
Der zehnmalige spanische Meister traf in der Rückrunde der Vorsaison in La Liga für den FC Barcelona 23 Mal in 21 Partien und legte zudem sieben weitere Treffer auf. Mit insgesamt 30 Toren schnappte sich La Pulga im Sommer zum fünften Mal hintereinander und zum bereits achten Mal in seiner Karriere die Pichichi-Trophäe für den besten Torjäger in Spanien.
Zudem führte Messi ein sich im Umbruch befindliches Barca trotz vieler Störgeräusche im Vereinsumfeld zum Gewinn des spanischen Pokals. Im Copa-del-Rey-Finale gegen Athletic Bilbao markierte der 34-Jährige beim klaren 4:0-Sieg gleich zwei Treffer selbst. Damit feierte Messi seinen insgesamt siebten Pokalsieg mit Barca.
Das persönliche Highlight seines Fußballjahres erlebte er aber im Sommer. Mit der argentinischen Nationalmannschaft gewann Messi zum ersten Mal in seiner Karriere die Copa America. Dabei besiegte die Albiceleste im Finale ausgerechnet Gastgeber und Erzrivale Brasilien (1:0). Messi wurde als Torschützenkönig (4 Tore sowie 5 Torvorlagen) auch zum besten Spieler des Turniers gewählt.
Damit führte der argentinische Rekord-Nationalspieler sein Team zum ersten Titelgewinn seit 1993 und feierte zugleich auch persönlich seinen ersten Titel mit der Nationalelf. Und das, obwohl das Team laut Hamann lediglich ein "durchschnittliches" Niveau hat. Darüber hinaus schaffte Messi mit dem zweimaligen Weltmeister auch bereits vorzeitig die WM-Qualifikation für Katar. Argentinien ist in jener Südamerika-Qualifikation noch ungeschlagen, Kapitän Messi erzielte dort allein in diesem Kalenderjahr in neun Partien fünf Tore.
Dass Messi sowohl im Verein als auch der Nationalmannschaft konstant so starke Leistungen liefert, ist obgleich der Reisestrapazen bewundernswert. Die Abstellungen für die Albiceleste sowie kleinere Verletzungen haben dann auch seinen Start bei Paris Saint-Germain erschwert. Dorthin ist der viermalige Champions-League-Sieger im August mit dem Ziel gewechselt, den Henkelpott erneut zu gewinnen.
Nach 21 Jahren in Barcelona war für Messi die Umstellung auf eine neue Mannschaft, ein neues Umfeld und eine neue Liga groß. Doch der 34-Jährige ist im Starensemble von PSG unverzichtbarere Stammkraft und kommt immer besser in Schwung. Zuletzt markierte er beim 3:1-Sieg gegen den FC Nantes sein erstes Ligue-1-Tor und legte anschließend beim 3:1-Erfolg in Saint-Etienne alle drei Pariser Treffer vor. Die Hauptstädter führen nach 15 Spieltagen die Tabelle bereits in satten zwölf Zählern auf die Konkurrenz an. In der Königsklasse verhalf Messi PSG mit insgesamt drei Toren zu den Heimsiegen gegen Manchester City (2:0) und RB Leipzig (3:2).
Lewandowski hat nach der Triple-Saison den Bundesliga-Torrekord von Gerd Müller gebrochen (41 Tore) und mit dem FC Bayern die neunte Meisterschaft in Folge geholt. In der Gruppenphase der Champions League gelangen dem Polen bislang neun Treffer in fünf Partien. Allerdings haben die Münchner mit Barcelona, Benfica sowie Dynamo Kiew auch vergleichbar einfache Gegner.
Hinzu kommt, dass der 33-Jährige "nur" in Deutschland spielt. "Wenn ich mir anschaue, wie kläglich Leipzig und Dortmund aus der Champions League ausgeschieden sind, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass die Bundesliga so schlecht wahrgenommen wird", meinte Hamann über den Stellenwert der deutschen Elite-Liga und fügte an: "Die Bundesliga wird im Ausland als nicht so stark wie die Premier League, La Liga oder Ligue 1 wahrgenommen. Das hat Lewandowski bei der Wahl auch sicher nicht geholfen."
Entsprechend werden die bisher 38 Liga-Tore in diesem Kalenderjahr vom 33-Jährigen im Vergleich zu Messis Statistiken in international als stärker anerkannteren Ligen geschmälert. Zudem hat Lewandowski zwar neben der Meisterschaft und die Klub-WM 2021 gefeiert, aber ist mit dem FC Bayern zweimal in Folge bereits in der zweiten Pokalrunde gescheitert. Mit der polnischen Nationalmannschaft schied der Torjäger bei der EURO 2020 sang- und klanglos in der Gruppenphase aus und auch die WM-Qualifikation ist noch nicht sicher. Polen muss sich dort durch die harten Playoffs kämpfen.
Die aufgezählten Aspekte hatten zur Folge, dass Lewandowski mit 580 Punkten 33 weniger als Messi bekam und somit als Wahl-Zweiter leer ausging, während der Argentinier seinen siebten Ballon d'Or entgegennahm. Lewandowski hat Pech, dass er zur selben Generation wie Messi gehört und nur ein Jahr jünger ist.
Es könnte daher sein, dass Lewandowski trotz seiner herausragenden Leistungen sowie Statistiken in seiner Karriere keinen Ball d'Or gewinnt. Auch wenn Hamann auf eine nachträgliche Auszeichnung für den Bayern-Star für die Saison 2020 hofft. Damals fiel die Wahl der Corona-Pandemie zum Opfer. Die Aussicht darauf ist allerdings gering.
Ein Skandal wäre das grundsätzliche Ausbleiben einer Auszeichnung für Robert Lewandowski aber nicht. Denn auch ein Lionel Messi glänzt Woche für Woche auf dem Fußballplatz.