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Bayer Leverkusen & TSG Hoffenheim im Check: Entsteht eine Kluft?

Die Europa-Anwärter der Bundesliga im Check, Teil I

Kai Havertz (l.) und Bayer Leverkusen haben die vergangene Saison vor Kevin Vogt (r.) und der TSG Hoffenheim abgeschlossen.
Image: Kai Havertz (l.) und Bayer Leverkusen haben die vergangene Saison vor Kevin Vogt (r.) und der TSG Hoffenheim abgeschlossen.  © Getty

Gleich sechs Teams duellierten sich in der vergangenen Saison hinter dem Top-Trio Bayern, BVB und Leipzig um die internationalen Plätze. Sky Sport nimmt die Teams unter die Lupe und betrachtet deren Chancen, in diese Phalanx einzubrechen. Teil eins mit Bayer Leverkusen und TSG Hoffenheim.

5:1 in Berlin - besser hätte der letzte Spieltag der vergangenen Saison für Bayer Leverkusen nicht laufen können. Mit dem Auswärtserfolg sicherte sich das Team von Trainer Peter Bosz Rang vier und damit die Teilnahme an der diesjährigen Champions League.

Ganz anders stellte sich die Situation bei der TSG 1899 Hoffenheim dar. Die Kraichgauer kämpften über die gesamte Saison hinweg um einen europäischen Startplatz, zu dem die Nagelsmann-Elf auch stets Blickkontakt hatte. Doch am entscheidenden letzten Spieltag setzte es für die TSG trotz 2:0-Führung eine 2:4-Niederlage beim FSV Mainz 05. Die Folge: Rang neun und das Verpassen des internationalen Geschäfts.

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Wendepunkt: Leverkusen "überholt" Hoffenheim

Damit beendete Hoffenheim erstmals seit der Saison 2015/16 eine Spielzeit hinter Bayer Leverkusen. 2017 lagen die Kraichgauer in der Endabrechnung 21 Punkte vor der Werkself; 2018 beendeten beide die Saison punktgleich, die TSG landete aufgrund des besseren Torverhältnisses dennoch vor Bayer.

In der abgelaufenen Saison änderte sich dies bekanntlich. Leverkusen hatte am Ende mit 58 Punkten sieben Zähler mehr auf dem Konto als die Kraichgauer.

Unter Berücksichtigung einiger Faktoren scheint sich dieser Zustand zumindest für die anstehende Saison auch nicht zu verändern. Ganz im Gegenteil: die Schere zwischen dem Werksklub und Hoffenheim könnte noch weiter aufgehen.

Grund 1: Die Aktivitäten auf dem Transfermarkt

Ein Faktor, der dafür sprechen könnte, ist der bisherige Transfersommer. Während Bayer Leverkusen teils namhafte Verstärkungen verbuchen konnte, hatte Hoffenheim einen Aderlass zu verkraften.

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Leverkusen verpflichtete - nach dem schmerzlichen Abgang von Leistungsträger Julian Brandt - Moussa Diaby, der sich von Top-Klub Paris Saint-Germain kommend den Rheinländern anschloss. Zudem nahm Bayer auch Daley Sinkgraven von Ajax Amsterdam - einen absoluten Wunschspieler von Bosz - unter Vertrag. Als Königstransfer kann aber Kerem Demirbay angesehen werden. Der zentrale Mittelfeldspieler wurde für 32 Millionen Euro verpflichtet - und das ausgerechnet von der TSG Hoffenheim.

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Leverkusen verstärkt sich namhaft

Doch Demirbay bleibt nicht der einzige Profi, der diesen Weg geht. Mit U21-Nationalspieler Nadiem Amiri schließt sich ein zweiter Hoffenheimer dem Werksklub an. Der Deal wurde am Dienstag fix gemacht. Die Ablösesumme soll elf Millionen Euro betragen, womit Leverkusen seinen Kader in der Spitze und Breite verstärkt und gleichzeitig den Konkurrenten Hoffenheim nochmals schwächt.

Der Abgang von Amiri dürfte den Kraichgauern weh tun, da mit dem Junioren-Nationalspieler bereits der vierte Stammspieler den Klub verlässt. Zuvor schlossen sich Demirbay, Joelinton (Newcastle United) und Nico Schulz (Dortmund) einem neuen Verein an.

Mit dem Transfer von Amiri hat Hoffenheim insgesamt rund 114 Millionen Euro an Transfereinnahmen verbucht.

Hoffenheim setzt bislang auf eher unbekannte Neuzugänge - und Rudy

Trotz dieser hohen Summe befinden sich mit Ihlas Bebou (Hannover), Sargis Adamyan und Philipp Pentke (beide Regensburg) hauptsächlich Spieler aus der 2. Bundesliga auf der Zugangsseite, die sich zum Großteil noch an das Oberhaus gewöhnen müssen.

Anders wäre dies hingegen bei Sebastian Rudy. Der zentrale Mittelfeldspieler steht vor einem Abgang beim FC Schalke 04 und einer Rückkehr zur TSG Hoffenheim. Bei den Kraichgauern kickte der ehemalige deutsche Nationalspieler bereits von 2010 bis 2017.

Mit den Verpflichtungen des dänischen Torschützenkönig Robert Skov vom FC Kopenhagen und Konstantinos Stafylidis vom FC Augsburg konnte man zudem für Ersatz für Joelinton und Schulz sorgen. Wie Skov mit der höheren Qualität in Deutschland zurechtkommt, muss jedoch zunächst noch abgewartet werden.

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Grund 2: Der Trainer

Ein weiterer Faktor für eine Vergrößerung der Kluft zwischen beiden Klubs könnte der Trainer sein. Bayer Leverkusen ist mit Bosz in der vergangenen Saison ein wahrer Glücksgriff gelungen. Der Niederländer übernahm nach der Hinrunde von Heiko Herrlich und führte die Werkself mit teilweise begeisternden Fußball von Rang neun auf vier.

Bosz auf Rang drei der Bayer-Trainer

Unter Bosz legte Bayer einen starken Punkteschnitt von 1,80 auf. Damit liegt der 55-Jährige auf Rang drei unter allen Bayer-Trainern, die die Werkself mindestens zehn Spiele gecoacht haben. Nur Sascha Lewandowski (1,88) und Jupp Heynckes (1,87) kommen auf einen besseren Schnitt.

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Leverkusen: Saisonziel Champions League

Auf Seiten der Hoffenheimer ist mit Alfred Schreuder ein neuer starker Mann an der Seitenlinie. Doch nur die Funktion ist für den 46-Jährigen neu. Zwischen Oktober 2015 und Januar 2018 war der gebürtige Barnvelder als Co-Trainer bei der TSG und unterstützte dort Julian Nagelsmann in der täglichen Arbeit.

Schreuder tritt aus der zweiten Reihe hervor

Nun hat Schreuder das Sagen - eine ungewohnte, allerdings nicht ganz neue Situation für ihn. Zwischen 2014 und 2015 war Schreuder schon einmal Cheftrainer - beim Eredivisie-Klub Twente Enschede. In 45 Spielen holte er einen Schnitt von 1,42 Punkten.

Dies war allerdings seine einzige Station in dieser Verantwortung. Deshalb bleibt es abzuwarten, wie der Niederländer den erneuten Schritt aus der zweiten Reihe ins Rampenlicht meistert.

Wie bei den Aktivitäten auf dem Transfermarkt sind somit auch die Voraussetzungen auf der Trainerbank bei Leverkusen und Hoffenheim durchaus verschieden.

Durchwachsene Vorbereitung

Eine Gemeinsamkeit haben die beiden Klubs dennoch: durchwachsene Testspiel-Ergebnisse. Bayer siegte nur zum Vorbereitungsauftakt gegen den Wuppertaler SV. Im Anschluss tat sich die Bosz-Elf oft schwer und fuhr keinen einzigen Sieg mehr ein - obwohl die Gegner nicht zum obersten Regal im europäischen Fußball gehören.

So testeten Kevin Volland, Lars Bender und Co. unter anderem gegen Heracles Almelo (3:4), Vitesse Arnheim (1:1) und KAS Eupen (3:4).

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Leverkusen feilt im Trainingslager in Österreich an den Grundlagen für die neue Saison. Trainer Peter Bosz greift dabei auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen, um die Schwächen seines Teams auszumerzen.

Auch die TSG Hoffenheim konnte in den Testspielen zumindest ergebnistechnisch nicht glänzen. Nach einem 3:0-Sieg gegen Braunschweig und einem 3:2 gegen Regensburg kam das Schreuder-Team gegen Hellas Verona (0:0) und gegen Trabzonspor (3:3) jeweils nicht über ein Remis hinaus.

Fazit: (Noch) keine Konkurrenz für Top-Trio

Die Vorbereitung hat also gezeigt, dass auf beide Klubs noch reichlich Arbeit wartet. Für die anstehende Saison dürften beide Teams nicht in die Phalanx der großen Drei einbrechen.

Zumindest Leverkusen ist dieser Sprung aber in den nächsten Jahren wieder zuzutrauen, da sich Bayer mit ambitionierten und talentierten Spielern im besten Fußballer-Alter verstärkt hat. Wächst dieses Gerüst zusammen, dürfte ein Angriff auf Bayern, Dortmund und Leipzig möglich sein.

Vor Hoffenheim liegt ein Findungsjahr. Nicht nur zahlreiche Spieler sind weg, auch der Chef-Trainer ist neu. Bis sich im Kraichgau nun alles zusammenfindet und passt, dürfte einige Zeit vergehen, weshalb ein Angriff auf das Top-Trio mehr als utopisch wäre.

Läuft es gut für die TSG, könnte am Ende ein ähnliches Endergebnis wie in der abgelaufenen Saison herausspringen.

Mehr zum Autor Udo Hutflötz

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