Beim BVB läuft es nicht - Terzic, Stars, Bosse - wer hat welche Fehler gemacht
Die große Fehlersuche beim BVB
29.02.2024 | 20:13 Uhr
Nach einer schwachen Vorrunde schien der BVB im neuen Jahr die Kurve zu bekommen und durchzustarten. Doch aktuell ist die Entwicklung beim Vizemeister wieder rückläufig. Trainer, Mannschaft und Bosse haben ihren Anteil daran. Sky zeigt, wer sich was zu Schulden hat kommen lassen.
Es war ein echter Nackenschlag. Nachdem die Konkurrenz aus Stuttgart und Leipzig am Vortag gepatzt hatte, hätte sich Borussia Dortmund im Kampf um die beiden letzten Champions-League-Plätze mit einem Heimsieg am vergangenen Sonntag gegen die kriselnde TSG Hoffenheim etwas Luft verschaffen können. Doch der BVB verlor nach einer ganz schwachen zweiten Halbzeit im heimischen Signal Iduna Park mit 2:3.
Eine Niederlage, die auf den ersten Blick überrascht, aber bei genauerem Hinsehen die logische Konsequenz einer fatalen Fehlentwicklung ist. Schließlich gab es nur sehr wenig dominante und überzeugende BVB-Spiele in dieser Saison. Eine Woche vor dem TSG-Spiel sprach der Sportdirektor sogar von "Arroganz" und die Zuschauer fragen sich, wie so etwas bei einer Mannschaft möglich ist, die von den vergangenen 14 Pflichtspielen nur mickrige vier für sich entscheiden konnte. Doch was passt nicht bei einem Klub, der vor rund neun Monaten fast noch Deutscher Meister geworden wäre? Sky liefert Antworten:
Der Trainer
Der Vorwurf ist nicht neu, aber aktueller denn je. Edin Terzic gelingt es derzeit augenscheinlich nicht, der Mannschaft seine Spielidee zu vermitteln. Gute Spiele kann man an einer Hand abzählen: Neben dem Spiel gegen den SC Freiburg (3:0) gehören dazu noch die Partien in der Hinrunde bei der TSG Hoffenheim (3:1) und zudem die CL-Auftritte bei Milan (3:1) und zu Hause gegen Newcastle United (2:0).
In den meisten anderen Partien scheinen die Ideen des Trainers aber nicht zu greifen. Alarmierende Zahlen belegen das eindeutig. Der BVB setzt zu viel auf lange Bälle, da man viel zu anfällig ist, wenn gepflegt aus der eigenen Zone herausgespielt werden soll. Die Statistiken sind besorgniserregend.
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Darauf von Sky auf der Pressekonferenz vor dem Union-Spiel angesprochen, wehrte sich der Übungsleiter: "Wichtig ist erstmal, dass man eine gemeinsame, klare Idee hat. Und das wird ja deutlich, wenn man sieht, welchen Druck wir entwickeln können", so Terzic: Und weiter: "Aber es ist natürlich sehr schwierig zu sagen, 'jetzt hört auf, einfache Bälle zu verlieren'. Das kann man nur als Mannschaft lösen. Wir müssen uns besser unterstützen und positionieren. Wir dürfen dem Gegner gar nicht die Möglichkeit geben, uns zu pressen. Das sind Themen, an denen wir weiter arbeiten müssen."
Zudem ging der 41-Jährige auch auf die langen Bälle ein: "Ich habe kein Problem damit lange Pässe zu spielen, wenn sie präzise sind. Vor allem bei den Spielern, die wir auf dem Platz haben. Donyell Malen oder Karim Adeyemi brauchen den Ball mal in den Raum. Das gehört zum Fußball und ist oft auch das, was dem Gegner am meisten wehtut. Aber unser Problem ist, dass wir ohne Not zu viele lange Bälle spielen, aber da sind wir auf dem Weg zu zeigen, was wir leisten können, haben aber auch immer wieder Rückschläge wie gegen Hoffenheim."
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Impulse von der Seitenlinie oft nur sehr spät erfolgen. Terzic wechselt meist beispielweise erst spät aus. Überhaupt scheint es fast so, dass nach dem Titeldrama am 27. Mai etwas zwischen Mannschaft, Fans und Trainer etwas kaputtgegangen ist, denn seit diesem Tag ist eher eine Fehlentwicklung als Weiterentwicklung zu sehen. Bereits im Winter standen viele Spieler dem Trainer kritisch gegenüber. Sky berichtete darüber exklusiv und mittlerweile sind eher mehr Spieler dazu gekommen. Ein weiterer Fehler Terzics war die Ernennung von Emre Can zum Kapitän.
Die Mannschaft
Der Coach ist aber natürlich nicht das einzige Problem, auch die Stars auf den Rasen müssten mehr liefern als bisher geschehen. Den nach einer wirklich starken vergangenen Rückrunde überraschend zum Kapitän erkorenen Can scheint die Binde zu lähmen, er steht oft neben sich. Bestes Beispiel war sein haarsträubender Aussetzer gegen Hoffenheim vor dem frühen 0:1 durch Ihlas Bebou. Es fehlt aber generell an Führung auf und neben dem Platz. Die Mannschaft hat schlicht zu wenig Leader.
Schlüsselspieler wie Süle, Marcel Sabitzer, Julian Brandt oder Reus hinken der Topform und den eigenen Ansprüchen deutlich hinterher. Alarmierend war die Leistung vor allem in den vergangenen Wochen, gegen die TSG verlor man nach der Pause völlig den Faden und eine Woche zuvor in Wolfsburg warf Sportdirektor Kehl den Stars "Arroganz" vor.
Die Bosse
Klar ist aber, dass auch die Bosse Fehler gemacht haben und den Verein in die derzeitige brenzlige Lage manövriert haben.
Die Führung ist sich in zahlreichen Punkten nicht einig. Ein Beispiel war die Trainerfrage in der Winterpause: Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke klammerte sich an Terzic, während Kehl intern durchaus anderer Meinung war. Am Ende wurde es augenscheinlich ein Kompromiss und das Duo Nuri Sahin und Sven Bender wurde Terzic an die Seite gestellt. Watzke wollte sich nicht erneut von der Mannschaft (wie bei Peter Bosz oder Lucien Favre) diktieren lassen, wann er einen Trainer rauszuwerfen hat.
Die Frage ist nun: Wann reagiert der Boss? Bei Union Berlin und eine Woche später in Bremen steht Terzic unter strenger Beobachtung. In der Hinrunde holte der BVB aus diesen Spielen noch sechs Punkte, ehe man anschließend nur noch einen weitere Dreier aus den letzten acht Bundesligaspielen einstreichen konnte. Wie läuft es dieses Mal? Eine frühzeitige Terzic-Entlassung wäre auf jeden Fall auch ein Fehler-Eingeständnis für Watzke.
Kehl hat ebenfalls Fehler gemacht, auch wenn er in einigen Transferfragen überstimmt wurde. Beispielsweise wollte der 44-Jährige unbedingt Edson Alvarez von Ajax für das zentrale Mittelfeld holen. Terzic stimmte aber gegen den Deal und setzte lieber auf Can. Letztlich wechselte Alvarez zu West Ham United und überzeugt dort mit guten Leistungen. Dennoch muss man festhalten, dass viele der getätigten Transfers nicht die erhoffte Wirkung zeigten. Bensebaini spielt aktuell gar keine Rolle mehr und auch das Duo Sabitzer und Felix Nmecha - auch aus Verletzungsgründen - konnte die Lücke, die Jude Bellingham hinterlassen hat, nicht einmal ansatzweise füllen. Mit Ian Maatsen und Jadon Sancho hat Kehl aber immerhin im Winter reagiert.
Aufräumen im Sommer
Doch auch mit den beiden Verstärkungen läuft es nicht. In der Hinrunde holte Dortmund aus den ersten sechs Partien 14 Punkte, in der Rückrunde sind es gegen die gleichen Gegner bisher nur elf.
Trainer, Mannschaft, Bosse - es gibt viele Baustellen auf allen Ebenen. Schwarz-Gelb muss sich irgendwie in die Champions League retten und damit das Minimalziel erreichen, sonst droht der "Kohle"-GAU. Leicht wird das keinesfalls, wenn man sich die Hinrunden-Ergebnisse gegen die noch bespielenden Gegner ansieht.
Spätestens im Sommer muss dann aufgeräumt werden. Kommt ein neuer Trainer? Wer ersetzt den ausscheidenden Watzke als Sportgeschäftsführer? Wird die Mannschaft runderneuert? Die kommenden Wochen werden darüber entscheiden...
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