120 Millionen Euro? Deshalb ist Fernandez so gut
09.01.2023 | 21:18 Uhr
Enzo Fernandez ist nach starken Leistungen bei der Weltmeisterschaft derzeit in aller Munde. Der FC Chelsea buhlt konsequent um die Dienste des Argentiniers, Benfica will die festgeschriebene Ablöse von 120 Millionen Euro. Doch ist Fernandez das wert? Was zeichnet ihn aus? Ein Porträt.
Bereits mit 21 Jahren hat Enzo Fernandez das erreicht, wovon jedes kleine Kind, das einmal Fußballer werden will, träumt. Er ist Weltmeister.
Bei der WM in Katar glänzte der Youngster im defensiven Mittelfeld und hatte als Stammkraft in der K.o.-Runde großen Anteil am dritten WM-Titel in der Geschichte der Albiceleste. Dabei war Fernandez in den ersten beiden Partien gegen Saudi-Arabien (1:2) und Mexiko (2:0) erst als Joker im Laufe der zweiten Halbzeit von Nationalcoach Lionel Scaloni eingewechselt worden.
Gegen Mexiko traf er mit einem sehenswerten Schuss zum Endstand (87.) und im dritten Gruppenspiel gegen Polen (2:0) bereitete er den zweiten Treffer von Julian Alvarez vor (67.). Fernandez hatte sich in die Startformationen gespielt, Scaloni baute in der K.o.-Runde sein Mittelfeld um den Senkrechtstarter auf. Am Ende stand der Titelgewinn.
Dabei debütierte Fernandez in der Nationalelf erst Ende September beim Testspiel gegen Honduras (3:0). Nach seinem Wechsel für 14 Millionen Euro von River Plate zu Benfica im vergangenen Sommer hatte der 1,78-Meter-Mann auf Anhieb den Sprung zum Stammspieler beim portugiesischen Rekordmeister geschafft und Scaloni mit seinen Leistungen überzeugt.
Bis zur WM stand Fernandez in allen 24 Pflichtspielen Benficas auf dem Platz. Dabei blieben die Lissabonner ungeschlagen und konnten 21 Siege einfahren. Drei Tore und fünf Vorlagen gingen dabei auf das Konto des Argentiniers. Doch Zahlen allein spiegeln nicht den Wert von Fernandez für Benfica und auch für die Nationalmannschaft wider.
Der Weltmeister glänzt mit seiner Passgenauigkeit und bringt dadurch seine Mitspieler immer wieder in gute Schusssituationen. Insbesondere im Umschaltspiel nach vorne trifft Fernandez aufgrund seiner schnellen Situationsauffassung häufig die richtigen Entscheidungen. In Katar konnte dadurch vor allem Superstar Messi profitieren, der den Ball vom Youngster häufig in die gefährlichen Zonen zugespielt bekam.
Mit seiner hohen Laufleistung schafft er es dazu, defensiv immer wieder Lücken zu schließen und in viele Zweikämpfe zu kommen. Dort hat der 21-Jährige eine starke Quote. Das konnte Messi nicht nur als Mitspieler bei der WM aus nächster Nähe bestaunen, sondern auch in der Champions League. Denn dort trotzte Benfica PSG gleich zweimal ein 1:1-Remis in der Gruppenphase ab - mit Fernandez als Zweikampfmonster im defensiven Mittelfeld.
Schwächen hat Fernandez vor allem in der Luft. Auch das Dribbling und der Zug zum gegnerischen Tor zählen (noch) nicht zu den Stärken des Senkrechtstarters. Und dennoch bringt er für sein jungen Alter bereits ein beeindruckendes Gesamtpaket mit. Trotz seiner Unerfahrenheit hat Fernandez bereits eindrucksvoll bewiesen, dass er seine Qualitäten konstant auf dem allerhöchsten Niveau in den wichtigen Spielen abrufen kann.
Da Fernandez, der 2021 argentinischer Meister mit River Plate wurde, allerdings erst 25 Pflichtspiele in Europa absolviert hat, gibt es bislang noch zu wenig fundierte Daten, um seinen Wert zu bestimmen. Eine Analyse des Datenunternehmens Smartscout hat allerdings ergeben, dass der beste Nachwuchsspieler der Katar-WM ein "Außergewöhnlich guter progressiver Spielmacher im Mittelfeld ist, der die Fähigkeit hat, auch Spiele defensiv maßgeblich zu beeinflussen".
Kein Wunder also, dass der FC Chelsea Fernandez unbedingt schon in diesem Winter holen will. Doch die ausgerufenen Ablösesumme von festgeschriebenen 120 Millionen Euro sind für einen Spieler, der erst seit wenigen Monaten auf den großen Fußball-Bühnen aufläuft und sich nun erst so richtig in den Fokus zahlreicher Top-Klubs gespielt hat, natürlich sehr hoch.
Fernandez selbst scheint sich allerdings schon jetzt den großen Sprung zu Chelsea zuzutrauen und auf einen Abschied zu drängen. Denn über Silvester flog der Shootingstar ohne Erlaubnis nach Argentinien und kam anschließend auch noch verspätet zurück nach Portugal. Von Trainer Roger Schmidt wurde Fernandez prompt für das Ligaspiel gegen Portimonense (1:0) suspendiert. Mittlerweile scheinen sich die Wogen aber geglättet zu haben.
Dennoch träumt Fernandez wie viele junge Fußballer offenbar weiter von der Premier League. Der Weltmeister hat bereits bewiesen, dass er seine Träume auch wahr werden lassen kann.
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