Zweiter BL-Anlauf? Das ist der potenzielle Sommer-Ersatz
08.12.2022 | 21:06 Uhr
Borussia Mönchengladbach hat nach Sky Informationen mit Yvon Mvogo bereits einen potenziellen Nachfolger für Yann Sommer im Blick. Der 28-Jährige galt eins in Leipzig als Hoffnungsträger, konnte allerdings nie die großen Erwartungen erfüllen.
Yann Sommer ist in Gladbach eine Institution.
Seit 2014 hütet der inzwischen 33-Jährige als Nummer eins das Tor der Fohlen und gilt als einer der besten Torhüter der Bundesliga. In 335 Pflichtspielen stand der Schweizer bislang für die Borussia auf dem Rasen. Doch im Sommer läuft der Vertrag des 80-maligen Nationalspielers der Nati aus, ein Verbleib ist offen.
Bereits in der vergangenen Transferperiode buhlte der französische Topklub OGC Nizza um Sommer. Nun hat Manchester United nach Sky Infos großes Interesse am 1,83-Meter-Mann. Ein Winterwechsel ist zwar aktuell kein Thema, aber Sommer wird zeitnah nach dem Schweizer WM-Aus über seine Zukunft entscheiden.
Gladbach bereitet sich allerdings schon mal vor für den Fall, dass Sommer Ende Juni nach dann neuen Jahren bei der Borussia weiterzieht. Wunschnachfolger bei einem Abgang ist mit Yvon Mvogo ein Schweizer Landsmann Sommers. Der 28-Jährige steht seit dieser Spielzeit beim französischen Erstligisten FC Lorient unter Vertrag.
Mvogo galt eins als Riesentorwarttalent. Mit 19 Jahren verdrängte der in Kamerun geborene Schlussmann im Jahr 2013 bereits bei seinem Stammverein Young Boys Bern die langjährige Nummer eins Marco Wölfli und avancierte auf Anhieb zum Leistungsträger. Bis 2017 blieb er in Bern.
Mvogos starke Leistungen wurden damals im Ausland mit viel Interesse beobachtet. Zahlreiche Vereine bekundeten Interesse am Schweizer, der sich schließlich für einen Wechsel in die Bundesliga zu RB Leipzig entschied. Die Sachsen zahlten damals eine Ablöse in Höhe von fünf Millionen Euro.
"Bei Leipzig hatte ich ein gutes Gefühl. Die Idee, vermehrt auf junge Talente zu setzen, hat mir imponiert. Auch waren die Gespräche mit dem Verein, verbunden mit der Perspektive, sehr verlockend. Mir wurde ein klarer Plan aufgezeigt, der vorsah, dass ich in der nächsten Zeit die Nummer eins werden sollte", erklärte Mvogo vor Kurzem rückblickend in einem Interview mit transfermarkt.de.
Allerdings verlief die Zeit von Mvogo in Leipzig nicht wie geplant. Im Torhüterduell mit Peter Gulacsi zog der 1,90-Meter-Mann den Kürzeren und kam als Nummer zwei nur sporadisch zum Einsatz. In den folgenden drei Spielzeiten kam er insgesamt nur auf fünf Bundesligaspiele und wettbewerbsübergreifend auf insgesamt 19 Einsätze.
"Die Situation als Ersatztorhüter ist kompliziert. Zunächst ist man noch geduldig, aber mit der Zeit wird es schwierig, mit dem Frust umgehen zu können. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es gab keine Phasen, in denen ich mich zum Training quälen musste, weil die Motivation nicht da war. Wenn du weißt, am Wochenende spielt der Konkurrent und auf lange Sicht wird sich daran nichts ändern, dann ist das sehr hart", so Mvogo über seine Zeit bei RB.
Mvogo wollte Leipzig schon früher verlassen, doch die Sachsen ließen ihn trotz mehrerer Angebote zunächst nicht ziehen. Erst 2020 wurde Mvogo schließlich an die PSV Eindhoven in die Eredivisie ausgeliehen. Beim niederländischen Spitzenklub war der Schweizer in seiner ersten Saison die unangefochtene Nummer eins.
"Ich bin wirklich zur Ruhe gekommen und konnte die Leistungen abrufen, von denen ich wusste, dass ich dazu in der Lage bin. Das schönste Gefühl für einen Torwart ist es, gebraucht zu werden", meinte Mvogo. Dennoch verpflichtete Eindhoven im Sommer 2021 mit Joel Drommel von Twente Enschede einen neuen Kontrahenten. Mvogo verlor das Torhüterduell und musste sich erneut mit der Bankrolle begnügen: "Das war wie ein Schlag ins Gesicht".
Dennoch wurde er mit Eindhoven zunächst niederländischer Superpokalsieger und gewann somit seinen ersten Vereinstitel. Im April stand er dann im Pokalfinale gegen Ajax Amsterdam zwischen den Pfosten und war beim 2:1-Erfolg einer der Sieggaranten. Im Saisonschlussspurt holte er sich dann auch in der Liga den Stammplatz zurück.
Seine Leihe in Eindhoven endete aber nach der Saison und Mvogo musste zurück nach Leipzig. Da er dort jedoch keine Perspektive sah, strebte er einen endgültigen Abschied an - auch weil er sich noch WM-Hoffnungen gemacht hatte, nachdem er bereits bei der WM 2018 und EM 2021 als Nummer drei im Schweizer Kader mit dabei war. Letztendlich entschied sich Mvogo für einen Wechsel nach Lorient.
Dort blühte Mvogo wieder richtig auf. Bis zur WM sammelte Lorient mit Stammkeeper Mvogo in 15 Partien 28 Punkte und belegt in der Tabelle der Ligue 1 einen starken fünften Platz - noch vor Monaco, Lille, Lyon und Nizza. Mit seinen starken Leistungen beim Klub aus der Bretagne schien seine WM-Teilnahme sicher, doch dann zog sich der Lorient-Keeper zwei Wochen vor Turnierbeginn im Spiel gegen PSG (1:2) eine Sehnenverletzung im Oberschenkel zu.
Mvogo, der in Lorient einen Kontrakt bis 2024 besitzt, hat seine Stärken vor allem auf der Linie. Mit seinen schnellen Reflexen ist er auch im eins-gegen-eins schwer zu bezwingen. Schwächen sind vor allem seine Strafraumbeherrschung, gerade bei hohen Bällen. Zudem hat der viermalige Nationalspieler fußballerisch noch Defizite und ist dort nicht auf dem Niveau von Sommer.
Dennoch könnte Mvogo seinem Schweizer Landsmann bald beerben und die Tradition von Schweizer Torhütern in der Bundesliga fortsetzen. Gladbach wäre nach Leipzigs Mvogos zweiter Anlauf in Deutschland. Der Unterschied zum ersten gescheiterten Versuch: Mvogo ist längst kein Supertalent mehr, sondern ein gestandener und erfahrener Torwart.
Doch ein Mvogo-Wechsel wird bei der Borussia nur thematisiert, wenn die Institution Yann Sommer tatsächlich geht.
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