Bundesliga: 50 Jahre Trikotwerbung - Jägermeister war in Braunschweig Vorreiter
Hirsch wird zum Wappentier: 50 Jahre Trikotwerbung
24.03.2023 | 09:10 Uhr
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Am 24. März 1973 ereignete sich eine Revolution im deutschen Fußball. Plötzlich war der Hirsch auf der Brust der "Löwen" - Eintracht Braunschweig lief als erstes Bundesliga-Team mit einem Trikotsponsor auf. Sky zeigt die Anfänge der Trikotwerbung, die damals noch Reklame hieß.
Kräuterlikör-Fabrikant Günter Mast hatte die spektakuläre Idee, die er Ende März 1973 gegen Schalke 04 schließlich verwirklichte. Lange hatte er gegen Widerstände gekämpft.
Die Schiedsrichter hätten den Auftrag bekommen, Spiele nicht anzupfeifen, "wenn es ein Jägermeister-Trikot ist", sagte Mast einst dem NDR: "Das musste erkämpft werden. Aber das war ja das, was ich wollte." Sein Produkt war permanent im Gespräch.
ZUM DURCHKLICKEN: ANFÄNGE DER TRIKOTWERBUNG IN DER BUNDESLIGA
Aufgrund der Statuten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Trikotwerbung untersagten, hatte die neue Spielkleidung monatelang im Schrank gelegen.
Doch Mast fand eine Hintertür: Er machte den Hirsch zum offiziellen Wappentier der Eintracht und umging so die Regeln. Höher als 14 Zentimeter durfte er aber nicht sein. Schiedsrichter Franz Mengenmeyer aus München musste der Legende zufolge vor dem Anpfiff gegen Schalke einen Zollstock bemühen.
Vorausgegangen war eine schwierige Phase für den damaligen Erstligisten Braunschweig. Sechs Jahre zuvor noch vierter Meister der Bundesliga-Historie geworden, geriet die Eintracht Anfang der 1970er Jahre in finanzielle Probleme. In dieser Phase kamen Eintracht-Präsident Ernst Fricke und Mast zusammen.
Sie machten einen Deal: Für 500.000 Mark sollte Jägermeister sein Logo fünf Jahre aufs Eintracht-Trikot flocken. "Er hat den Fußball als Werbeträger entdeckt", sagte Bayern-München-Macher Uli Hoeneß einst, die Braunschweiger Idee machte Schule.
Damals zahlte Mast 100 000 Mark (51 129,20 Euro) pro Saison an die Eintracht. Heute sind ganz andere Summen im Spiel. So soll der FC Bayern München für den aktuellen Fünfjahresvertrag bis 2027 insgesamt 250 Millionen Euro erhalten.
Krösus ist in der Bundesliga aber der VfL Wolfsburg, der dank der besonderen Konstellation mit seinem Geldgeber VW angeblich 70 Millionen Euro für die Brustwerbung kassiert. Je nach Zusammensetzung der Bundesliga nehmen die 18 Klubs zusammen zwischen 250 Millionen bis 270 Millionen Euro pro Jahr ein.
Die jährlichen Wachstumsraten von 2013/14 (215 Millionen Euro) bis 2018/19 (262 Millionen Euro) - der letzten Saison vor der Corona-Pandemie - betrugen nach Berechnungen der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte im Schnitt vier Prozent pro Jahr.
Den Weg zu dieser lukrativen Geldquelle ebnete der findige Unternehmer Günter Mast.