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Bundesliga: Bayer 04 Leverkusen dreht Spiel in Köln dank Hradecky und Amiri

Moral, Wille & viel Glück: Bayer-Jubel im Derby - Köln weiß nicht warum

Bayer 04 Leverkusen hat sich mit einem Sieg beim 1. FC Köln Luft in der unteren Tabellenhälfte verschafft und viel Moral gezeigt. Dabei dominierten die Gastgeber die Partie nach Belieben, haderten am Ende allerdings mit der Chancenverwertung, Alu-Pech und einer gnadenlos effizienten Werkself.

41 Prozent Ballbesitz, nur 33 Prozent gewonnene Zweikämpfe, dazu lediglich drei Torschüsse.

Und am Ende steht doch ein 2:1-Auswärtssieg sowie drei Punkte unter dem Strich zu Buche. Bayer 04 Leverkusen war über weite Strecken im Derby beim 1. FC Köln spielerisch deutlich unterlegen und konnte - wie so oft in dieser Saison - nicht die eigenen PS auf den Rasen bringen. Doch die Werkself punktete dank gnadenloser Effizienz dreifach.

Bayer 04 Leverkusen feiert den Auswärtssieg bei Nachbar Köln.
Image: Bayer 04 Leverkusen feiert den Auswärtssieg bei Nachbar Köln.  © Imago

Dabei dominierte der Effzeh die Partie nach Belieben, erzielte durch ein Traumtor von Benno Schmitz (30.) die zu diesem Zeitpunkt längst überfällige Führung. Bayer-Schlussmann Lukas Hradecky hielt die Gäste durch eine Weltklasse-Parade gegen Jonas Hector im Spiel. Der Finne lenkte den Schlenzer des deutschen Ex-Nationalspielers an die Latte (49.).

Nadiem Amiri sorgte mit einem abgefälschten Freistoß für den überraschenden Ausgleich (65.), ehe Moussa Diaby einen perfekten Konter, der einzige starke Leverkusener Angriff in dieser Partie, nach toller Vorlage von Jeremie Frimpong zum Siegtreffer ins Kölner Tor veredelte (71.). Kölns Steffen Tigges scheiterte in der Schlussphase noch per Kopf an der Latte (82.).

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Leverkusen zeigt große Moral

"Endlich haben wir auch mal ein bisschen Glück bei den beiden Lattentreffern. Das ist das Glück, das du dann auch brauchst, um so ein Spiel dann noch umzudrehen", meinte Hradecky am Sky Mikrofon nach dem zweiten Dreier in Folge und fügte hinzu: "Das wir von einem Rückstand zurückgekommen sind, war enorm wichtig. Endlich habe ich mal ein bisschen Moral und Willen von meiner Mannschaft gesehen."

Genau diese Moral wurde in der Saison oftmals vermisst, die Werkself zeigte nach Rückständen selten die unbedingte Körpersprache, noch mal zurück in eine Partie zu kommen. Ausgerechnet Kapitän Hradecky, der in dieser Spielzeit bei einigen Gegentoren bereits danebengriff, sowie Amiri stemmten sich mit allen Mitteln gegen die Niederlage in Köln.

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Amiri wurde bei Bayer 04 von Ex-Trainer Gerardo Seoane im Vorjahr aussortiert und an den FC Genua verliehen. Im Sommer kam er zurück und blieb trotz geringer sportlicher Perspektive. Doch gerade seit dem Trainerwechsel zu Xabi Alonso blüht der Mittelfeldakteur wieder auf. Am Sonntag gegen Union Berlin (5:0) war der 26-Jährige bereits der beste Mann auf dem Platz.

Der 1. FC Köln gegen Bayer 04 Leverkusen.
Image: Der 1. FC Köln gegen Bayer 04 Leverkusen.  © Imago

Alonso mit glücklichem Händchen

Nach rund einer Stunde in Köln tauschte Alonso dreifach und brachte mit Amiri den entscheidenden Impuls zur Wende, auch wenn beim Ausgleichstreffer viel Glück dabei war. "Im Derby so ein Spiel auswärts dann zu drehen, das ist unglaublich und atemberaubend. Vor unserer Kurve dann zu feiern, ist unbeschreiblich. Ich bin so geladen emotional", sagte Amiri bei Sky.

Der ehemalige U-21-Nationalspieler sprach zudem über seine schwere Zeit in den vergangenen Monaten. "Ich habe mich zurückgearbeitet. Ich bin als Kämpfer erzogen worden, gebe immer Gas. Und ich bin zurückgekommen, um mich wieder durchzubeißen und nicht um einfach nur da zu sein", so Amiri, der zudem verriet: "Ich war enttäuscht, zunächst nur auf der Bank zu sitzen. Aber ich habe meinem Bruder sofort geschrieben, dass ich trotzdem bereit bin und das Spiel entscheiden werden."

Alonso begründete die Jokerrolle Amiris mit der Belastungssteuerung und erklärte, dass er zudem noch mit seinen Einwechslungen nachlegen wollte. Genau das hat dann letztendlich auch die Wende gebracht, weil neben Amiri auch Amine Adli viel Schwung und Tempo reinbrachte. "In einem Derby muss man mit viel Intensität spielen. Das war in der zweiten Halbzeit gerade mit dem Ball auch viel besser", analysierte Alonso selbst bei Sky.

Frust und Stolz beim 1. FC Köln

Neben seinen goldenen Einwechslungen hatte der Spanier bereits in der Pause versucht, sein Team nach der verkorksten ersten Hälfe lautstark versucht aufzuwecken. "Der war ja leidenschaftlicher Fußballer und ist jetzt leidenschaftlicher Trainer. Und wenn spanisches Blut ein bisschen kocht, dann merken wir das. Und das zündet dann ein Feuer und davon haben wir ein bisschen mehr gesehen in der zweiten Halbzeit", gab Hradecky Einblicke in die Halbzeitansprache des Trainers.

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Während die Leverkusener vor allem mit dem Ergebnis und ihren Comeback-Qualitäten zufrieden waren, mischten sich bei den Kölnern Frust und Stolz über den Spielverlauf. "Es war nicht nur 60 Minuten lang von uns ein Riesenspiel, sondern 90 Minuten. Hier hat eine Mannschaft Fußball gespielt und die andere hat es weniger gemacht. Mit dem Ergebnis umgehen, fällt daher schwer", erklärte Köln-Trainer Steffen Baumgart exklusiv am Sky Mikrofon.

Baumgart wollte seinem Team nach der Niederlage keinen Vorwurf machen, lobte allerdings die Kaltschnäuzigkeit des Gegners: "Bis auf diese zwei Aktionen, die sie hatten, habe ich nichts von Leverkusen gesehen. Trotzdem gehen sie als Sieger vom Platz, dafür gratulieren wir." Rückblickend war neben der Chancenverwertung ironischerweise auch ein Wechsel der Knackpunkt im Spiel der Gastgeber. Im Gegensatz zu Leverkusen allerdings in negativer Hinsicht.

Schindler macht unglückliche Figur

Denn Torschütze Schmitz musste kurz nach dem Dreifachwechsel von Alonso auf Effzeh-Seite angeschlagen vom Platz. "Ich hatte schon vor dem Spiel ein bisschen Sprunggelenkprobleme und dann ging es irgendwann leider nicht mehr bei mir", sagte der Rechtsverteidiger bei Sky. Schmitz, der zum 100. Mal in einem Pflichtspiel für Köln auflief, schoss sein erstes Tor seit 2014. Damals hatte er noch für Bayern München II in der Regionalliga Bayern gegen Seligenporten getroffen.

Sein Ersatz, Kingsley Schindler, fälschte zunächst unglücklich den Amiri-Freistoß ins eigene Tor ab und sah zudem wie auch Kapitän Jonas Hector beim entscheidenden 1:2 durch Diaby nicht gut aus. Vorlagengeber Frimpong hatte die gesamten Kölner Defensive ausgetanzt. "Wir kriegen einen Konter, den wir so nicht bekommen dürfen - nach unserer Ecke. Wir wussten, dass Leverkusen genau auf das aus ist. Wir konnten es hintenraus nicht verteidigen und haben selbst bei der einen oder anderen Aktion Pech im Abschluss gehabt", so Hector bei Sky.

Die Kölner hätten vor den beiden Gegentoren das Spiel allerdings längst entscheiden müssen, doch nach dem Ausgleich kippte die Partie. "Das ist richtig bitter für uns. Niederlagen sind immer schwer zu verkraften und wenn es dann noch solche sind, dann noch viel mehr. Aber es hilft ja nichts. Wir müssen schnell die Köpfe wieder hochbekommen", betonte der 32-Jährige.

Köln hat nun als Zwölfter mit 17 Punkten in der Tabelle nur noch zwei Zähler Vorsprung auf den Dreizehnten Leverkusen. Nicht nur im Rheinland sind die beiden Rivalen nun also Nachbarn. Und das trotz der klaren Überlegenheit der Geißböcke im Derby.

Mehr zum Autor Peer Kuni

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