Bundesliga: Didi Hamann über FC Bayern gegen BVB, Nagelsmann und Tuchel

Hamann vor dem Klassiker: "Das Momentum ist ganz klar bei Dortmund, aber..."

Image: Sky Experte Didi Hamann äußert sich zum Klassiker und zur Zukunft von Julian Nagelsmann.

Sky Experte Didi Hamann schätzt vor dem Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund ein, welchen Einfluss Thomas Tuchel bei seinem Debüt als FCB-Trainer nehmen wird. Außerdem erklärt er, ob der beurlaubte Julian Nagelsmann in die Premier League passen würde.

Didi Hamann…

… über die Brisanz des diesjährigen Klassikers:

"Erst einmal freue ich mich, dass wir seit langer Zeit wieder mal ein Spiel haben, in dem es wirklich um richtig viel geht. Die Konstellation, dass die Dortmunder einen Punkt vor den Bayern sind, hat es sehr lange nicht gegeben. Und das macht es noch etwas brisanter. Das Momentum ist ganz klar bei den Dortmundern, die haben zehn Punkte gut gemacht nach der Weltmeisterschaft. Der Trainerwechsel der Bayern ist zur Unzeit für den BVB gekommen, weil wir am Samstagabend eine andere Mannschaft sehen werden als die letzten Wochen. (…). Aber selbst bei einer Dortmunder Niederlage in München glaube ich, dass sie immer noch Möglichkeiten haben, die Meisterschaft zu holen."

… über Tuchels Einfluss im ersten Pflichtspiel:

"Ich glaube gar nicht, dass es groß darum geht, was er verändern kann oder wird. Nach der Rückkehr der Nationalspieler wird die komplette Mannschaft nur ein- oder zweimal zusammen trainieren. Im Fußball sind Respekt und Glaubwürdigkeit für den Trainer das höchste Gut. Unter Nagelsmann waren so viele Sachen vorgefallen, dass der Respekt von Mannschaftsseite gelitten hat. Jetzt hört man, dass Sadio Mane Auseinandersetzungen mit ihm (Nagelsmann) gehabt haben soll. So etwas passiert nicht, wenn eine absolute Führungsperson in der Kabine steht, bei dem sich die Spieler das - in Anführungszeichen - gar nicht trauen. Deswegen glaube ich, dass wir unter Thomas Tuchel eine andere Bayern-Mannschaft sehen."

Bundesliga: Spielplan und Ergebnisse
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… über die Entscheidung, Nagelsmann zu beurlauben:

"Es hat einen Grund, warum man die Entscheidung getroffen hat. Man hat viele Punkte verloren. Nicht nur auf Dortmund, auch auf andere Mannschaften in der Liga. Die beiden Spiele gegen Paris waren gut, aber PSG ist eher eine Ansammlung von Einzelspielern, die ihre eigenen Interessen vertreten, als eine Mannschaft. Dennoch haben die Bayern es sehr, sehr gut gemacht gegen gute Einzelspieler. Aber der Maßstab sind andere Mannschaften, und in der Champions League hat man die schwerere Hälfte mit City und dann Real oder Chelsea bekommen.

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Sollten die Bayern man die Dortmunder nicht schlagen, sind die Dortmunder wahrscheinlich Favorit auf den Meistertitel. Hätten sie mit Nagelsmann nicht gegen Dortmund gewonnen, wäre wahrscheinlich der Glaube, dass man City ausschalten kann, noch geringer gewesen. Deswegen war die Beurlaubung nur die konsequente Entscheidung. Nach dem Leverkusen-Spiel, in dem sie sich nach der WM wieder einmal sehr schlecht verkauft haben, war der Zeitpunkt gekommen und man hat gesagt: 'Wir müssen jetzt handeln'."

… über die Persönlichkeit Tuchels:

"Ich glaube, man tut ihm Unrecht, wenn man über seine Abgänge spricht. Fakt ist, dass er überall Erfolg hatte, wo er war. Bezüglich seiner Zeit in Dortmund darf man nicht vergessen, dass es dort diese fürchterliche Bombenanschlag vor dem Champions-League-Spiel gegen Monaco gab. Zu dem Anschlag gab es verschiedene Meinungen und ich glaube, dass diese Ereignis damals viel durcheinandergewirbelt hat. Damals sind Sachen passiert, die man vielleicht im Nachhinein anders gehandhabt oder geregelt hätte. Ich glaube, ohne den Anschlag wäre der Abgang aus Dortmund so nicht passiert.

Bei Chelsea war er sehr erfolgreich, das muss man ganz klar sagen. Er hat die Champions League gewonnen. Und dann kam ein neuer Besitzer, der eine Mannschaftsaufstellung geschrieben hat, auf der zwölf Leute drauf standen. Der wahrscheinlich nicht den größten Fußballverstand hat. Dass es da unterschiedliche Ansichten gab oder gibt, ist auch klar. Das war der Grund, warum er letztendlich gehen musste. Nur über vorzeitige Abschiede zu, wird ihm nicht gerecht."

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…über das Schweizer Torhüterduell zwischen Yann Sommer und Gregor Kobel:

"Kobel hat für den BVB einen Riesenunterschied ausgemacht, weil die Dortmunder in der Vergangenheit immer gute Torhüter hatten, aber keine, die Spiele gewonnen haben. Bürki hat immer mal wieder auch eins verloren. Hitz hat es ordentlich gemacht, aber um Titel zu gewinnen, brauchst du herausragenden Torwart. Und den hatten sie nicht in den letzten Jahren. Sie hatten gute Torhüter, aber keine herausragenden. Den haben sie jetzt. Sommer halte ich für einen sehr, sehr guten Torhüter. Aber bis jetzt, muss ich sagen, hat er nur das gehalten, was er halten musste. Da muss, glaube ich, schon mehr kommen. Ich habe nicht das Gefühl, dass er in München schon hundertprozentig angekommen ist. Ich glaube, dass da im Moment noch ein leichter Vorteil für die Dortmunder ist."

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…über die Stärken des BVB zurzeit:

"Sie können Meister werden. Sie sind Erster, spielen jetzt gegen die Bayern. Wenn du jetzt nicht daran glaubst, Meister zu werden, wann dann? Und ich glaube, dass Adeyemi mit seiner Form nach der WM einen großen Anteil am Erfolg des BVB hatte.

Mit Haller haben sie einen Spieler, den Sie natürlich lange nicht hatten. Seine Rückkehr nach der Krankheit war auch eine emotionale Geschichte, wie er sich zurückgekämpft hat. So etwas kann einer Mannschaft und einem Verein, einer ganzen Region, einen Schub geben, weil es Dinge sind, die über den Fußball hinausgehen.

…über Sebastien Haller:

"Er hat einen großen Wert für die Mannschaft, auch wenn er keine Tore schießt. Es ist wichtig, dass du so einen Spieler hast. Die Bayern haben vor zehn Jahren die Champions League mit Mandzukic gewonnen und hatten Stürmer, die 30, 40 Tore im Jahr geschossen haben. Aber die Champions League wurde mit Mandzukic gewonnen. Und ich glaube, Haller ist ein ähnlicher Spieler, der sich für die Mannschaft aufarbeitet.

Wenn man sich die Frankfurter "Büffelherde" mit Rebic und Jovic anschaut, ist Haller derjenige, der konstant seinen Weg gemacht hat. Ich glaube, dass er der wichtigste von den drei Stürmern damals bei der Eintracht war. Man sieht es auch wieder in Dortmund, was er für einen Einfluss hat auf einen Reus und gerade auf einen Adeyemi. Diese Kombination Haller und Adeyemi gefällt mir sehr, sehr gut und deswegen hoffe ich, dass wir Adeyemi am Samstag sehen."

…über Jude Bellingham:

"Bellingham, macht das wunderbar. In einigen Phasen des Spiels ist er mir zu undiszipliniert, weil er doch an sehr vielen Gegentoren beteiligt ist, wie zuletzt beim 2:2 im Derby auf Schalke. Aber er hat im Spiel nach vorne einen unheimlichen Wert hat, eine Dynamik. Er ist ein absoluter Winner und treibt die Mannschaft auch immer wieder mit defensiven Tacklings an. Aber diese Ballverluste und, das Gegenspieler laufen lassen, das muss er irgendwann abstellen. Das kann er in Dortmund im Moment noch machen. Ich glaube, wenn er mal zum Verein geht, wo alle drei Tage darauf geschaut wird, nicht mehr."

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Didi Hamann ist sich sicher, dass Julian Nagelsmann als nächsten Schritt ins Ausland wechseln wird. Eine mögliche nächste Station wären die Tottenham Hotspur. Für den Sky Experten keine schlechte Wahl.

… über Julian Nagelsmann als Trainer in der Premier League:

"Die Art und Weise, wie der Abgang aus München vollzogen wurde, hat ihm natürlich nicht geholfen, aber auf der anderen Seite sieht seine Bilanz in München nicht so schlecht aus: Die Bayern sind im Champions-League-Viertelfinale, sie haben acht von acht Spielen in der Champions League gewonnen.

Ich glaube, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass der nächste Schritt für Nagelsmann der ins Ausland ist. Die Premier League ist die Liga, wo die Trainer hinwollen, weil da im Moment das meiste Geld ist und sehr guter Fußball gespielt wird.

Ich könnte mir vorstellen, dass es einen großen Markt für ihn gibt in England, weil er einer der interessantesten jungen Trainer ist. Ich glaube, dass er in München viel gelernt hat. Wenn er zu einem Verein in der Premier League geht, wird er als besserer Trainer dort hinkommen, als es in München der Fall war. Wenn du mal bei Bayern warst, wenn du Titel gewonnen hast, dann willst du natürlich den nächsten Schritt machen und deswegen glaube ich, dass er nach England geht. Tottenham könnte ganz gut passen.

Es gibt schlechtere Adressen als die Spurs Es ist schwer, dort einen Titel zu gewinnen, aber man ist immer wieder in Schlagdistanz zur Champions League. Um Meister zu werden, musst du Arsenal, Liverpool, City und United schlagen. Das wird schwer, aber ich glaube, dass Tottenham für ihn als nächster Schritt nicht die schlechteste Wahl wäre."

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