Bundesliga: Matthäus über die Bayern-Zukunft von Manuel Neuer

Neuer ist als Bayern-Kapitän nicht mehr tragbar!

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Sky Experte Lothar Matthäus hatte nur bedingt Verständnis für die Wortwahl Manuel Neuers in dessen viel beachtetem Interview. Zudem sieht er die Zukunft von Neuer bei den Bayern im Unklaren.

Sky Experte Lothar Matthäus blickt in seiner Kolumne "So sehe ich das" auf den öffentlich ausgetragenen Clinch beim FC Bayern. Der deutsche Rekordnationalspieler kritisiert Manuel Neuer für dessen Aussagen und sieht das Tischtuch zwischen dem Torhüter und Bayern mehr als nur zerschnitten.

Manuel Neuer ist als Kapitän des FC Bayern nicht mehr tragbar!

Er ist fahrlässig Ski gefahren und gibt jetzt noch ein unautorisiertes Interview, bei dem er den Klub aufs Schärfste attackiert. Hatte er nicht selbst noch vor ein paar Wochen gesagt, dass keiner über dem Verein stehe? Und jetzt das.

Manuel Neuer ist eine Ikone des Weltfußballs. Einer der größten und besten Spieler, die jemals beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft gespielt haben. Ich war vom Spieler Neuer der größte Fan, den man sich vorstellen kann. Aber er ist selbst daran schuld, dass nach dem Skiunfall und diesem Interview an seinem Denkmal kräftig gerüttelt wird.

FC Bayern immer loyal gewesen

Durch den Unfall in den Bergen hat er seinem Klub einen solch enormen Bärendienst erwiesen, dass dieser sportlich auf die unersetzliche Klasse von Manuel monatelang - vielleicht sogar für immer - verzichten muss und darüber hinaus weiter sein üppiges Gehalt bezahlt. Wo gäbe es im "normalen" Leben etwas Vergleichbares? Wenn ein Arbeiter fahrlässig einen Verkehrsunfall verursacht und infolgedessen nicht mehr arbeiten darf, möchte ich sehen, wie es diesem danach finanziell und sozial ergeht.

Die Bayern waren von Anfang an so loyal zu Neuer wie zu keinem anderen Spieler. Ob das nach seiner Verpflichtung und den "Koan-Neuer-Plakaten" war oder nun nach dem völlig unnötigen Unfall im Schnee. Einem Serge Gnabry wurde öffentlich die Hölle heißgemacht und bei Manuel gab es nach außen hin kein böses Wort. Die Bayern mussten für sehr viel Geld Yann Sommer verpflichten und müssen jetzt lesen, dass sie ihm das Herz herausgerissen haben.

Ich kann total verstehen, dass Manuel menschlich enttäuscht ist, weil man seinen besten Freund und Torwarttrainer entlassen hat. Aber die Personalpolitik macht der Klub und nicht der Torwart. Er hat sich durch seine Leistungen natürlich mehr Macht und Einfluss erarbeitet als die allermeisten Spieler. Das ist auch in Ordnung. Außergewöhnlicher Spieler, außergewöhnliche Rechte. Er war zusammen mit Robert Lewandowski der Garant für all die großen Erfolge der letzten zehn Jahre. Aber das gibt ihm nicht das Recht, so zu handeln.

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Neuer ohne Selbstkritik

Wo war eigentlich die Selbstkritik in diesem Interview? Er war nicht Ski-Wandern oder Brötchen holen, sondern ist eine Piste hinab gefahren und hat sich dabei leider extrem verletzt. Das hat er selbst jetzt noch verharmlost. Ich denke, das Tischtuch zwischen ihm und dem FC Bayern ist mehr als nur zerschnitten.

Ich weiß nicht zuletzt seit der Greenkeeper-Attacke von Uli Hoeneß in meine Richtung, dass der Klub Dinge nur sehr schwer, wenn nicht gar überhaupt nicht verzeiht, durch die sie verletzt oder attackiert wurden. Auch Philipp Lahm ist vor Jahren mit harter Kritik an die Öffentlichkeit gegangen und musste eine hohe Geldstrafe bezahlen. Aber Manuels Verhalten ist in meinen Augen viel schlimmer gewesen.

Auffällig und bitter aus Bayern-Sicht ist, dass der Verein in letzter Zeit permanent öffentliche Streitigkeiten mit seinen Stars austrägt. Monatelange Giftpfeile zwischen Lewandowski und dem Klub, die Posse um den Süle-Wechsel, die Zickereien wegen eines harmlosen Paris-Besuchs und jetzt das. Unter Karl-Heinz Rummenigge und Hoeneß gab es solche Differenzen sicherlich auch, aber sie wurden schneller geregelt. Ich hoffe, dass das Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn auch gelingt. Aber bei Neuer wird es mit einem Gespräch nicht getan sein.

Manuel Neuers Interview schlägt hohe Wellen und dürfte tagelang für Aufmerksamkeit sorgen.
Image: Manuel Neuer hat mit seinen Aussagen für ein Bayern-Beben gesorgt.  © DPA pa

FC Bayern muss personell nachlegen

Es ist auch kein Zufall, dass die Bundesliga jetzt plötzlich spannender ist als in den letzten Jahren zusammen. Es liegt daran, dass Lewy und Manuel nicht mehr für Bayern spielen. Der Klub muss unbedingt nachlegen, sonst werden sie von ihrer Stärke noch mehr einbüßen. Sie brauchen schnell einen Weltklasse-Stürmer, bei allem Respekt vor Eric Maxim Choupo-Moting.

Im Tor sind sie mit Sommer gut besetzt. Wenn Neuer jemals wieder für Bayern spielen sollte, dann wird die Chemie zwischen ihm und dem Verein sowie Julian Nagelsmann nie wieder so sein wie zuvor. Falls es das Ende von Manuel im Bayern-Tor war, würde ich Sommer für die nächsten Jahre vertrauen oder Gregor Kobel verpflichten. Im Sturm wären Harry Kane oder Randal Kolo Muani sehr gute Transfers. Kane ist kein Lewandowski und Sommer kein Neuer. Aber ich denke, das wäre so mehr als in Ordnung.

Was mich am Interview von Manuel auch sehr gestört hat, ist die übertriebene Wortwahl. Man habe ihm das Herz herausgerissen. Bei allem Verständnis: Es ist niemand gestorben, es ist kein Kind schwer krank, es ist die Trennung eines Mitarbeiters, dem er sehr nahe stand. Ich hätte auch gerne länger mit Udo Lattek, Jupp Heynckes oder Ottmar Hitzfeld zusammen gearbeitet und wir hatten ein sehr enges und freundschaftliches Verhältnis.

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Neuer stellt sich über den Verein

Manuel Neuer hat sich - entgegen seiner eigenen Aussagen - über den Verein gestellt und das geht leider in diesem Beruf nicht. Dafür ist man ein Teil des Ganzen und verdient unglaublich viel Geld. Da gibt es Regeln und die muss man einhalten. Jeder muss eine Portion Egoismus an den Tag legen und auch seine Meinung sagen dürfen. Das habe ich beides immer so gehandhabt. Aber die Kombination aus riskantem Skifahren, Unfall und Attacke-Interview ist ein absolutes No-Go.

Der Sieg in Wolfsburg zeigt aber die wahre Stärke dieses Klubs und dieser Mannschaft. Trotz der Unruhe sportlich überzeugt und sich souverän die Tabellenführung zurückerobert. Das ist eben auch Bayern München.

Ich frage mich derweil, ob Manuel Neuer und Toni Tapalovic zur nächsten Saison bei einem anderen Klub arbeiten. Neuer hat natürlich noch einen riesengroßen Namen und sicherlich auch einen Markt. Auch wenn jeder weiß, dass er einige schwere Verletzungen mittlerweile hatte und nicht mehr der Jüngste ist.

So richtig romantisch wäre natürlich eine Rückkehr zum FC Schalke 04. Wobei, denen hat er ja mit seinem Wechsel nach München so richtig das Herz herausgerissen...

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