Abwehrsorgen und neues System: BVB schon bereit für Frankfurt?
14.08.2021 | 18:53 Uhr
Nach der gelungenen Generalprobe im Pokal gegen Wiesbaden geht am Samstag auch der Dortmunder Bundesliga-Ernst wieder los. Doch auch wenn es zuletzt gut lief, fehlt beim BVB noch einiges bis zur Top-Form.
Nach den ersten Hindernissen der Vorbereitung hat der BVB gegen Wehen Wiesbaden bewiesen, dass das Team unter dem neuen Trainer Marco Rose auf einem guten Weg ist. Gegen den Drittligisten ließen die Schwarz-Gelben keine Zweifel aufkommen und zeigten eine unaufgeregte Vorstellung. Am Ende machten die Dortmunder die 2. Runde mit einem soliden 3:0 klar, bei dem vor allem Torgarant Erling Haaland mit seinem Dreierpack überzeugte.
Ein echter Maßstab für die anstehende Bundesliga-Saison ist dieser Erfolg allerdings nicht. Trotz der guten Vorstellung im Pokal ist klar: Der BVB ist noch nicht da, wo er hin will. Das ist bei einem neuen Trainer und nach einem großen Turnier wie der Europameisterschaft zwar noch kein Grund zur Panik, doch gerade aufgrund des ersten Gegners der frischen Spielzeit müssen die Dortmunder auf der Hut sein.
Am Samstag steht das Duell mit Eintracht Frankfurt auf dem Plan (ab 18:30 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 1 und mit Sky Ticket im Stream). Eine erste große Hürde zu Beginn der Saison. Die Adler kommen nach dem bitteren Pokal-Aus gegen Waldhof Mannheim mit einer Extra-Portion Motivation nach Dortmund. Das 0:2 hat den Frankfurtern um den neuen Coach Oliver Glasner sauer aufgestoßen - Wiedergutmachung steht auf dem Plan.
"Wir gehen von Trotzigkeit aus. Es gibt keinen Grund für sie, verunsichert zu sein. Ich glaube, dass Mannheim ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht hat. Und über 90 Minuten gesehen auch verdient gewonnen hat. Trotzdem hatte die Eintracht ein, zwei Möglichkeiten selbst in Führung zu gehen", warnte BVB-Trainer Marco Rose auf der Pressekonferenz am Donnerstag vor dem Duell mit den Frankfurtern.
Gegen die Elf von Glasner erwartet Rose ein arbeitsintensives Spiel. Seit der Pleite im Pokal hätten die Hessen noch weiter an sich arbeiten können und wären nun bereit, eine Reaktion zu zeigen. Rose: "Frankfurt spielt sehr intensiv und ich denke, dass sie die Woche jetzt nochmal genutzt haben, um an ein paar Dingen zu arbeiten und sich zu verbessern. Ich denke, dass sie so gefestigt sind, dass sie hier versuchen werden eine Trotzreaktion zu zeigen. Und wir uns auf intensives und aggressives Eintracht Frankfurt einstellen müssen."
Der Fünftplatzierte der vergangenen Spielzeit ist verglichen mit Wiesbaden ein echter Härtetest. Zwar haben auch die Frankfurter ihre Probleme, doch gerade in der Offensive sind die Hessen enorm gefährlich. Das wird vor allem für die improvisierte Abwehr der Dortmunder zum Problem. Im Pokal setzten die Borussen auf Nico Schulz auf der linken, Felix Passlack auf der rechten Seite und U23-Youngster Antonios Papadopoulos in der Innenverteidigung. Einzig Manuel Akanji dürfte in Bezug auf die kommenden Wochen tatsächlich erste Wahl von Rose sein.
Die nominellen Stammkräfte Raphael Guerreiro und Thomas Meunier kommen auch beim Saisonauftakt noch nicht für die Startelf in Frage. Während Letzterer positiv auf das Coronavirus getestet wurde, laboriert Guerreiro noch an Wadenproblemen. Diese beklagte zuletzt auch Emre Can, der für Frankfurt mit ganz viel Glück wieder eine Option ist. "Emre ist diese Woche ins Mannschaftstraining eingestiegen", machte Rose am Donnerstag leise Hoffnung.
Zu früh kommt das Spiel definitiv für den wohl wichtigsten Defensiv-Baustein. Abwehrchef Mats Hummels konnte nach Patellasehnenproblemen jüngst wieder individuell trainieren, macht laut Rose "gute Fortschritte". Ein Einsatz gegen die ruppige Eintracht-Elf stellt allerdings ein zu großes Risiko dar. Die Matchfitness fehlt noch. Damit ist einmal mehr Improvisation vom neuen BVB-Trainer gefragt.
Kleine schwarz-gelbe Wackler gab es zuletzt wohl auch aufgrund des neuen Systems. Die Mannschaft ist in der Raute im Mittelfeld schlichtweg noch nicht eingespielt, was für den Coach noch kein Grund zur Sorge ist. "Wir sind am Anfang von einem Prozess. Die Vorbereitung war nicht ganz einfach, wir haben mit zehn Spielern angefangen und werden jetzt erst langsam voll, müssen einige Spieler noch eingewöhnen. Das ist das große Thema. Wir müssen die Jungs jetzt an verschiedenen Punkten abholen", meint Rose.
Dementsprechend sei es logisch, dass bis zum ersten Spieltag noch nicht alle Mechanismen greifen. "So ein Prozess ist immer auch Mal mit einem Rückschritt verbunden. Wir wähnen uns aber schon auf einem ganz anständigen Weg", versichert der ehemalige Gladbacher.
Dem Duell mit der Eintracht gehen allerdings drei Risikofaktoren voraus. Erstens: Die geladene Eintracht ist nach dem Pokal-Aus wohl noch unangenehmer. Wehen Wiesbaden war dahingehend noch kein Maßstab. Zweitens: Die Abwehr ist weit von Roses Wunschkette entfernt. Drei der vier Verteidiger sind nominell keine Startelf-Spieler, die Hoffnungen ruhen noch in Teilen auf einem Überraschungs-Einsatz von Can. Drittens: Die Dortmunder sind noch nicht eingespielt. Die Rose-Elf muss noch einen Rhythmus finden und neue Spielzüge verinnerlichen.
Ob es beim BVB trotz der derzeitigen Probleme schon für Frankfurt reicht, ist schwer zu sagen. Grund dafür ist vor allem, dass auch die Eintracht noch längst nicht bei 100 Prozent ist. Fest steht: Das Spiel dürfte ein enorm spannender Auftakt für beide Klubs werden.
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