Bundesliga News: Funkel bei skysport.de über den BVB und Schalke

Funkel über CL-Kampf: Das wäre auch noch ein Pfund für Frankfurt

Friedhelm Funkel spricht mit skysport.de über Borussia Dortmund und den FC Schalke 04.
Image: Friedhelm Funkel spricht mit skysport.de über Borussia Dortmund und den FC Schalke 04.  © Imago

Der ehemalige Bundesliga-Trainer Friedhelm Funkel spricht im exklusiven Interview mit skysport.de über das CL-Endspiel zwischen dem BVB und Frankfurt sowie die Konsequenzen einer Dortmund-Niederlage, die Situation auf Schalke und den Abstiegskampf.

Skysport.de: Herr Funkel, am kommenden Wochenende empfängt der BVB die Eintracht aus Frankfurt. Aktuell stehen die Dortmunder vier Punkte hinter den Frankfurter auf Platz vier, der zur Champions League berechtigt. Was würde eine schwarz-gelbe Niederlage in dieser Partie bedeuten?

Friedhelm Funkel: Bei dann nur noch sieben Spielen würde es wahnsinnig schwer werden, die sieben Punkte noch aufzuholen. Es sind beides Mannschaften mit Qualität, die offensiv nach vorne spielen, die beide schon über 50 Tore geschossen haben. Frankfurt hat erst drei Mal in dieser Saison verloren, in 26 Spielen. Der BVB schon neun Mal. Daran sieht man, dass die Frankfurter einfach schwer zu schlagen sind. Da müssen die Dortmunder eine sehr, sehr gute Tagesform auf den Platz bringen, um gegen Frankfurt zu bestehen.

Skysport.de: Wäre eine Niederlage der Dortmunder dann gleichbedeutend mit dem Verpassen der Champions League?

Funkel: Der Eintracht reicht möglicherweise schon ein Punkt, dann behalten sie die vier Punkte Vorsprung, das ist auch noch ein Pfund. Dortmund ist fast in der Pflicht, dieses Spiel zu gewinnen. Platz drei ist ja eigentlich schon gar nicht mehr zu erreichen. Dahin sind es acht Punkte und die Wolfsburger sind im Moment richtig gut drauf. Dortmund muss dieses Spiel gewinnen.

Die Gefahr besteht auf jeden Fall, dass diese beiden Spieler den Verein bei nicht Erreichen der Champions League den Verein verlassen könnten. Aber da hat Dortmund das Heft des Handelns selbst in der Hand.
Funkel über Sancho und Haaland

Skysport.de: Beim BVB stellt sich gerade vor solchen Spielen immer wieder die leidige Mentalitätsfrage. Gerade dahingehend hat Dortmund mit dem Unentschieden gegen Köln wieder für Sorgenfalten gesorgt. Und jetzt geht es ausgerechnet gegen eine Kämpfer-Truppe wie Frankfurt. Ist das ein Vorteil für die Eintracht?

Funkel: Ich weiß es nicht. Klar, die Dortmunder haben gegen Köln nicht gut gespielt, aber davor haben sie einige gute Spiele gehabt. Genauso hatten auch die Frankfurter schon ihre Schwächephasen. Die beiden Mannschaften sind derzeit einfach auf Augenhöhe. Das wird ein ganz ausgeglichenes Spiel sein. Wer dort seine Torchancen besser und effektiver nutzt, wird am Ende dreifach punkten. Ein ganz, ganz spannendes Spiel am Oster-Wochenende.

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Skysport.de: Gemäß dem Fall, die Frankfurter nutzen ihre Chancen besser und der BVB verliert das Spiel, verpassen die Dortmunder voraussichtlich die Champions League. Hat das direkte Auswirkungen auf die Zukunft von begehrten Spielern wie Jadon Sancho und Erling Haaland, die sicher nicht das Ziel haben, Europa League zu spielen?

Funkel: Das sicher nicht. Es wird, und das sagen die Dortmunder ja selber, vor allem finanziell ein herber Rückschlag. Sie werden das auffangen oder kompensieren können, das ist keine Frage, aber da geht eine hohe zweistellige Millionensumme durch die Lappen. Wie die Spieler reagieren, ob sie unbedingt wegwollen und Dortmund dann auch Angebote für Haaland von weit über 100 Millionen Euro kriegt - die ja schon gehandelt werden - das muss man abwarten. Die Gefahr besteht auf jeden Fall, dass diese beiden Spieler den Verein bei nicht Erreichen der Champions League verlassen könnten. Bei entsprechend hoher Ablöse. Aber da hat Dortmund das Heft des Handelns selbst in der Hand.

Skysport.de: Also halten sie es auch nicht für ausgeschlossen, dass selbst bei einem Verpassen der Königsklasse sogar beide bleiben?

Funkel: Das sehe ich genauso wie die Gefahr, dass beide unbedingt Champions League spielen wollen. Dann würde Dortmund aber finanziell sehr stark davon profitieren.

Skysport.de: Nun gewinnt Dortmund das Spiel gegen Frankfurt und holt den verbleibenden Punkt Rückstand auch noch auf. Der BVB kommt in die Champions League, holt vielleicht dazu noch den DFB-Pokal. Mit Edin Terzic - und im Sommer kommt Marco Rose. Kann diese Konstellation dann schwierig werden?

Funkel: Nein. Matthias Sammer hat das schon richtig gesagt, in der nächsten Saison ist Rose der Chef und Terzic einer der Co-Trainer. Punkt.

Skysport.de: In Dortmund spielen die Fans eine große Rolle. Bei einem schlechten Start von Rose könnten dann aber die Stimmen nach Terzic schnell lauter werden.

Funkel: Das ist ja alles sehr hypothetisch. Wir wollen es mal nicht so schwarz malen und optimistisch für den BVB in die Zukunft schauen. Marco Rose ist ein Top-Trainer, der bei Borussia Dortmund mit der Mannschaft erfolgreich sein wird. Gerade dann, wenn der BVB in die Champions League kommt und den Pokal gewinnt. Denn dann wird kein Spieler gehen. Mir wäre es viel zu hypothetisch zu sagen, dass der jetzige Trainer wiederkommt, wenn es nicht läuft. Ich gehe nämlich davon aus, dass es läuft. Rose passt zu Borussia Dortmund genauso gut, wie er zu Borussia Mönchengladbach passt. Deshalb wird er auch erfolgreich sein.

Da brauchen wir gar nicht mehr drumherum reden: Schalke ist abgestiegen. Sie haben keine Chance mehr. Da braucht man auch kein Prophet sein.
Funkel über den FC Schalke

Skysport.de: Genug von Champions League schauen wir auch mal auf den Tabellenkeller. Der FC Schalke steht mit mehr als einem Bein in der 2. Bundesliga...

Funkel (unterbricht): Da brauchen wir gar nicht mehr drumherum reden: Schalke ist abgestiegen. Sie haben keine Chance mehr. Da braucht man auch kein Prophet sein. Auch wenn immer der Nachsatz Verantwortlichen kommt, es bestehe noch die Chance, das müssen sie sagen. Die dürfen das nicht so deutlich sagen wie ich, aber jeder weiß: Schalke ist abgestiegen. Die werden in den letzten acht Spielen nicht plötzlich sechs Mal gewinnen. Die haben in den 45 Spielen davor auch nur zwei Mal gewonnen.

Skysport.de: Die Schalker haben noch versucht, mit Dimitrios Grammozis ein wenig Schwung hineinzubekommen. Das hat in dieser auch für ihn enorm schwierigen Situation aber nicht mehr funktioniert. Wie bewerten Sie die bisherige Arbeit und das Auftreten des Trainers?

Funkel: Dimi ist von seinem Auftreten her sehr gut. Er ist auch ein guter Mensch. Was man so aus Spielerkreisen hört, haben die Jungs auch wieder Spaß im Training, obwohl sie noch immer verlieren. Der Trainer gibt ihnen viele gute Dinge mit auf den Weg. Aber: Es nutzt für diese Saison einfach nichts mehr. Es ist für Dimi sehr, sehr schwierig, wenn er noch fünf oder sechs Mal verliert, mit diesen Negativ-Erlebnissen in die neue Saison zu gehen. Die Mannschaft wird auch ein ganz anderes Gesicht bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Spieler beim FC Schalke bleiben werden. Sie brauchen auch neue Gesichter, andere Spieler. Du kannst versuchen, ein oder zwei Spieler zu halten, bei denen du weißt, die helfen uns noch, das sind starke Charaktere. Ansonsten muss dort ein Neuaufbau her.

Da ist so ein Durcheinander, dass mir Angst und Bange um diesen tollen Verein Schalke 04 mit seinen tollen Fans wird.
Funkel über die Situation auf Schalke

Skysport.de: Ist dieser Neuaufbau schon im Gange?

Funkel: Ich sehe ihn noch nicht. Es geht seit zweieinhalb Jahren bergab. Ich beneide Dimi auch nicht gerade. Er hatte bis zuletzt ja nicht einmal einen Ansprechpartner, was die Zukunft der Mannschaft anbelangt. Im Aufsichtsrat werden mindestens sechs Neue in die Ämter gewählt werden. Dann gab es die ganzen Querelen mit Ralf Rangnick, der durch eine externe Gruppe ins Spiel kam, die helfen wollte. Da ist so ein Durcheinander, dass mir Angst und Bange um diesen tollen Verein Schalke 04 mit seinen tollen Fans wird.

Skysport.de: Großes Durcheinander, keine richtigen Ansprechpartner. All das kriegt Grammozis jetzt noch vor dem erhofften Neuanfang im Sommer mit. War der Zeitpunkt für seine Einstellung schlecht gewählt? Verfrüht?

Funkel: Das ist auf jeden Fall nicht vorteilhaft. Ich halte Dimi für einen wirklich guten Trainer. Aber er braucht gerade auf Schalke starke Leute an seiner Seite. Er ist ja auch noch ein junger Trainer und braucht Unterstützung. Er hat in Darmstadt gute Arbeit geleistet, ist ein total empathischer Mensch. Ich wünsche und gönne ihm das, auf Schalke erfolgreich zu werden. Aber ob er überhaupt erfolgreich dort sein kann, puh. Das lässt sich aktuell gar nicht beantworten. Es bleiben unzählige Fragen offen, die die Arbeit für einen Trainer unglaublich schwer machen.

Skysport.de: Sie erkennen also derzeit also auch noch nicht, dass im Sommer ein echter "Heilungsprozess" des Vereins einsetzen kann?

Funkel: Nein, aktuell wirklich nicht. Der Verein steckt in so einer schlimmen Krise, wie ich sie in der Bundesliga noch nie gesehen habe. Das muss man so deutlich sagen. Und sie müssen jetzt für die 2. Bundesliga planen. Alles andere wäre Unsinn. Aber ich wünsche mir, dass es dort wieder bergauf geht.

Skysport.de: Schalke ist also abgestiegen. Wie sieht es bei den anderen Klubs im Tabellenkeller aus, wer schafft den Klassenerhalt?

Funkel: Ich sehe die Teams unten derzeit gleich stark. Das sieht man ja auch daran, wie eng die Tabelle ist. Hertha und Mainz haben 24 Punkte, Köln 23 und Bielefeld hat 22. Das sind die vier Mannschaften, die es untereinander ausspielen. Hertha hat die beste Mannschaft. Wenn Pal Dardai es schafft, das Wort "Mannschaft" auch in die Köpfe der Spieler hineinzukriegen und er ist auf einem guten Weg, hat Berlin die besten Chancen auf Platz 14.

Skysport.de: Dann wird es wiederum schwierig für die anderen drei.

Funkel: Die drei spielen dann um die Plätze 15 bis 17. Mainz ist gut in Form, muss in den letzten Spielen aber gegen Bayern, Frankfurt, Dortmund und Wolfsburg ran. Davor die direkten Duelle gegen Bielefeld und Köln werden entscheidend - in denen sie punkten können und müssen. Es wird ganz, ganz eng. Und hoffentlich bis zum Schluss spannend.

Das Interview führte Lars Pricken.