Andre Schubert: Darum würde Christensen "gut zu Bayern passen"
11.02.2022 | 13:23 Uhr
Andreas Christensen gilt als ein möglicher Nachfolger von Niklas Süle beim FC Bayern. Andre Schubert war in Mönchengladbach Trainer des Abwehrspieles. Bei skysport.de spricht er über den Dänen, den Süle-Wechsel und die Situation bei der Borussia nach dem Rücktritt von Max Eberl.
Skysport.de: Herr Schubert, wie beurteilen Sie den Wechsel von Niklas Süle vom FC Bayern zu Borussia Dortmund?
Andre Schubert: Persönlich freue ich mich sehr darüber, dass Niklas Süle sich entschieden hat, in Deutschland zu bleiben und nicht ins Ausland zu gehen, wo er vielleicht noch mehr hätte verdienen können. Zu Borussia Dortmund passt er zu 100 Prozent, und dem BVB hätte eigentlich nichts viel Besseres passieren können: deutscher Nationalspieler, ablösefrei, Mitte 20, schon viele Titel gewonnen und auf sehr hohem Niveau agierend - da passt vieles zusammen. Ich wünsche ihm und dem BVB, dass er die Defensive stabilisieren und leistungsmäßig einen Schritt weiterbringen kann.
Skysport.de: Andreas Christensen gilt als einer der potenziellen Nachfolger von Süle in München. Sie haben ihn zu Gladbacher Zeiten trainiert. Wo unterscheiden sich Süle und Christensen? Wo gibt es Parallelen?
Schubert: Beide sind Mitte 20 und Nationalspieler, beide haben schon Titel gewonnen und beide haben gezeigt, dass sie jeder Top-Mannschaft spielen können. Süle ist mit seinen 1,95 Metern und seiner körperlichen Wucht natürlich zweikampf- und durchsetzungsstärker, Christensen ist dafür ein Verteidiger, der selten Foul spielt und der ein sehr gutes Stellungsspiel hat.
Skysport.de: Wie gut würde Christensen zum FC Bayern passen, wie könnte er helfen?
Schubert: Christensen würde gut zu Bayern und zu Julian Nagelsmann passen, weil er sehr intelligent, strategisch sehr, sehr gut und clever ist und - wie gerade schon erwähnt - ein sehr gutes Stellungsspiel hat. Im Aufbauspiel macht er das, was man von ihm erwartet. Wenn er mehr Risiko gehen oder häufiger andribbeln soll, wird er das auch umsetzen. Er ist jemand, der Dreierkette, Viererkette und durchaus auch vor der Abwehr spielen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er Bayern helfen könnte.
Skysport.de: Haben Sie in Mönchengladbach schon erkannt, dass er eines Tages auf ganz hohem Niveau spielen könnte?
Schubert: Es hat sich damals schon angedeutet, dass er so eine Entwicklung nehmen wird. Er kam zwar nur mit der Erfahrung von einem Ligaspiel für Chelsea nach Gladbach, hat dann aber jedes Spiel bestritten und in der Champions League im Alter von nur 19 Jahren auf sehr hohem Niveau gegen Top-Teams wie Manchester City oder Juventus Turin gespielt. Er war damals schon Leistungsträger und es war eigentlich klar, dass er noch weitere Schritte gehen würde.
Skysport.de: Wo wird sein Weg hinführen? Passt er besser zu Bayern oder zum FC Barcelona, der ja sehr interessiert sein soll?
Schubert: Wo sein Weg hinführen wird, das weiß ich wirklich nicht. Ich denke, er würde bei beiden Vereinen eine gute Entwicklung nehmen und ich traue ihm zu, dass er sich bei beiden durchsetzen könnte.
Skysport.de: Wie beurteilen Sie die Situation in Mönchengladbach nach dem Rücktritt von Max Eberl?
Schubert: Borussia hat in den vergangenen ein bis eineinhalb Jahren schwierige Zeiten durchschritten. Ich muss ehrlich sagen, dass ich von Max Eberls Rückzug immer noch ein bisschen erschüttert bin. Der Erfolg des Vereins in den vergangenen Jahren war sehr eng und entscheidend mit seinem Namen verbunden. Er ist ein außerordentlich guter Mensch und ein wahnsinniger Typ, der sehr viel Herzblut in seine Aufgabe gesteckt hat. Natürlich müssen wir alle damit leben, dass wir kritisiert werden, auch mal hart kritisiert werden, aber teilweise geht es in Bereiche, wo man sich fragt, ob das denn wirklich sein muss. Das sind Dinge, die ihn schon seit vielen Jahren beschäftigt haben. Sie gehören zu unserem Geschäft, aber in Phasen, in denen es nicht so gut läuft, kosten sie unglaublich viel Energie.
Skysport.de: Wie kommt die Borussia sportlich wieder in die Spur?
Schubert: Ich bin mir aber sicher, dass Borussia wieder in die Spur finden wird. Die Qualität, um den Klassenerhalt zu schaffen, ist absolut da. Die Mannschaft. Sie haben eine sehr gut aufgestellte Mannschaft. Auch wenn es jetzt Abgänge wichtiger Spieler gab, kann die Mannschaft in der Bundesliga noch eine gute Rolle spielen. Sie muss die Situation annehmen und richtig Gas geben. Borussia verfügt über Leistungsträger und Führungsspieler, die in der Lage sind, den Ernst der Lage zu erkennen und die Saison gut zu Ende zu spielen. Ich traue ihnen auf jeden Fall noch einen einstelligen Tabellenplatz zu. Wenn es richtig gut läuft, könnte es noch ein bisschen höher gehen.
Das Interview führte Thorsten Mesch
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