Özcan & Modeste: Rückkehr mit unterschiedlichen Vorzeichen
29.09.2022 | 10:27 Uhr
Salih Özcan und Anthony Modeste erlebten beim 1. FC Köln eine tolle Zeit. Am kommenden Wochenende kehrt das Duo nun im Trikot des BVB zurück an die alte Wirkungsstätte - mit unterschiedlichen Vorzeichen.
Gerade einmal knapp vier Monate ist es her, da standen Salih Özcan und Anthony Modeste zusammen im Trikot des 1. FC Köln auf dem Rasen des Rheinenergie Stadions und hatten soeben 0:1 gegen den VfL Wolfsburg verloren. Doch die Fans stürmten den Rasen, umarmten sie, hatten Tränen der Freude in den Augen, denn ihr Verein hatte trotz der Niederlage gerade den Einzug in die Europa-Conference-League geschafft.
Jetzt, im September 2022 ist alles etwas anders. Özcan und Modeste schnüren ihre Schuhe für Borussia Dortmund, spielen in der Champions League und verfügen über Verträge, die es unter Sportchef Christian Keller beim 1. FC Köln nie geben würde. Auf den ersten Blick finanziell für beide Spieler eine große Weiterentwicklung. Aber auch sportlich?
In den Meinungen dazu scheiden sich die Geister. Salih Özcan besticht beim BVB seit Wochen durch seine rustikale Spielweise, Mentalität und Zweikampfstärke auf dem Rasen. Der gebürtige Kölner ist richtig angekommen in Dortmund und auf der Doppelsechs neben Jude Bellingham nicht mehr wegzudenken. Viele Experten prophezeien dem 24-jährgen türkischen Nationalspieler eine große Karriere.
Anders verhält es sich beim einstigen Kölner Publikumsliebling Anthony Modeste. Seine primäre Aufgabe ist es, Tore zu erzielen. Ein Blick auf die Statistik verrät schnell: Das funktioniert beim BVB noch nicht so gut. Lediglich einen Treffer konnte der 34-jährige Stürmer in neun Partien beisteuern.
Zu wenig für den Geschmack der BVB-Fans. Viele von ihnen werfen Modeste vor, seine Chancen nicht zu nutzen, zu behäbig und langsam im Spiel nach vorne zu agieren und über zu wenig, technische Finessen am Ball zu verfügen. Klar ist aber auch: Der BVB hat es noch nicht geschafft, Modeste sinnbringend in sein Spiel einzubinden. Sein einziges Tor erzielte er in Berlin beim 1:0-Sieg gegen die Hertha per Kopf nach Flanke von Salih Özcan - eine Köln-Kombination.
Aber seither gelingt es der Borussia nur selten, seinen 1,88 Meter großen Stürmer in der Luft mit Flanken in Szene zu setzen. Lediglich 12 Torschüsse kann der Franzose in sechs Bundesligaeinsätzen für den BVB vorweisen. Hinzu kommt: Sein Sturm-Konkurrent Youssoufa Moukoko brachte es in 155 Minuten mit sechs Torschüssen auf zwei Tore. Modeste hatte in der Bundesliga schon 498 Minuten Zeit.
Da Moukoko mit seinem Tor am vergangenen Spieltag gegen den FC Schalke 04 im Derby Borussia Dortmund zum Sieg schoss und sich damit bei den Fans unsterblich machte, räumen ihm viele Experten gute Chancen ein, beim Auswärtsspiel in Köln am kommenden Samstag (15.30 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga) in die Startelf zu rutschen.
Das hätte zur Folge, dass Modeste ausgerechnet bei seinem Ex-Klub mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen müsste. Özcan, der nach dem Derbysieg des BVB erneut über Schmerzen im Fuß klagte und die Länderspielreise mit der Türkei absagte, könnte hingegen gar nicht mit von der Partie sein. Für beide Spieler könnte es also eine unspektakuläre Rückkehr werden. Der eine auf der Tribüne, der andere auf der Bank, obgleich Modeste noch aktiv ins Spiel eingreifen könnte.
Den angenehmeren Empfang wird allerdings ohnehin der gebürtige Ehrenfelder Özcan bekommen. Er hat die komplette Jugend beim 1.FC Köln durchlaufen und reifte in der vergangenen Saison zum unverzichtbaren Leistungsträger unter Steffen Baumgart. Trotz der Enttäuschung über seinen Weggang konnten die Fans seinen Schritt zu einem größeren Klub mit höheren, sportlichen Ambitionen nachvollziehen. Özcan steht noch vor der Blüte seiner Karriere.
Modeste hingegen wird sich wohl auf ein gellendes Pfeifkonzert einstellen können. Zu groß war die Enttäuschung der Fans darüber, dass sich der Franzose erneut dagegen entschied, mit dem Verein europäisch zu spielen und die finanziell lukrativere Option in Dortmund zu wählen, die ihm aber eben auch die Chance beschert, erstmalig ins einer Karriere Champions League zu spielen.
Die Anhänger des 1. FC Köln waren bereit, Modeste ein Denkmal in der Stadt Köln zu errichten, dass durch seinen erneuten Weggang wohl endgültig Risse bekommen hat.
Auch wenn die Ultras beider Fanlager eine innige Fanfreundschaft pflegen: Neben Applaus für den Ehrenfelder Özcan sind Pfiffe am Samstag vorprogrammiert, wenn der Name des einstigen Torjägers fällt, den eine emotionale Rückkehr in die Domstadt erwartet.
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