Alexander Nübel hat es auf Schalke derzeit schwer. Nach seinem schweren Blackout gegen den 1. FC Köln reagieren die Fans mit Pfiffen und "Nübel-raus"-Rufen. Bei Schalke gibt es ausgerechnet vor dem Pokal-Viertelfinale gegen den FC Bayern einiges aufzuarbeiten.
Der FC Schalke steckt sportlich in einer Krise. Nach der starken Hinrunde scheinen den Königsblauen in der Rückrunde Ideen, Leichtigkeit und Torgefahr abhanden gekommen zu sein. In den vergangenen sechs Liga-Partien schossen die Schalker lediglich einen Treffer und holten so nur drei Punkte. Den Anschluss an die Champions-League-Plätze hat das Team von Trainer David Wagner längst verloren.
Nübel-Ausrutscher besiegelt Pleite gegen Köln
Als wäre das nicht genug für den Pott-Klub, verdunkelt sich langsam auch die Stimmung im eigenen Fanlager. Nebst schlechter Ergebnisse und Leistungen hat dies vor allem einen Auslöser: Keeper Alexander Nübel. Der 23-Jährige leistete sich nach einer Pannen-Serie bei der 0:5-Klatsche gegen RB Leipzig auch gegen den 1. FC Köln einen schweren Fauxpas.
Beim Stand von 2:0 für die Geißböcke zog Florian Kainz aus spitzem Winkel ab. Der zentrale Schuss des Angreifers brachte eigentlich wenig Gefahr mit sich - eigentlich. Beim Versuch, den Ball aufzunehmen, wurde Nübel hektisch und haute sich die Kugel selbst durch die Beine. Das Leder kullerte hinter dem Torhüter zum 0:3-Endstand über die Linie.
S04-Fans haben wenig Erbarmen mit Nübel
"Natürlich tut es mir leid für ihn, aber wir haben dadurch ein wichtiges Tor gemacht", erklärte Kainz nach der Partie am Sky Mikrofon. Während die Aktion für den Kölner mit ein paar Sätzen abgehandelt ist, nimmt das Thema für die Schalker jetzt so richtig Fahrt auf.
Schon während des Spiels hallte es aus dem Gästeblock "Nübel-raus"-Rufe und Pfiffe für den Torhüter. Die ekstatischen Effzeh-Fans taten ihr übriges und jubelten höhnisch bei jedem weiteren Ballkontakt des S04-Schlussmannes. Nübel beendete die Partie in dem Wissen, dass harte Tage auf ihn zukommen, mit Tränen in den Augen.
Die mit eigenen Spielern oft auch gnädig umgehenden Schalke-Anhänger haben mittlerweil wenig Mitleid mit dem Keeper. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Nicht die Orientierungslosigkeit gegen Leipzig, nicht der Blackout gegen Köln: Nübel wechselt zur kommenden Saison ablösefrei zum FC Bayern.
Schöpf stellt sich vor Nübel: "Einer von uns"
Dass dies derart bösartige Reaktionen auslöst, stößt bei Nübels Mitspielern auf wenig Verständnis. "Ich finde es sehr schade und traurig, wie die Fans reagieren. Alex ist auch nur ein Mensch und macht Fehler", bedauerte Alessandro Schöpf nach der Partie und stärkte seinem Kollegen im Namen der ganzen Mannschaft den Rücken: "Er hat alles gemacht und gegeben für den Verein. Er ist einer von uns."
Nübels Wechsel zum deutschen Rekordmeister ist in Schöpfs Augen "völlig legitim". Die jüngsten Patzer könnten den Torwart aber durchaus schwerer treffen. Beim FCB wartet mit Manuel Neuer ein Konkurrent, der nicht allzu bald seinen Platz räumen wird. Auch für Schalke stellt sich langsam wieder die Frage: Wer soll ins Tor?
Wer steht gegen Bayern im Tor? Wagner hält sich bedeckt
Schalke spielt im Pokal als nächstes ausgerechnet gegen den neuen Arbeitgeber Nübels (am Dienstag ab 20:30 Uhr LIVE auf Sky Sport 1 HD und mit Sky Ticket im Stream). Eine Entscheidung bezüglich der Torhüter ließ sich Trainer Wagner noch nicht entlocken: "Das ist im Moment nicht in meinem Kopf. Wir haben gerade 0:3 verloren und müssen jetzt schauen, wie wir mit dem Spiel umgehen. Wenn wir dann über Bayern nachdenken, dann denken wir auch erst über eine mögliche Aufstellung nach."
Schon zum Rückrundenstart kam die Debatte auf, ob man wegen des feststehenden Abgang Nübels fortan auf die Dienste von Schubert setzen sollte. Doch nach dessen Fehlern beim 0:5 gegen Bayern und seinem folgenden verletzungsbedingten Ausfall beantwortete sich die Frage von selbst. Doch nun ist Schubert wieder fit.
Verletztenmisere und Torflaute als Gipfel der derzeitigen Krise
Anders als andere wichtige Leistungsträger der Gelsenkirchener, deren Fehlen die Krise weiter verschärft. Nach Top-Torjäger Suat Serdar, Salif Sane und Benjamin Stambouli verletzte sich mit Omar Mascarell nun auch der Kapitän schwer. Der Mittelfeldspieler fällt für den Rest der Saison aus. Bei Ozan Kabak herrscht noch Unklarheit.
Die Verletzungsmisere, eine extreme Torflaute und nun der Wirbel um den Torhüterposten: Wenn der FC Schalke 04 nicht schnell für Ruhe sorgt, ist der europäische Wettbewerb in der kommenden Saison ernsthaft in Gefahr.
