Alonso vor Bayern-Kracher: Der heimliche Superstar der Liga
25.10.2023 | 12:14 Uhr
Mit dem FC Bayern gewann Xabi Alonso als Spieler drei Meistertitel. Als Trainer von Bayer Leverkusen will er seinen ehemaligen Klub im Spitzenspiel am Abend (20.30 Uhr im Liveticker, Highlights um 22:30 Uhr) - wie schon im März - ärgern. Der hätte ihn bereits einmal gerne als Chefcoach verpflichtet.
Xabi Alonso hält es nicht an der Seitenlinie. "No! No! No! No!". Er läuft auf den Leverkusener Trainingsplatz und übertönt das Rauschen des Windes und der nahen Autobahn. "Come on, guys", ruft er und gestikuliert mit den Armen. Schließlich machen die Spieler das, was er sehen wollte. "Eso es!" ruft er auf Spanisch - "das ist es".
Der ehemalige Mittelfeldstratege geht als Chefcoach immer noch mit wie ein Spieler. Seit seinem Dienstantritt am 5. Oktober vergangenen Jahres ist er bei Bayer Leverkusen zur Identifikationsfigur für Fans und Profis geworden.
"Er ist einer, der hinter uns steht, der mit uns leidet, der sich mit uns freut. Er ist ein Trainer, der ein zwölfter Mann ist", sagt Florian Wirtz im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der 41 Jahre alte gebürtige Baske ist nicht nur wegen seiner Erfolge, sondern auch wegen seiner Persönlichkeit einer, auf den die Spieler voller Respekt hinaufschauen. "Er weiß, was eine Kabine braucht: Professionalität und Disziplin", erklärt Leverkusens Vorstandschef Fernando Carro.
Mit Spaniens Nationalmannschaft wurde Alonso Weltmeister und zweimal Europameister, mit Real Madrid und dem FC Liverpool gewann er die Champions League und mit dem FC Bayern feierte er drei Meistertitel. Er ist der heimliche Superstar der Bundesliga.
In München, wo er vor sechs Jahren seine beeindruckende Spielerkarriere beendete, will Alonso am Abend (20:30 Uhr im Liveticker, XXL Highlights ab 22:30 Uhr auf Sky Sport Bundesliga.) als Trainer ein Ausrufezeichen setzen.
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"Ich habe ein gutes Gefühl für morgen", sagte Alonso vor dem Spitzenspiel am Abend in der Allianz Arena. Wie man den FC Bayern schlägt, hat Alonso in der vergangenen Saison mit seiner Mannschaft gezeigt, als die Leverkusener im März durch zwei verwandelte Strafstöße die Bayern schlugen und mit dafür sorgten, dass der ehemalige Bayern-Trainer Julian Nagelsmann entlassen wurde.
Alonso, der im Herbst 2022 die Nachfolge von Gerardo Seoane antrat, hat die Werkself zu einem Spitzenteam geformt und ihr seinen Stempel aufgedrückt. Die Leverkusener haben wie die Münchner drei Siege in den ersten drei Spielen gefeiert und stehen dank der besseren Tordifferenz an der Tabellenspitze. Vier Dreier zum Saisonstart schafften die Rheinländer noch nie, doch unter Alonsos Regie könnte diese Marke geknackt werden - und vielleicht sogar an der Vorherrschaft des FC Bayern gerüttelt werden?
"Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bayern am Ende der Saison wieder Meister werden, ist die höchste, aber wir werden alles dafür geben, dass endlich ein anderer Meister in Deutschland dasteht", sagte Carro zuletzt im Gespräch mit Sky.
Alonso hat auch dafür gesorgt, dass Leverkusen, das schon lange als gute Adresse für junge Talente bekannt ist, im Sommer auch auf dem Transfermarkt einige Ausrufezeichen gesetzt hat. Unter anderem Granit Xhaka, Jonas Hofmann und Victor Boniface haben die Qualität im Team noch einmal deutlich erhöht. "Der Trainer spielt bei der Entscheidung eines Spielers für einen Verein immer eine wichtige Rolle", erklärt Carro.
Dass auch Alonso Begehrlichkeiten weckt, dessen sind sich die Leverkusener bewusst, doch der Bayer-Boss gibt sich kämpferisch. "Wenn er sich bei uns weiterhin so wohlfühlt, und wenn wir uns mit ihm wohlfühlen, muss erst mal ein Klub kommen, bei dem er sagt: 'Ich will da hin'."
Alonso verlängerte im August seinen Vertrag bis 2026, doch die Spekulationen, dass er bei Real Madrid die Nachfolge von Carlo Ancelotti antreten könnte, halten sich hartnäckig. Auch der FC Bayern hatte seine Fühler bereits nach ihm ausgestreckt.
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"Ich habe es mir immer gewünscht, dass er eines Tages Trainer wird", schwärmte Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge erst im März von Alonso und verriet der tz, dass der "hochintelligente Mensch" zu Zeiten von Trainer Niko Kovac fast zurück an die Isar gekommen wäre: "Uli Hoeneß und ich hatten überlegt, ihn als Co-Trainer zu Bayern München zu holen. Das hat damals nicht funktioniert." Alonso, der zuvor in der Jugend von Real Madrid als Trainer gearbeitet hatte, entschloss sich aber zunächst Erfahrungen als Chefcoach bei seinem Heimatverein Real Sociedad zu sammeln.
Während Alonso seit seinem Wechsel nach Leverkusen in kürzester Zeit zur Identifikationsfigur seines Klubs geworden ist, scheint Thomas Tuchel in München einen vergleichsweise schweren Stand zu haben. Sollte es sportlich beim Rekordmeister nicht laufen, könnte Alonso bald wieder ein Thema werden.
"Ich habe schöne Erinnerungen an meine Zeit bei den Bayern", sagte er am Donnerstag, "es waren meine letzten drei Jahre als Spieler. Außerdem konnte ich mich dort unter Pep Guardiola sehr gut auf meinen Wunsch, Trainer zu werden, vorbereiten und viel lernen."
Tuchel überrascht Alonsos Entwicklung nicht: "Man konnte schon zu seiner Spielerzeit erahnen, dass er ein guter Trainer werden kann", sagte der 50-Jährige am Vortag des Spitzenspiels: "Ich habe von ihm als Spieler beim Zusehen viel über Fußball gelernt. Er war überall eine prägende Figur."
Zwar hat Tuchel als Chefcoach im Gegensatz zu Alonso schon internationale und nationale Titel gewonnen, beim direkten Vergleich der beiden Trainer in der Bundesliga pro Spiel sticht Alonso allerdings seinen Kollegen aus:
Bayer erzielte unter Alonso mehr als zwei Tore pro Bundesligaspiel (2,03), gewann 55 Prozent der Partien und kassierte 1,24 Gegentore pro Spiel. Tuchel erzielte mit seinen BL-Teams 1,65 Tore pro Spiel, gewann 46 Prozent der Partien und kassierte 1,27 Gegentore pro Spiel. Die Fans dürfen gespannt sein, wer am Abend seine Siegesserie fortsetzen wird.
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