BVB tastet sich ans "M"-Wort heran: Deshalb sind die Borussen zurück
30.01.2023 | 14:25 Uhr
Nach dem 2:0-Erfolg gegen Bayer Leverkusen mischt der BVB plötzlich wieder im Titelrennen mit. Grund dafür ist ein Wandel innerhalb der Mannschaft, der auf verschiedenen Positionen anfängt Früchte zu tragen.
Der BVB ist mit drei Siegen aus drei Spielen optimal in das neue Kalenderjahr gestartet. Nach den umkämpften und durchaus glücklichen Dreiern gegen den FC Augsburg (4:3) und den FSV Mainz (2:1) zeigten die Schwarz-Gelben am Sonntag einen souveränen Auftritt in Leverkusen.
Die Truppe von Edin Terzic präsentierte sich abgeklärt, wirkte reifer als noch in der Hinrunde. Das Ergebnishoch der Dortmunder hat viele Gründe, die zusammen den nächsten Entwicklungsschritt im Team ergeben. Ein Schritt, der angesichts von Platz sechs und neun Zählern Rückstand zu Tabellenführer München zur Winterpause zwingend nötig war, um in das Rennen um die Meisterschaft zurückzukehren.
Nach zuletzt drei Unentschieden der Bayern beträgt der Rückstand der Borussen plötzlich nur noch drei Punkte. Nachdem die Dortmunder es in den vergangenen Jahren stets verpassten, die Schwächephase des Rivalen aus dem Süden zu nutzen, ist der BVB in diesem Jahr zur Stelle. Beim 2:0-Sieg gegen Leverkusen zeigten die Dortmunder, warum in diesem Jahr noch mit ihnen zu rechnen ist.
"Der Sieg gefällt uns und dass wir mit drei Siegen in das Jahr gestartet sind, gefällt uns auch. Wir haben noch ein paar Themen, wir machen uns nicht besser, als wir sind. Wir sind zufrieden mit den neun Punkten", konstatierte Trainer Terzic nach der Partie bei DAZN. Während der BVB bei einigen Themen noch nachbessern muss, sind die ersten richtigen Schritte gegangen.
Mit dem gelungenen Startelf-Debüt von Sebastien Haller wurde gegen Leverkusen deutlich, dass der Stürmer den Dortmundern ein völlig neues Spielelement geben kann. Der bullige Angreifer macht die Bälle gut fest, zieht Gegenspieler auf sich und schafft so Räume für die schnellen Flügelstürmer um Karim Adeyemi.
Der Youngster durfte nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 erstmals in der Bundesliga für die Schwarz-Gelben jubeln. Ein Teil des Tores gehört aber Haller, der die Kugel nach einer scharfen Hereingabe von Außen für seinen Teamkollegen durchließ. "Er hatte den Anteil am 1:0. Man merkt, dass er lange nicht auf dem Platz stand. Aber auch seine Präsenz ist bemerkbar", freute sich Terzic über seinen "neuen" Angreifer.
Neben Haller durfte am Sonntag überraschend auch Marius Wolf von Beginn an ran. Der 27-Jährige startete als Rechtsverteidiger. Julian Ryerson, der in diesem Winter für rund fünf Millionen Euro von Union Berlin gekommen war, wich auf die ungelernte linke Seite aus. Der Neuzugang erwies sich gegen Bayer als Allrounder, Terzics Schachzug als Glücksgriff.
Wolf lieferte eine Spitzenleistung ab, gewann 88 Prozent seiner Zweikämpfe und hielt seine Seite über weite Strecken sauber. In der Offensive brachte der Außenspieler Zug rein, wenn es nötig war. Das Eigentor von Edmond Tapsoba zum 2:0 der Dortmunder wurde von Wolf initiiert. Dass die defensiv anfälligen Dortmunder nach 90 Minuten ohne Gegentor dastehen, ist auch Verdienst des 27-Jährigen.
Für Wolf und Ryerson musste mit Raphael Guerreiro ein gesetzter BVB-Star plötzlich mit der Bank vorlieb nehmen. Der Portugiese bekam gegen die Werkself keine Spielminute, verfolgte die Partie nach zuletzt schwachen Auftritten lediglich von Außen. Neben ihm: Mats Hummels, Youssoufa Moukoko und Marco Reus, der nach langer Verletzungspause zurück ist.
Die prominent besetzte Bank beweist, dass Terzic nicht nach Namen aufstellt und keine Scheu hat, auch gestandene Profis und Leistungsträger pausieren zu lassen. Ein Luxus, den sich der Coach in der Hinrunde aufgrund von zahlreichen Verletzungen nicht erlauben konnte. "Der ein oder andere wird enttäuscht sein, aber darum geht es nicht. Wichtig ist, dass wir als Team die drei Punkte nach Hause gebracht haben. Es hätte komplett anders laufen können. Das Spiel hat das erfordert und es hat alles gepasst", erklärt Terzic seine Entscheidungen nach Abpfiff.
Neben Haller und Wolf glänzte ein weiterer Dortmund-Star abermals: Gregor Kobel. Der Schlussmann der Borussen ist in dieser Saison ein wichtiger Faktor für die Westfalen. Mit seinen sieben Paraden vereitelte der Schweizer einige Chancen der Leverkusener, die insgesamt 21 Mal zum Abschluss kamen. Der BVB lediglich sieben Mal.
"Wir waren selbstkritisch und wussten, dass wir in den letzten Spielen zu viele Tore kassiert haben. Auch wenn man das Gesamte anguckt, war es zu viel hoch und runter. Es ist super, dass wir zu null gespielt haben und auf dem richtigen Weg sind. Jetzt gilt es, dass wir das mal durchziehen", hielt Kobel nach dem Spiel fest und richtete den Blick bereits auf die kommenden Wochen.
Für den BVB geht es am Samstag mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg weiter (ab 15:15 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 2). Dort gilt es die neuerworbenen Tugenden zu bestätigen. Gelingt das, dürfen die Borussen sich plötzlich wieder Chancen auf die Meisterschaft ausrechnen.
"Man blickt auf die Vereine, die oben stehen. Es sind viele Mannschaften, die um die Champions-League-Plätze oder die Meisterschaft kämpfen. Die letzten drei Spiele hat immer mal jemand Punkte liegengelassen, während wir unsere Chance genutzt haben. Wir gucken uns genau an, was diese Mannschaften machen", tastet sich Kobel langsam an das "M"-Wort heran.
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.