Götzes neue Rolle bei Borussia Dortmund
28.11.2018 | 21:02 Uhr
Lucien Favres Antworten sind nie lang, er benutzt auch gern Phrasen. Als der BVB-Trainer die Qualität von Mario Götze beschreiben sollte, war seine Antwort besonders kurz.
"Er spürt Fußball", sagte Favre am Dienstag auf der Pressekonferenz vor dem Rückspiel in der Champions League gegen den FC Brügge (ab 21:00 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport 2 & HD, Sky Sport UHD, Sky Go & im Live Stream auf Sky Ticket sowie im Liveticker.)
Auch auf Nachfrage ließ sich der wortkarge Schweizer kaum mehr über Götze entlocken. "Es ist einfach so. Er spürt Fußball. Und ergibt alles."
Für Favres Verhältnisse ein großes Lob. Dabei schien das Gespür des BVB-Trainers für Götze zu Beginn seiner Arbeit in Dortmund nicht besonders ausgeprägt zu sein.
In den ersten drei Bundesligaspielen saß Götze auf der Bank. Nur beim 2:1 im Pokal bei Greuther Fürth durfte er ran. Danach musste er fast einen Monat auf seinen nächsten Einsatz warten.
Im Champions-League-Hinspiel in Brügge stand er in der Startelf, doch nach einem schwachen Auftritt stand er in den nächsten zwei Bundesligaspielen nicht einmal im Kader und fehlte dann wegen einer Erkrankung.
Götze schien am Ende seiner Zeit in Dortmund angekommen zu sein, doch dann kam der Wendepunkt: Beim 4:3-Sieg gegen den FC Augsburg kam er als Joker ins Spiel, erzielte kurz danach ein Tor und wurde anschließen von den Fans in der Südkurve gefeiert.
"Das war ein sehr emotionales Spiel, schon allein, weil mein kleiner Bruder auf der anderen Seite gespielt hat. Aber es war auch so besonders: schon beim Warmmachen, bei der Einwechslung, dass wir am Ende noch gewinnen. Es war ein tolles Spiel für mich", blickte Götze auf die Partie vom 6. Oktober zurück.
Seit damals stand der 26-Jährige in jedem Spiel, in dem er fit war, auch auf dem Platz. Mit unermüdlichem Einsatz hatte Götze den Trainer überzeugt - und Favre hatte endlich die Rolle für den WM-Helden von 2014 gefunden.
Nicht die des Virtuosen, sondern die des Arbeiters, der den Gegner beschäftigt und seine Mitspieler gut aussehen lässt.
Beim 3:2 gegen den FC Bayern arbeitete Götze viel, spielte einen Traumpass zur ersten Großchance von Marco Reus und machte nach einer Stunde Platz für Paco Alcacer. Der Spanier erzielte den Siegtreffer und wurde gefeiert. Beim 2:1 in Mainz war es ähnlich: Götze ging nach 64 Minuten, Alcacer kam und traf zwei Minuten später zum 1:0.
Götze kann mit dieser Arbeitsteilung leben. "Für mich ist es gut, dass ich meinen Teil beitragen kann. Wenn ich dann nach der 60. Minute müde bin, Paco kommt rein und macht das Tor, dann ist das für die Mannschaft und mich nicht schlecht", sagte er am Dienstag.
Ob es auch im Rückspiel gegen Brügge so sein wird, bleibt abzuwarten.
Bisher standen beide in der Champions League noch gar nicht zusammen auf dem Platz. Götze spielte in Brügge und im Hinspiel gegen Atletico, Alcacer gegen Monaco und im Rückspiel bei Atletico. In Madrid kam Götze für den Spanier.
Die Rolle des Teilzeitarbeiters macht Götze nichts aus. "Ich will natürlich immer spielen. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft gewinnen und jeder seinen Teil dazu beiträgt", stellt er den Mannschaftsgedanken über eigene Interessen.
Dieser Zusammenhalt ist auch ein Grund dafür, dass der BVB in der Bundesliga auf Platz eins steht und in der Champions League nur noch einen Punkt vom Erreichen des Achtelfinales entfernt ist.
"Schön, dass es bis jetzt so gut gelaufen ist, aber wir wissen, dass es noch ein weiter Weg ist", meint Götze und ergänzt: "Wir denken nur von Spiel zu Spiel."
Lucien Favre hätte es nicht besser sagen können.
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