Jude Bellingham ist mit seinen gerade einmal 17 Jahren nach Youssoufa Moukoko der Zweitjüngste im Profi-Kader des BVB, gehört aber dennoch zu den wichtigsten Eckpfeilern. Ein Grund dafür ist sein breitgefächertes Aufgabenfeld, das er als "klassischer" 22-er erfüllt.
Im Fußball ist es schon seit vielen Jahren typisch, dass bestimmte Rückennummern für bestimmte Positionen stehen und so den Aufgabenbereich der jeweiligen Profis beschreiben.
Ein Neuner beispielsweise agiert an vorderster Front - als Stoßstürmer - und hat dabei die Aufgabe, sein Team mit Toren auf die Anzeigetafel zu bringen. Außerdem soll er als Wandspieler auftreten und so eine zusätzliche Anspielstation für seine Mitspieler darstellen.
Auch mit dem klassischen Zehner assoziieren Fußball-Fans einen klaren Typ von Spieler: technisch beschlagen, leichtfüßig, mit einem starken peripheren Blickfeld ausgestattet, um so die Mitspieler mit überraschenden Schnittstellenpässen in Szene zu setzen. Eigene Torgefahr rundet dieses Profil ab.
Polyvalenter Bellingham ist eine "klassische" 22
Ein bestimmtes Profil hat auch Dortmunds Youngster Bellingham zu bieten - nämlich das einer klassischen Nummer 22. Viele fragen sich nun: 22 - welche Position soll diese Rückennummer denn wiederspiegeln? Und ja, die Frage ist berechtigt, denn eine klassische Position gibt es in diesem Sinne nicht für einen Profi mit der Rückennummer Bellinghams. Dennoch spiegelt sie ganz klar wieder, was der junge Engländer auf den Fußballplatz im Stande zu leisten ist und welche Polyvalenz der 17-Jährige verkörpert.
Mike Dodds, sein ehemaliger Jugendtrainer bei Birmingham City erklärte in der Vergangenheit gegenüber The Athletic, was genau hinter der Rückennummer Bellinghams steckt. "Ich werde nie vergessen, wie wir einmal in einer seiner Nachbesprechungen darüber gesprochen haben, wie er sich selbst sehen will. Er sagte, er will eine Nummer zehn sein. Ich antwortete: 'Ich denke, du kannst eher eine 22 sein.' Daraufhin fragte er mich, was das bedeuten soll und ich sagte: 'Du kannst eine Nummer vier, Nummer acht und Nummer zehn sein - jemand, der alles kann.'"
Bellingham mit den meisten Einsätzen im zentralen Mittelfeld
Und genau das zeigt Bellingham in einer namhaften BVB-Mannschaft fast Woche für Woche. Trotz zahlreicher Konkurrenz - besonders im zentralen Mittelfeld mit Emre Can, Axel Witsel, Thomas Delaney und Mo Dahoud - bringt es Bellingham in dieser Saison wettbewerbsübergreifend bereits auf 38 Pflichtspieleinsätze und damit auf die meisten der aufgelisteten Profis.
Dies liegt unter anderem auch an den vielfältigen Fähigkeiten Bellinghams, der, wie es sein ehemaliger Jugendtrainer beschrieben hat, im Zentrum nahezu jede Rolle einnehmen kann und dies auch immer wieder unter Beweis stellt.
Als Nummer vier gelte es, "die weniger schönen Aufgaben auf dem Feld zu übernehmen: das Spiel unterbinden, rennen, Zweikämpfe führen", erklärte Dodds. Alles Aspekte, die Bellingham Partie für Partie beherzigt und ausübt. Dies zeigte sich jüngst im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester City, als Bellingham (Sky Note 2) die meisten Privat-Duell aller Borussen führte (14) und läuferisch als absolutes Vorbild diente.
Die BVB-Noten gegen Manchester City zum Durchklicken
Gleiches Bild beim 3:2-Auswärtserfolg beim VfB Stuttgart am vergangenen Samstag. Bellingham gehörte erneut zu den fleißigsten Zweikämpfern bei den Borussen und legte dabei mit 60 Prozent eine mehr als akzeptable Erfolgsquote auf den Platz.
Bellingham aber nur auf seine Zerstörer- und Arbeiterqualitäten zu reduzieren, wäre dem jungen Engländern gegenüber nicht fair. Bellingham ist nämlich noch viel mehr als eine Nummer vier. Er ist auch eine acht - ein klassischer Box-to-Box-Spieler, der nicht nur defensiv sondern auch offensiv kann und quasi als Schaltzentrale sowie Taktgeber im BVB-Spiel fungiert.
Bellingham ist passsicher und spielstark
Was ihm dabei zu Gute kommt, ist seine unheimliche Passsicherheit. Sowohl gegen das spielstarke und Pressing-ausübende ManCity als auch gegen nicht ganz so offensive Schwaben aus Stuttgart glänzte Bellingham mit überragenden Passquoten von knapp 90 Prozent. Gegen den VfB legte er von allen BVB-Startspielern in diesem Bereich die besten Zahlen auf (89,5 Prozent).
Darüberhinaus strahlt Bellingham enorm viel Energie aus. Der junge Engländer kann mit seinen aggressiven Aktionen gegen den Ball seine Mitspieler mitreißen und so ein Initiator für einen Wendepunkt in einem Spiel sein.
Bellingham zeigt Offensivdrang
Es zeigt sich also, dass Bellingham den Vierer kann. Auch den Achter beherrscht der junge Engländer. Und was fehlt noch zur 22? Der Zehner. Und auch die Fähigkeiten besitzt der BVB-Youngster. Kommt Bellingham an den Ball, geht sein Blick zumeist nach vorne. Er sucht oft den direkten Weg in Richtung Tor und setzt so häufig auf den vertikalen Pass. Er ist zwar selten derjenige, der das letzte Zuspiel liefert, doch initiiert er mit seinen Bällen auf die offensiven Außen oder Sturmspitze Erling Haaland die Angriffe.
Der Drang nach vorne zeigt sich aber nicht nur in seinen Zuspielen, sondern auch in seinen Laufwegen. Besonders in den vergangenen beiden Spielen war zu sehen, dass Bellingham immer wieder den Weg Richtung Strafraum sucht und auch verstärkt zum Abschluss kommen will. Gegen Manchester City wurde ihm ein Tor - nach einem beherzten Einsatz gegen Keeper Ederson - noch verwehrt. Gegen Stuttgart konnte er dies aber nachholen und sein erstes Bundesliga-Tor für den BVB erzielen. Außerdem brachte es Bellingham auf stolze fünf Abschlüsse und führte die Schwarz-Gelben so in dieser Statistik an.
Bellingham gegen ManCity gefordert
Bellingham beweist also, dass sein ehemaliger Jugendtrainer damals bei der Rückennummer-Wahl Recht hatte. Mit seinen Fähigkeiten vereint er gleich drei Positionen ineinander, ist damit polyvalent einsetzbar und kann so seine Stärken auf vielfältige Weise ins BVB-Spiel einbringen. Somit macht sich Bellingham für seinen Coach Edin Terzic für das Rückspiel gegen Manchester City (ab 19:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport 2) unverzichtbar.
Fraglich bleibt nur, ob Dortmunds 22 dabei eher als Vierer, Achter oder Zehner agieren wird. Klar ist aber, dass er alle Fähigkeiten im Repertoire hat. Seine Rückennummer erinnert immer wieder daran ...