BVB News: Kader-Luxus für Lucien Favre dank Zagadou und Moukoko
Große Moukoko-Frage & Abwehr-Luxus: BVB hat nun alle Optionen
20.11.2020 | 13:56 Uhr
Endlich ist es soweit: Wunderkind Youssoufa Moukoko wird heute 16 Jahre alt und darf für die BVB-Profis auf Torejagd gehen. Ab jetzt hat Lucien Favre, der auch in der Defensive wieder aus den Vollen schöpfen kann, die Qual der Wahl.
Die Jugendakademie rund um den heutigen Direktor Lars Ricken versprach sich viel davon, Moukoko im Alter von elf Jahren vom FC St. Pauli nach Dortmund zu lotsen. Ein ungewöhnlicher Schritt des BVB, der sonst nicht darauf setzt, Talente schon in so jungen Jahren von der Konkurrenz abzuwerben.
Unaufhaltsam! Moukoko will in der Bundesliga weiter knipsen
Doch auch wenn die Borussen für den Wunderknaben nicht ein "gutes Gesamtpaket dargestellt" hätten, wie Ricken im Gespräch mit Sky meint, wäre seine Reise weitergegangen: "Es war schon klar, dass er neue Herausforderungen braucht und sie auch selbst suchen wird. Wenn nicht beim BVB, dann woanders". Und der BVB hätte eine riesige Chance verpasst. Dass sich der Kurswechsel in diesem Ausnahme-Fall bezahlt gemacht hat, bewies der Stürmer vom ersten Tag an.
Seit 2017 hat der Youngster in den U17- und U19-Wettbewerben rund um Bundesliga, Pokal und UEFA Youth League in 88 Partien unfassbare 141 Treffer erzielt - und damit sämtliche Rekorde gebrochen. Die Westfalen hoffen nun, dass Moukoko bei der rasanten Entwicklung bleibt und bald auch auf der höchsten Spielebene für Beifall sorgt. Das ist ab Samstag gegen die Hertha möglich.
Haaland-Einsatz fraglich: Moukokos große Chance?
Ein Einsatz ist dabei alles andere als ausgeschlossen. Noch immer ist unklar, ob Stamm-Stürmer Erling Haaland von Beginn an spielen kann. Nach seinem Einsatz für die norwegische Nationalmannschaft kam es zu einer langwierigen Quarantäne-Posse, die Spieler und Verein für sich entscheiden konnten. Der 20-Jährige darf spielen, muss nicht in Isolation. Gemeinsames Mannschaftstraining war bis zuletzt allerdings nicht möglich.
Spielt Haaland - oder nicht? Diese Frage dürfte auch für Moukoko von Interesse sein. Zwar wäre ein Bankplatz für den Norweger nicht gleichbedeutend mit einem Startplatz für Moukoko, doch die Chancen darauf würden sich definitiv erhöhen.
Trainer Favre kann also frei wählen, denn auch die Variante mit Marco Reus, Julian Brandt oder Thorgan Hazard in der Spitze hat in dieser Saison überwiegend funktioniert. Wenn der Coach alle überraschen will, würde sich auch eine Doppelspitze Haaland/Moukoko anbieten. In den Dortmund-Spielen mit Dreierkette in der Defensive stürmte Jadon Sancho bereits als Partner des norwegischen Knipsers, das passende System für die außergewöhnliche Aufstellung läge parat.
Zagadou schafft ein Luxus-Problem in der Innenverteidigung
Doch nicht nur in der Offensive dürfte Favre an diesem Wochenende ordentlich ins Grübeln kommen. Von Ex-Kapitän Marcel Schmelzer abgesehen, sind alle Abwehrspieler des Vizemeisters wieder fit und einsatzbereit. Mit Dan-Axel Zagadou meldete sich Ende der vergangenen Woche das letzte Sorgenkind im Teamtraining zurück. Nach über dreimonatiger Pause wegen eines Außenbandrisses im Knie brennt der Franzose auf Einsatzzeit.
Damit stehen dem BVB nach Wochen der Improvisation plötzlich Mats Hummels, Manuel Akanji, Lukasz Piszczek, Emre Can, Zagadou und nach gelungenen Feuertaufen theoretisch sogar Axel Witsel und Thomas Delaney zur Verfügung. Die geballte Ladung Defensiv-Power sollte die kritischen Stimmen der Sommerpause, die nach einem zusätzlichen Innenverteidiger gefordert haben, endgültig verstummen lassen.
Hummels gesetzt - wer ergänzt das Duo?
Und was macht Favre? Die Frage nach der Innenverteidigung ist automatisch eine des Spiel-Systems. Zuletzt ließ der Schweizer in seiner ohnehin favorisierten 4-2-3-1-Formation spielen. Der Übungsleiter war mehr als zufrieden mit den letzten Auftritten, dürfte deshalb wenig daran ändern. Damit gäbe es im Defensivzentrum wohl nur zwei, statt wie zu Beginn der Spielzeit drei freie Plätze im 3-4-2-1-System.
Vermutlich wird Favre vorerst auf das aktuelle Stamm-Duo Akanji und Hummels zurückgreifen. Letzterer ist bei den Westfalen anders als in der deutschen Nationalmannschaft gesetzt. Absoluter Leistungsträger und Führungsspieler - ein klassischer Abwehr-Chef. Akanji wiederum hat nach früheren Formschwankungen endlich Konstanz in sein Spiel gebracht und erfüllt seine Aufgabe als Absicherung für den offensiveren Hummels mehr als ordentlich.
Schwierig wird es, wenn Zagadou wieder bei 100 Prozent ist. In der Rückrunde der vergangenen Saison war der 21-Jährige Stammspieler in der Favre-Elf. Wie Akanji jetzt hatte sich auch der Franzose nach durchwachsenen Wochen in Top-Form gespielt und den Anspruch entwickelt, auch in dieser Saison ein Faktor für das schwarz-gelbe Spiel zu werden. Der am meisten umkämpfe Zweikampf der beiden Verteidiger dürfte in nächster Zeit wohl nicht auf dem Feld, sondern im Wettstreit um den Platz neben Hummels geführt werden.
Neue-alte Doppelsechs: Can zurück auf seiner Stammposition
Für Can, der nach seiner Corona-Infektion wieder im Saft steht, ergibt sich dadurch eine neue Rolle. Zu Beginn der Saison sprang der 26-Jährige meist in der Abwehr ein. Nun, da das gelernte Personal wieder einsatzfähig ist, darf der eigentliche Mittelfeldspieler wohl wieder zurück ins Zentrum.
Obwohl Favre gerade auf der Doppelsechs im Mittelfeld rotiert, dürfte Can in den wichtigen Spielen hier neben Witsel gesetzt sein. Jude Bellingham, Mahmoud Dahoud und Delaney werden dennoch bei den vielen Partien bis Weihnachten ihre Einsatzminuten bekommen.
Sollten Zagadou und Haaland zeitnah fit genug für 90 Minuten sein, steht BVB-Coach Favre erstmals seit langer Zeit das gesamte Potenzial seines Kaders zur Verfügung. Zusätzlich dem wohl größten Sturmtalent Deutschlands: Moukoko.
Ein Grund zur Freude für den Trainer, der mit dieser Mannschaft allerdings ohne Ausnahmen liefern muss. Dafür muss er nun die Luxus-Probleme lösen.