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BVB News: Lars Ricken im Sky Interview zu Youssoufa Moukoko

Ricken über zeitnahes Moukoko-Debüt: "Hat es sich einfach verdient!"

Lars Ricken spricht im exklusiven Sky Interview  über Ausnahme-Talent Youssoufa Moukoko.
Image: Lars Ricken spricht im exklusiven Sky Interview über Ausnahme-Talent Youssoufa Moukoko.  © Sky

Lars Ricken spricht im exklusiven Interview mit Sky Sport über eines der größten Talente in Europa: BVB-Youngster Youssoufa Moukoko. Dabei redet der Dortmunder Nachwuchsdirektor unter anderem über ein zeitnahes Profi-Debüt, die damalige Verpflichtung und anschließend rasante Entwicklung des Youngsters.

Sky Sport: Herr Ricken, können Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Youssoufa Moukoko erinnern?

Lars Ricken: Das ist inzwischen schon eine ganze Weile her. Ich kann mich noch daran erinnern, dass er mit seinen Eltern zu uns gekommen ist und sich alles bei uns angeschaut hat. Er war schon in den ganz jungen Jahren ein extrem aufgeschlossener, neugieriger und wissbegieriger Junge. Er hat viele Fragen gestellt und hatte dabei ein Glänzen in den Augen. Ich glaube, er konnte es schon nach unserem ersten Gespräch kaum erwarten, irgendwann einmal im BVB-Trikot aufzulaufen.

Ich glaube wir haben für ihn ein gutes Gesamtpaket dargestellt.
Lars Ricken über Youssoufa Moukoko

Sky Sport: Ging es Ihnen damals schon genauso, dass Sie kaum erwarten konnten, ihn beim BVB auszubilden?

Ricken: Natürlich ist es unser Anspruch, top-talentierte Spieler hier beim BVB auszubilden. Aber mit ihm war es eine besondere Situation. Er war damals elf, zwölf Jahre alt. Da ist es normalerweise nicht direkt unser Ziel, solche Spieler von Hamburg hierher zu bringen. Aber da war schon klar, dass er neue Herausforderungen braucht und sie auch selbst suchen wird. Wenn nicht beim BVB, dann woanders. Und ich glaube, wir haben für ihn ein ganz gutes Gesamtpaket dargestellt. Nicht nur, was das Sportliche betrifft, sondern auch, wie wir ihn betreut haben.

Sky Sport: Und wie sah diese Betreuung aus?

Ricken: Er hat damals bei einer Gastfamilie gelebt, bei der die Gasteltern ebenfalls Leistungssportler im Handball waren und die sportliche Anforderungen an die Jungen kennen. Ihr Sohn hat ebenfalls beim BVB gespielt und sie haben auch großen Wert auf die schulische Ausbildung gelegt. Er sollte sich nicht nur auf den Fußball konzentrieren, sondern auch die Chance auf den bestmöglichen Schulabschluss haben. Und sich auch in seiner Persönlichkeit weiterentwickeln. Und ich glaube, es hat sich bewiesen, dass wir ihn in all diesen Bereichen gut betreut haben.

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Sky Sport: Was hat Moukoko damals schon von anderen Spielern seiner Alterskategorie unterschieden?

Ricken: Das ist eigentlich ganz einfach beantwortet: Er hatte eine herausragende Torquote! Er hat bei St. Pauli schon in der U15 gespielt. Es war nicht so, als dass man ihn großartig noch hätte entdecken müssen. Er und seine Qualitäten waren damals schon deutschlandweit bekannt. Das war in erster Linie das Toreschießen. Es war dann unser Ziel und Anspruch, ihn in allen weiteren Dingen weiter auszubilden und voranzubringen.

Das hat man relativ schnell gesehen. Da kann sich keiner auf die Fahne schreiben, dass er das erkannt hat.
Lars Ricken über das große Talent von Youssoufa Moukoko

Sky Sport: Wann war für Sie klar, dass er wohl einer der wenigen ist, die es tatsächlich aus dem Nachwuchsbereich zu den Profis schaffen?

Ricken: Das hat man relativ schnell gesehen. Da kann sich keiner auf die Fahne schreiben, dass er das erkannt hat. Dafür war das Gesamtpaket einfach zu gut. Auch in den jungen Jahren. Er hat auch bei uns in der U15 gespielt und wenn es die Regularien zugelassen hätten, vielleicht sogar schon höher. Klar war die Profimannschaft zu dem Zeitpunkt auch noch weit weg und man hofft immer, dass Talente den Sprung schaffen. Richtige Prognosen sind so früh eigentlich nicht möglich, aber bei ihm war die Hoffnung groß.

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Sky Sport: Wie stolz wären Sie persönlich, wenn Moukoko diesen Sprung zeitnah schafft?

Ricken: Wenn er zeitnah das erste Mal im BVB-Trikot bei den Profis aufläuft, wären alle im Nachwuchsbereich stolz auf ihn. Es gibt kaum einen Spieler im Nachwuchsbereich, dem wir es so sehr gönnen würden wie ihm. Er hat es sich einfach verdient. Er ist ein einfach extrem bodenständiger, umgänglicher und cleverer Kerl. Und er war nie der Spieler, der sich nur auf sein Talent verlassen hat. Es wird jungen Spielern oftmals vorgeworfen, sich darauf auszuruhen, aber er hat sich jedes Jahr konstant weiterentwickelt. Er hat inzwischen über vier, fünf Jahre seine Tore geschossen und sich körperlich sehr gut weiterentwickelt. Zum einen, weil er viel dafür tut und zum anderen, weil er extrem professionell und diszipliniert ist. Er ist teilweise schon um sieben Uhr morgens im Kraftraum. Er hat alles für den Sprung in den Profibereich getan.

Sky Sport: Wo große Möglichkeiten sind, sind oft auch viele Gefahren. Wo sehen Sie diese, wenn ein so junger Bursche dann eventuell schon in die Bundesliga geworfen wird?

Ricken: Man hört immer wieder mal Fragen, ob das alles so gesund ist. Und die sind auch berechtigt, wenn man bedenkt, dass Youssoufa gerade einmal 16 Jahre alt wird. Aber da ist zum einen das Körperliche, da hat er in den letzten Jahren schon so viele Einsätze und Spielminuten gehabt wie kein anderer Jugendspieler in Deutschland und hat schon ohne Anpassungsschwierigkeiten bei den Profis mittrainiert. Das ist die pure Verantwortung der Vereine, bewusst mit solchen jungen Spielern umzugehen. Und da sind beim BVB mit Verantwortlichen wie Lucien Favre und Michael Zorc zwei erfahrene Profis, die schon viele junge Spieler begleitet haben. Wir werden ihn da schon behutsam aufbauen und nicht nur weil Erling Haaland mal nicht spielen kann, die komplette Last auf seine Schultern legen. Ich glaube, solche Talente sind beim BVB in sehr guter Obhut, das haben wir in der Vergangenheit schon gezeigt.

Sky Sport: Sie haben es gerade bereits angesprochen: Es gibt immer Leute, die der Meinung sind, dass der Profibereich im Alter von 16, 17 Jahren zu früh kommt. Es gibt sogar Studien, die belegen, dass auf sehr frühe Einstiege oft schlechtere Karrieren folgen. Gilt im Falle eines Talentes wie Moukoko dann die Ausnahme?

Ricken: Du musst im Fußball immer - wirklich immer - den Einzelfall nehmen. Wir haben für Youssoufa auch dank Abänderung der Alters-Regularien eine Option extra eingebaut. Sodass er schon früher mit Anfang 16 bei den Profis mitspielen kann. Damit haben wir einen Wettbewerbsvorteil, den andere Ligen bereits hatten, eingeholt. In England, Spanien oder Italien war das schon immer, teilweise sogar mit 15 Jahren möglich. Jetzt können wir solch herausragenden Talenten des deutschen Fußballs einfach die Möglichkeit geben, die nächste Stufe zu nehmen. Das heißt sicher nicht, dass in den nächsten Jahren die 16-Jährigen die Bundesliga fluten werden. Das heißt vermutlich, dass es in den nächsten fünf Jahren mal ein oder zwei Spieler das schaffen.

Sky Sport: Heißt das auch, dass die U19 für Moukoko derzeit einfach eine Unterforderung ist? Wenn man sich die Torschützenlisten anguckt, steht da eigentlich immer: "Moukoko - drei Tore in einem Spiel". Ist es für seine Entwicklung einfach wichtig, ein paar Klassen höher spielen zu können?

Ricken: Er hat auf diesem Niveau erst in der U17- und dann U19-Bundesliga gezeigt, dass er ein herausragender Spieler ist. Er ist jetzt einfach an der Schwelle, den nächsten Schritt zu machen. Und er hat auch nach seinem 16. Geburtstag und trotz gelegentlichen Einsätzen in der Bundesliga noch die Möglichkeit, in kleineren Klassen für uns zu spielen. Wir hätten ihm auch gerne ermöglicht, für die U23 zu spielen. Aber das haben die Regularien nicht zugelassen. Die überspringt er jetzt.

Er kann es kaum erwarten, sein Schaffensvermögen auf der ganz großen Bühne zu beweisen.
Lars Ricken über die Motivation von Youssoufa Moukoko

Sky Sport: Sie haben jüngst gesagt, dass Moukoko noch ein paar Schwächen hat. Welche wären das?

Ricken: Als Stürmer geht es nicht immer nur darum, Tore zu schießen. Am Ende haben wir ihn nicht mehr daran gemessen. Es geht auch darum, wie du deine Mitspieler ins Kombinationsspiel mit einbeziehst und auch mal diese in Szene setzt, besser macht. Wie arbeitest du gegen den Ball? Da haben wir noch mit ihm dran gearbeitet. Am Ende ist dafür auch die Eigenmotivation der Spieler notwendig - und die hat er mitgebracht.

Sky Sport: Sie waren selbst einmal eines der ganz großen Talente der Bundesliga. Können Sie ihm dafür bestimmte Ratschläge mit auf den Weg geben?

Ricken: Das ist echt schwierig. Ich will nicht so herüberkommen, als ob ich das alles selbst durchgemacht habe und früher war ja eh alles besser (schmunzelt). Es geht letztlich nur darum, dem Spieler die Rahmenbedingungen zu schaffen, zum besten Spieler zu werden, der sie sein können.

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Sky Sport: Wie ist dann Ihr persönliches Verhältnis zu ihm?

Ricken: Ich glaube schon, dass wir ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben und er sehr viel zugehört hat. Aber er selbst hat noch nicht zu viele Interviews gegeben, da haben wir auch viel Wert drauf gelegt. Wenn es so weit ist, wird man schnell merken, wie fokussiert er schon ist. Wie erwachsen er in jungen Jahren schon ist, wie viel er aufgesaugt hat. Er kann es kaum erwarten, sein Schaffensvermögen auf der ganz großen Bühne zeigen zu können.

Sky Sport: Und Sie sicher auch nicht ...

Ricken: Wir würden uns alle enorm freuen. Er hat es sich einfach verdient.

Das Interview führte Jesco von Eichmann.

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