"Überperformer" garantieren Spektakel! Das eint die Adler & Azzurri
21.02.2023 | 15:22 Uhr
Sie sind selbstbewusst und glänzen gänzlich ohne Stars: Eintracht Frankfurt und Napoli spielen eine großartige Saison - nun treffen die beiden "Überperformer" in der Königsklasse aufeinander. Fünf Dinge, die die Adler aus Hessen und die Azzurri aus Kampanien gemein haben.
Wenn Schiedsrichter Artur Soares Dias die Partie des Champions League-Achtelfinals zwischen Eintracht Frankfurt und SSC Neapel am Dienstagabend (21.02., ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker auf Sky Sport) eröffnet, dürfte das Waldstadion samt seinen 51.500 Zuschauern auf den Rängen vor Ekstase wohl nur so explodieren. Seit der Auslosung dieser Begegnung fiebern die Anhänger der Eintracht dem Duell mit Napoli brennend entgegen. Die Tickets sind seit Wochen ausverkauft und die gesamte Stadt ist voller Vorfreude auf diese traditionsreiche und verheißungsvolle Partie.
Auf dem Rasen verspricht die Begegnung des Tabellenführers aus Italien und dem Europa-League-Gewinner der vergangenen Saison Tempo, Spektakel und geballte Offensiv-Power. Die Eintracht ist überzeugend in das neue Jahr gestartet und kämpft aktuell um eine Platzierung auf den Champions-League-Rängen der Bundesliga. Auf der anderen Seite ist die Societa Sportiva Calcio Neapel dem Tabellenzweiten Inter Mailand nach dem 23. Spieltag bereits um überwältigende 15 Punkte enteilt.
Es fällt zunehmend schwer, sich nach Ablauf dieser Spielzeit einen anderen italienischen Meister vorzustellen als die SSC. 33 Jahre nach Diego Armando Maradona und dem letztmaligen Gewinn des Scudetto darf in der so stolzen Stadt unterhalb des Vesuvs endlich wieder geträumt werden. Die Gründe für die Erfolgsgeschichten sind auf beiden Seiten vielseitig - dabei haben die Königsklassen-Kontrahenten auf wie neben dem Rasen durchaus einiges gemein.
So machte Neapel im vergangenen Sommer einen gewaltigen Umbruch durch. Langjährige und verdiente Größen wie Kalidou Koulibaly, Fabian Ruiz, Lorenzo Insigne oder Dries Mertens verließen den Verein und hinterließen eine gewaltige Lücke im Kader der Azzurri. Die Verantwortlichen wussten diese jedoch mustergültig zu stopfen - mit Neuzugängen wie dem Georgier Khvicha Kvaratskhelia, dem Südkoreaner Min-jae Kim oder Giovanni Simeone etwa, die in dieser Saison allesamt absolut herausragen und unter Trainer Luciano Spalletti bereits unersetzliche Säulen sind.
Ähnliches gilt für die Eintracht aus Frankfurt. Die Sommer-Abgänge von Filip Kostic, Martin Hinteregger oder Danny da Costa stellten die Verantwortlichen vor Herausforderungen. Mit Randal Kolo Muani, Mario Götze, Dina Ebimbe oder etwa Philipp Max, der im Winter nach Frankfurt gelotst werden konnte, bewiesen jedoch auch die Hessen ihr goldenes Händchen bezüglich der eigenen Kaderplanung. Die Neuzugänge der Adler tragen ersichtliche Früchte und waren entscheidend dafür, dass das Spiel unter Trainer Oliver Glasner in dieser Spielzeit bereits so derartig schnell reifen konnte.
Die Neuzugänge beider Teams haben sofort eingeschlagen. Im Kader der beiden CL-Kontrahenten herrscht Harmonie, was auch daran liegt, dass in der Mannschaftsplanung die perfekte Balance zwischen Erfahrung und Talent gefunden wurde. Bei Frankfurt ragen vor allem Kevin Trapp (32), Götze (30) und Sebastian Rode (32) als routinierten Größen empor. Mit Jesper Lindström (22), Ansgar Knauff (21) oder auch dem angesprochenen Ebimbe (22) auf der anderen Seite spielen drei Youngsters in dieser Spielzeit bereits groß auf.
Bei den Neapolitanern sind es in erster Linie Amir Rrahmani (28), Giovanni Di Lorenzo (29) und Matteo Politano (29), die das Spiel unter Coach Spalletti mit Erfahrung füllen. Eljif Elmas (23), Kvaratskhelia, der in Fankreisen bereits ehrwürdig Kvaradona genannt wird, und Victor Osimhen (24) sind andererseits die Gesichter der jungen Durchstarter bei Neapel.
Sowohl im Dress der Eintracht als auch für Napoli laufen keine ausgewiesenen Superstars oder besonders große Namen auf. Das Spiel beider Teams wird von vielen Schultern getragen. Frankfurt und Neapel glänzen vor allem als Kollektiv und bestechen durch ihren besonderen Teamgeist.
Auf Grundlage dieses hervorragenden Gleichgewichts sowie der Harmonie innerhalb der jeweiligen Kader verwundert es ganz und gar nicht, dass beide Mannschaften vor Selbstvertrauen strotzen. Das Jahr 2023 begann für Napoli mit sieben Siegen in acht Liga-Spielen beinahe perfekt und auch Frankfurt startete mit elf von möglichen 18 Punkten überzeugend in die Bundesliga-Rückrunde.
Dabei dürften vor dieser Saison mit Sicherheit nur wenige auf die Italiener und Hessen im Achtelfinale der Königsklasse gesetzt haben. Denn den größten Namen haben beide Teams im prominent besetzten Teilnehmerfeld dieses Wettbewerbs sicherlich nicht. Doch aufgrund des erfolgreichen bisherigen Saisonverlaufes, der aktuellen Formstärke und weil beide Teams auf dem Rasen bis zuletzt an die eigene Stärke glauben, muss vor allem Neapel, aber auch Frankfurt im Wettbewerb als ernstzunehmender Konkurrent angesehen werden.
Dazu tragen auf beiden Seiten auch zwei unverzichtbare Offensiv-Personalien bei. Napoli-Stürmer Osimhen produziert Tore wie am Fließband und spielt die gesamte Liga schwindelig. Mit 18 Toren und vier Assists in 19 Serie A-Partien spielt der ehemalige Wolfsburger mit 24 Jahren seine Durchbruchssaison - genauso wie der gleichaltrige Kolo Muani bei Eintracht Frankfurt, der mit zehn Toren und zwölf Vorlagen in 20 Liga-Duellen ebenfalls sehr erfolgreich unterwegs ist.
Die beiden gehören derzeit ohne Zweifel zu den besten Stürmern Europas und sind im Spiel ihrer Mannschaften echte X-Faktoren, die Duelle auch im Alleingang entscheiden können. Die Teams sind dadurch offensiv höchstgefährlich, mit Toren sollte im direkten Aufeinandertreffen also definitiv gerechnet werden.
Diese Kombination aus erfolgreicher Kaderplanung, dem Gleichgewicht an Erfahrung und Talent, Selbstvertrauen en masse und den außergewöhnlichen Stürmern sorgt derzeit wenig überraschend für große Begeisterung und Hochgefühle auf Seiten der Fans. Die stolzen Anhänger der SSC lechzen nach dem ersehnten Meistertitel. Die Stimmung bei den Azzurri könnte angesichts des fulminanten Vorsprungs und dieser bislang einzigartigen Saison nicht besser sein.
Und auch die Eintracht schwebt seit dem grandiosen Europa-League-Erfolg der vergangenen Saison auf Wolke sieben. Schon der Einzug ins Achtelfinale ist ein riesiger Erfolg. Mit den Fans im Rücken möchte man die hessische Erfolgsstory mit einem gelungenen Auftakt im Hinspiel des Achtelfinals weiterschreiben.
Bei all diesen Gemeinsamkeiten gibt es auf dem Rasen allerdings einen aus Sicht der Adler möglicherweise entscheidenden Unterschied. So sind die Italiener im Vergleich zur Eintracht defensiv ein echtes Bollwerk. In den 23 Serie-A-Spielen der bisherigen Spielzeit kassierte man gerade einmal 15 Gegentore - bei Frankfurt stehen in 21 Liga-Partien hingegen bereits 29 Gegentreffer zu Buche.
Frankfurt zeigte sich in dieser Spielzeit hinten immer mal wieder anfällig, in der Partie gegen Neapel könnte diese Schwäche mit Hinblick auf die neapolitanische Offensiv-Kompetenz durchaus signifikant sein. Ohnehin darf nicht vergessen werden, dass Napoli mit dem Scudetto vor Augen, dem wohl noch kompletteren Mannschaftsgefüge und den überwältigenden bisherigen Saison-Leistungen zumindest auf dem Papier die Nase im direkten Vergleich vorn haben sollte.
Und dennoch wäre es fatal, die Adler in diesem verheißungsvollen Aufeinandertreffen zu unterschätzen oder frühzeitig abzuschreiben. Immerhin hat Eintracht Frankfurt in der jüngeren Vergangenheit bereits eindrücklich bewiesen, dass sie fähig sind, in großen Wettbewerben große Erfolge zu feiern. Die Frankfurter Fans sollten sich in ihrer Vorfreude auf diese zwei Spiele also definitiv nicht einschränken - auch ihr Support könnte einmal mehr entscheidend sein.
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