Das Hinrunden-Fazit von Hertha BSC - ein Kommentar zur Alten Dame

Plötzlich lebt bei Hertha der große Traum

Hertha BSC hat sich im Saisonverlauf stetig gesteigert - nun lebt sogar ein großer Traum.
Image: Hertha BSC hat sich im Saisonverlauf stetig gesteigert - nun lebt sogar ein großer Traum.  © Imago

Abstieg, zahlreiche Transferbewegungen und Fehlstart in Liga 2! Hertha BSC befand sich im Kalender-Jahr 2023 zwischenzeitlich in einer kritischen und schwierigen Phase. Diese liegt aber mittlerweile hinter der Alten Dame. Es herrscht Hoffnung und Zuversicht - und es lebt ein großer Traum. Ein Kommentar von Berlin-Reporterin Lisa de Ruiter..

Hertha-Fans waren in den letzten Jahren wirklich nicht zu beneiden. Krisen, Skandale, Trainerwechsel - fast täglich wurde über die Berliner berichtet, selten aber nur mit rein sportlichem Bezug. Windhorst, Klinsmann, Millionen, die in den Sand gesetzt wurden, der Spionage-Skandal, die kurze Bobic-Ära, Trainer wie Korkut und Magath, ein neuer Präsident mit Ultra-Vergangenheit und die dritte Amtszeit von Pal Dardai. Und jetzt, im Dezember 2023, nur wenige Monate nach dem letzten Skandal um Keeper Marius Gersbeck, reiben sich selbst die Hertha-Fans die Augen: Denn die Alte Dame ist endlich wieder in Schwung gekommen. Und mehr noch: Der größte Traum aller Fans lebt - und ist realistischer als in all den Jahren zuvor.

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Der Saisonstart der Hertha ließ Schlimmes vermuten. Drei Niederlagen zu Saisonbeginn, ein 4:6 aus Berliner Sicht in Magdeburg am 5. Spieltag. Böse Zungen besangen da schon ein Schicksal, wie es zuletzt Arminia Bielefeld ereilt hat (von der Bundesliga durchgereicht in die 3. Liga). Immer wieder brachte vor allem Trainer Pal Dardai Ruhe in die Diskussionen, betonte immer wieder, dass er ein Zwischenfazit vor Weihnachten ziehen wolle. Er sollte recht behalten.

Hertha-Transformation von "Sauhaufen" zu einem Team

31 Transferbewegungen gab es im Berliner Westen im Sommer. Der Kader wurde - auch aufgrund des sportlichen Abstiegs und der geringen finanziellen Mittel - komplett aussortiert. Und jetzt, nach 17 Spieltagen, haben Verein, Fans und vor allem Mannschaft das Gefühl, dass sich endlich ein Team gebildet hat. Seit neun Pflichtspielen ist Hertha inzwischen ungeschlagen, ist wieder in Schlagdistanz zum Relegationsplatz. Der - von Florian Niederlechner so treffend formulierte - "Sauhaufen" der vergangenen Saison, ist einer leidenschaftlichen Truppe gewichen. Ich habe mit vielen Fans in den letzten Wochen gesprochen, die mir alle das Gleiche gesagt haben: "Endlich macht unsere Hertha wieder Spaß!"

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Das liegt natürlich auch an einem Unterschiedsspieler wie Fabian Reese, der mit seiner individuellen Qualität Spiele entscheidet und als Typ die Fans mitreißt. Das liegt aber auch an Torjäger wie Haris Tabakovic oder Florian Niederlechner, die endlich wieder Berliner Torgefahr ausstrahlen. Verteidiger Toni Leistner, der von den Hertha-Fans aufgrund seiner Union-Vergangenheit nicht gerade herzlich aufgenommen wurde, ist inzwischen Kapitän, hält nach dem letzten Spiel der Hinrunde gegen Osnabrück eine flammende Dankesrede an die Ostkurve und wird von den Fans gefeiert. Tjark Ernst, gerad einmal 20 Jahre alt, hat sich den Status als Nummer 1 im Tor inzwischen redlich verdient. Marton Dardai ist die defensive Allzweck-Waffe, hilft aus, wo er gebraucht wird - ob in der Innenverteidigung oder als Sechser. So langsam greift jedes Rädchen ins andere. Wer hätte das gedacht?

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Hertha-Fans dürfen von Pokalfinale im eigenen Stadion träumen

Die Hoffnungen, dass die Alte Dame in der Rückrunde noch einmal oben angreifen kann, ist real. Was aber noch viel realer ist: Der größte Traum aller Herthaner könnte sich im Kalender-Jahr 2024 endlich erfüllen! Dank einer kämpferischen Leistung im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den HSV, zwei Comeback-Toren und dem Sieg im Elfmeterschießen stehen die Berliner im Viertelfinale des Pokals, erwarten im Heimspiel Kaiserslautern. Eine schwere, aber durchaus machbare Aufgabe. Und da die Big Player wie Bayern, Dortmund und Titelverteidiger Leipzig längst ausgeschieden sind, könnte es mit sportlichem Erfolg und ein bisschen Losglück ins Pokal-Finale gehen. Den 25. Mai 2024, das ist klar, hält sich gerade jeder Hertha-Fan im Kalender frei. Nach gefühlt ewiger Leidenszeit dürfen die Hertha-Fans endlich wieder träumen - wer hätte das noch im Sommer gedacht!?

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