Deutschland nach der Nations League: Gewinner und Verlierer im DFB-Kader
Gewinner und Verlierer: Zwei Newcomer & ein schlampiges Genie
15.06.2022 | 18:10 Uhr
Der klare Sieg gegen Italien in der Nations League überdeckte einige offene Baustellen in Hansi Flicks WM-Kader. Einige Spieler machten aber perfekte Werbung in eigener Sache.
Mit der 5:2-Gala gegen Italien ist der deutschen Nationalmannschaft ein positiver Abschluss des Nations League Blocks gelungen.
Trotz allem bleibt bis zur ersten Partie bei der WM in Katar gegen Japan am 23. November noch viel zu tun. Zu offensichtlich waren die Mängel im deutschen Spiel bei den drei 1:1-Unentschieden zuvor.
Das weiß auch Bundestrainer Hansi Flick: "Das war ein guter Abschluss für uns alle. Im September müssen wir an der einen oder anderen Stellschraube drehen. Denn es war nicht alles gut."
In den beiden letzten Spielen der Nations League Vorrunde im September kann noch einmal nachgebessert werden, ehe Flick seinen Kader für die WM bekanntgibt.
Abgesehen von Torhüter Manuel Neuer, der erneut einige Weltklasse-Paraden aufbot, können sich auch drei weitere Nationalspieler nach ihren gezeigten Leistungen guten Gewissens in den Urlaub verabschieden. Andere dürften ein paar Sorgen mit in die Sommerpause nehmen.
Sky Sport nennt die Gewinner und Verlierer.
Gewinner:
Antonio Rüdiger:
Gegen Ungarn wurde der Real-Neuzugang von Flick geschont und in der Abwehr schmerzlich vermisst. Wie wertvoll er für die deutsche Mannschaft ist, war am Dienstag gegen Italien deutlich zu sehen. Rüdiger verlieh der Viererkette Sicherheit, bewirkte aber auch als Antreiber im Spiel nach vorne einiges.
Was aber noch entscheidender ist: Rüdiger tut der Mannschaft durch seine Persönlichkeit gut. Der 29-Jährige kommuniziert viel auf dem Platz und treibt seine Mitspieler immer wieder an. Deshalb gehört er neben den Bayern-Stars Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Thomas Müller zu den gesetzten Akteuren in Flicks WM-Stammelf. "Er hat eine fantastische Entwicklung gemacht, der Lohn ist, dass er jetzt bei Real Madrid spielen darf", lobte ihn der Bundestrainer schon vor dem Italien-Spiel.
David Raum:
"Er ist die Entdeckung der letzten zwei Jahre. Endlich ist da einer, der auf der linken Seite für Wirbel sorgt", schwärmt Sky Nationalmannschaftsreporter Uli Köhler vom Linksverteidiger.
Gegen die Ungarn sah er auf der linken Abwehrseite zwar mehrfach schlecht aus. Allerdings stimmte beim 1:1 in der Rückwärtsbewegung bei gegnerischen Kontern die Staffelung der gesamten Mannschaft nicht.
Raums Stärke liegt aber ohnehin in der Offensive. Mit 13 Vorlagen in der abgelaufenen Bundesliga-Saison hat er diese Stärke eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Daran knüpfte er auch gegen Italien an. Kimmichs Führungstreffer bereitete der Hoffenheimer mit einer Hereingabe von links direkt vor. Das 3:0 durch Müller leitete er nach einem Sprint in die Tiefe und scharfer Flanke ebenfalls ein. Egal, ob zunächst mit Viererkette und ab der 40. Minute mit Dreierkette, die Italiener fanden kein Mittel gegen ihn.
Kein Wunder, dass auch Borussia Dortmund starkes Interesse an dem 24-Jährigen hat. Ob Raum in der kommenden Saison beim BVB spielt, steht noch nicht fest. Dass er im November bei der WM in Katar für Deutschland im Einsatz sein wird, ist aber nahezu sicher.
Jonas Hofmann:
Mit zwei Treffern gegen England und Ungarn war der Mönchengladbacher der deutsche Lichtblick in den ersten drei Spielen der Nations League. Gegen Italien blieb er an heimischer Wirkungsstätte zwar ohne Treffer. Aber er holte den Elfmeter zum 2:0 heraus und störte beim dritten Tor entscheidend. In dieser Form ist der 29-Jährige auf der rechten Offensivseite aus der Startelf nicht wegzudenken.
Verlierer:
Karim Adeyemi:
Für 30 Millionen Euro hat Borussia Dortmund den Angreifer von RB Salzburg verpflichtet. Doch in der Nations League kam er nur fünf Minuten gegen Ungarn zum Einsatz. Der Wolfsburger Lukas Nmecha hat ihm den Rang als Ersatz-Mittelstürmer abgelaufen.
Flick war auch mit dem Trainingseinsatz des 20-Jährigen in den vergangenen Tagen nicht zufrieden. "Karim muss noch eine Entwicklung machen. Im Moment ist Lukas Nmecha einen Tick weiter vorne und im Training sehr engagiert mit guten Abschlüssen."
Sollte Adeyemi in den kommenden Monaten nicht einen Gang zulegen, wird es schwer für ihn mit der Berufung in den WM-Kader. "Karim muss den nächsten Schritt machen beim BVB", stellte Flick unmissverständlich klar.
Leroy Sane:
Zusammen mit Timo Werner stand der 26-Jährige vor dem Duell mit Italien im Zentrum der Kritik. Flick gab ihm am Dienstag 90 Minuten die Möglichkeit, Selbstbewusstsein zu tanken. Sane war auch wirklich bemüht und gab mehrere Torschüsse ab. Ein Befreiungsschlag durch einen Treffer wie Werner glückte ihm jedoch nicht.
Stattdessen fiel er durch einige schlampige gespielte Pässe auf, die den deutschen Angriffsfluss unterbrachen. Diese Schwäche kostete ihm vor vier Jahren unter Flicks Vorgänger Löw bereits das WM-Ticket.
Flick steht zwar weiterhin zu Sane und betonte vor der Partie gegen Italien: "Jeder Spieler braucht eine gewisse Rückendeckung."
Um seinen Platz im WM-Kader nicht doch noch zu verspielen, sollte Sane aber seine Schlampigkeit abstellen.
Serge Gnabry
Mit 28 Treffern in 41 Länderspielen kann Serge Gnabry eine starke Torquote im DFB-Team vorweisen. In den vier Spielen der Nations League konnte er an diese Quote nicht anknüpfen. Seine unklare Zukunft beim FC Bayern scheint ihn auf dem Platz zu hemmen. Gegen Ungarn fehlte er verletzt.
Und auf seiner angestammten rechten Seite hat ihm Jonas Hofmann den Rang abgelaufen. Diesen Platz muss er sich erst einmal wieder zurück erkämpfen.
Am Dienstag durfte er zumindest 26 Minuten lang mitwirken. Vielleicht auch angestachelt durch die starken Leistungen von Rivale Hofmann zeigte sich Gnabry sehr engagiert und war an den Treffern vier und fünf beteiligt.
Konkurrenz belebt ihn diesem Fall das Geschäft.