DFB-Frauen: Weit einfernt von Gleichstellung , aber die Prämien steigern sich
Vom Kaffeeservice zur Rekordprämie: Frauen noch weit hinter Männern
01.06.2022 | 19:27 Uhr
Am Mittwoch hat der DFB die offiziellen Prämien für die deutschen Fußballerinnen bei der Europameisterschaft im Juli bekannt gegeben. Im Vergleich zum letzten EM-Turnier wurden die Prämien fast verdoppelt, aber die Kluft zu den Männern bleibt weiterhin groß.
Erst im Februar dieses Jahres erreicht die US-Amerikanischen Fußballerinnen und amtierenden Weltmeisterinnen ihr lang ersehntes Ziel: Equal Pay. Seit 2019 hatten Megan Rapinoe, Alex Morgan und ihre Mitstreiterinnen vor Gericht dafür gekämpft. Allerdings heißt das nicht, dass die Prämien für die Teilnahme an großen Turnieren zwischen den Geschlechtern gleich ist. Lediglich die Bezahlung für das Bestreiten der Spiele mit der Nationalmannschaft entspricht nun der selben Summe. Man könnte dies auch als "Aufwandsentschädigung" bezeichnen für die Zeit, die die Spieler nicht mit ihren Vereinen verbringen.
Equal Pay auf dem Vormarsch
Norwegen, Finnland, Brasilien, Australien und Neuseeland gehören ebenfalls zu den Nationen, bei denen die Männer- und Frauennationalmannschaft jeweils gleich bezahlt werden. In Deutschland scheint dies zur Zeit noch undenkbar. Natürlich muss berücksichtigt werden, dass beispielsweise Frauennationalmannschaft der USA als Weltmacht im Fußball gilt. Alleine vier Weltmeistertitel haben die US-Amerikanerinnen vorzuweisen, ihre männlichen Kollegen haben dazu im Gegensatz einen nicht allzu großen Stellenwert im Land.
Kaffeeservice als Prämie ist Geschichte
Dennoch werden beim DFB mit jedem großen Turnier immerhin die Prämien deutlich angehoben. 2013 konnte Deutschland zuletzt die Europameisterschaft gewinnen. Für den Titel erhielt jede Spielerin insgesamt 22.500 Euro. Zum Vergleich: die aktuelle Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gewann 1989 selbst die EM und erhielt als Siegprämie nur ein mittlerweile legendäres Kaffeeservice. Ein Teil davon kann im Fußballmuseum in Dortmund bewundert werden, der restliche Teil ist im Hause Voss-Tecklenburg tatsächlich im Alltag in Gebrauch.
Zu große Unterschiede bei den Einnahmen
Bei der vergangenen EM hätte ein DFB-Spieler im Falle des Titelgewinns satte 400.000 Euro kassiert. Fast die siebenfache Summe bei den Frauen. Aber natürlich wäre es utopisch, alles Finanzielle und vor allem auch das Gehalt im Verein, bei den Fußballern und Fußballerinnen auf eine Stufe zu stellen. Das ist allen Beteiligten bewusst. Auch Nationalspielerin Leupolz (derzeit in Schwangerschaftspause) äußerte sich gegenüber Spox erst Ende letzten Jahres dazu: "Ich finde Equal Pay nicht passend, weil man sehen muss, was die Männer an Geld einbringen und was die Frauen einbringen." Es gehe eher darum, gleiche Bedingungen zu schaffen. Es sei alleine angesichts der Zuschauerzahlen nicht gerechtfertigt, genauso viel wie die Männer zu verdienen, aber die Möglichkeit, in schönen Stadien und auf guten Trainingsplätzen zu trainieren, sollte gegeben sein.
Erste Nutznießerinnen des neuen DFB-Campus
Da dürfen sich die DFB-Frauen schon einmal freuen, denn die Mannschaft wird zur EM-Vorbereitung unter anderem den noch nicht einmal eingeweihten DFB-Campus in Frankfurt nutzen und hat damit beste Bedingungen zur Verfügung. Und auch die Steigerung der Gesamtprämie (bei Gewinn des Titels) von 37.500 Euro auf 60.000 Euro ist zumindest ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
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