Pokal-Aus für Wolfsburg nach Wechsel-Fehler - VfL prüft Berufung
24.08.2021 | 15:56 Uhr
Der VfL Wolfsburg fliegt nach dem Urteil des DFB-Sportgerichts aus dem DFB-Pokal. Grund ist ein Wechsel-Fehler gegen Preußen Münster.
Peinliches Pokalaus am grünen Tisch: Die Wechselpanne von Trainer Mark van Bommel hat den VfL Wolfsburg den Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals gekostet. Wie das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Montag entschied, wird dem Champions-League-Teilnehmer der Sieg in der Erstrundenpartie bei Preußen Münster aberkannt und das Spiel mit 2:0 für den Regionalligisten gewertet.
"Das ist die bitterste Entscheidung, die man als Sportgericht fällen kann. Es blieb uns kein weiterer Spielraum", sagte Stephan Oberholz, stellvertretender Vorsitzender des DFB-Sportgerichtes, nach der fast fünfstündigen Verhandlung in Frankfurt/Main.
Die Verantwortlichen des VfL hätten "leichtfertig" gehandelt und ihre "Grundpflichten gravierend verletzt. Für die Ein- und Auswechslung der Spieler ist jeder Verein selbst verantwortlich." Die Wolfsburger können innerhalb der nächsten 24 Stunden Berufung einlegen. Ursprünglich hatte der Bundesligist die Partie am 8. August nach Verlängerung 3:1 gewonnen.
Die Wölfe hatten auf ein Wiederholungsspiel gehofft. Der Anwalt des VfL, Christoph Schickhardt, bezeichnete diese Möglichkeit vor der Urteilsverkündung als "das einzig faire Ergebnis". Die Preußen, die sich über eine fixe Prämie von rund 257.000 Euro freuen können, warfen den Wolfsburgern ein "internes Organisationsverschulden" bei der Vorbereitung auf die Partie vor.
Die Wolfsburger reagierte bereits enttäuscht auf den Richterspruch. "Der Fall war kompliziert. Ein Wiederholungsspiel wäre gerecht gewesen", sagte Tim Schumacher, VfL-Geschäftsführer Recht. "Wir prüfen, ob wir in Berufung gehen werden."
Ex-Profi van Bommel hatte in seinem ersten Pflichtspiel als Wölfe-Coach sechs statt der erlaubten fünf Spieler eingewechselt. In Münster brachte van Bommel in der 102. Minute beim Spielstand von 1:1 Admir Mehmedi für Maximilian Philipp, obwohl er bereits das Auswechselkontingent ausgeschöpft hatte. Die Preußen legten einen Tag später Einspruch gegen die Spielwertung ein.
Die Wolfsburger Verantwortlichen erklärten am Montag erneut, sie hätten vom Vierten Offiziellen Tobias Fritsch die Freigabe für einen sechsten Wechsel erhalten. Der wiederum versicherte, er habe lediglich auf die Anzahl der verfügbaren Wechselslots hingewiesen. In einem informellen Gespräch zwischen den Vertretern beider Vereine in einer Unterbrechung der Verhandlung war keine Einigung zustande gekommen.
Jede Mannschaft besitzt im DFB-Pokal drei Gelegenheiten während des Spiels und die Halbzeitpause, um insgesamt fünf Wechsel durchzuführen. In der Verlängerung kommt ein vierter Wechselslot dazu. Bei der EM und den Olympischen Spielen in Tokio war eine zusätzliche sechste Einwechslung in der Verlängerung noch gestattet gewesen.
Laut Aussagen der VfL-Verantwortlichen soll Fritsch sowohl van Bommel als auch dem VfL-Torwarttrainer bestätigt haben, dass nach den drei getätigten Wechseln in der regulären Spielzeit noch drei weitere Einwechslungen möglich seien. Man habe sich "auf Aussagen eines Funktionärs verlassen", sagte Wolfsburgs Sportdirektor Marcel Schäfer.
Fritsch wiederum wies die Darstellung zurück. "Ich gehe davon aus, dass es da ein Missverständnis gab", sagte der Vierte Offizielle. Der Fehler, den sechsten Wechsel zuzulassen, sei ihm im "Eifer des Gefechts" unterlaufen und in der Halbzeit der Verlängerung aufgefallen.
"Die Kappe habe ich auf im sportlichen Bereich", sagte Schäfer, der zugab: "Wir haben einen Fehler gemacht." Eine E-Mail des DFB mit den Durchführungsbestimmungen, die in der Woche vor dem Pokalstart an fünf VfL-Vertreter geschickt wurde, habe er nicht erhalten. Auf die Frage des Sitzungsleiters, ob er die Regeln zu Auswechslungen im Pokal kenne, antwortete Schäfer: "Jetzt ja."
Wolfsburgs Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke hatte bereits im Vorfeld personelle Konsequenzen ausgeschlossen. "Wir hatten kurzfristig darüber nachgedacht, alle Beteiligten zu einem Volkshochschul-Grundkurs 'richtig lesen' anzumelden, haben nach reiflicher Überlegung davon aber abgesehen", scherzte der 57-Jährige, der es bei einem verbalen Warnschuss für die sportliche Leitung beließ.
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